Neben und inmitten der populären Bilderbuchproduktion bildete sich eine Sparte heraus, die sich einer auffallend künstlerischen Ästhetik im Bilderbuch widmet. Diese im Folgenden als Kunstbilderbücher bezeichneten Werke richten sich an LeserInnen jeden Alters und erweitern damit die Zielgruppe des Bilderbuches um ein erwachsenes, an der Illustrationskunst interessiertes Publikum.

 

Intertextualität: Treffen unterschiedlicher Medien im Bilderbuch

Illustrationen in Bilderbüchern sind in direktem Zusammenhang mit der Kunst ihrer jeweiligen Zeit zu sehen und zu lesen. "Im Gegensatz zur bildlosen Kinderliteratur liefert das Bilderbuch gewollt oder ungewollt immer auch einen Kommentar zur bestehenden bildästhetischen Kultur."(1) Im Hinblick auf den Zusammenhang des Kunstbilderbuches mit der allgemeinen, bildenden Kunst ist auch der Einfluss anderer Medien auf die Bilderbuchillustration von großer Bedeutung. Diese mit den Begriffen der Intertextualität bzw. Intermedialität (2) bezeichnete Dynamik zwischen Bilderbuchtexten und -illustrationen sowie anderen medialen Einflüssen ist bezeichnend für Bilderbücher, die sich neben einem kindlichen Publikum auch an erwachsene RezipientInnen wenden. Jene doppelt adressierten Werke erzählen zumeist auf den ersten Blick eine einfache und klar nachvollziehbare Handlung. Von dieser deutlichen Grundstruktur abweichend bzw. ausgehend, ergeben sich oftmals weitere Bedeutungs- und Interpretationsebenen, welche nicht selten zusätzlich mit direkten oder indirekten (Bild)Zitaten aus anderen Texten oder Medien (wie Musik, Film oder wiederum den bildenden Künsten) bestückt werden.

 

Umwege: Anspielungsreiche Interpretationsmöglichkeiten

Wolf Erlbruch erzählt in "Nachts" die Geschichte von einem Jungen, der nicht schlafen kann und seinen Vater überredet, mit ihm durch die Nacht zu spazieren. "Was willst du mitten in der Nacht? Nachts wird geschlafen!"(3), fragt der Vater verwundert seinen Sohn. Vordergründig betrachtet, begeben sich also zwei Figuren auf ihren Weg durch die Nacht und passieren dabei unterschiedliche Orte der direkten Umgebung ihres Zuhauses. Wolf Erlbruch gestaltet seine collagierten Illustrationen wie Traumbilder – die Stationen eines Nachtspazierganges werden dabei zu flüchtigen Träumen, welche wiederum an allgemein bekannte Sujets erinnern. Auf einer der Doppelseiten treffen Vater und Sohn beispielsweise auf ein Mädchen in einem altmodisch anmutenden Schürzenkleid. Das Mädchen springt durch einen Reifen, welcher von einem weißen Kaninchen gehalten wird. Ohne ein Wort über Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" verlieren zu müssen, verweist das Bild eindeutig auf diese Figur und eröffnet damit eine weitere Geschichte bzw. einen neuen Handlungsstrang. Der vorerst scheinbar geradlinige Spaziergang der beiden Figuren wird damit durch einen intertextuellen Umweg in Richtung Wunderland erweitert.

 

Zielgruppenerweiterung: Dem Alter sind keine Grenzen gesetzt

Auch Linda Wolfsgruber spielt in ihrem Bilderbuch "Das Nacht ABC", das sich thematisch den einzelnen Buchstaben des Alphabetes widmet, mit aus der Weltliteratur sowie dem Märchen bekannten Figuren. Auf der Seite des Buchstaben D beispielweise schielt Dracula am Rande einer dunkeln Dornenhecke in Dornröschens(4) Richtung. Dieses Kunstbilderbuch wird erst für LeserInnen, welchen die Struktur des ABCs bereit vertraut ist, in seiner Gesamtheit fassbar. Neben seiner Zielgruppe im Volksschulalter kann „Das Nacht-ABC“ auch als schönes Beispiel eines Bilderbuches für Erwachsene gesehen werden, das in seiner Vielfalt an Assoziationen und Begrifflichkeiten Geduld und Durchhaltevermögen im Bilderlesen abverlangt und gerade jene Fähigkeiten mit immer neuen Entdeckungen und Gedankenverknüpfungen belohnt.

 

Anmerkungen:

(1) Jens Thiele: Das Bilderbuch. Ästhetik, Theorie, Analyse, Didaktik, Rezeption. 2. erw. Aufl. Bremen: Universitätsverlag Aschenbeck & Isensee 2003. S. 13.

(2) Ebd. S. 30 - 35.

(3) Wolf Erlbruch: Nachts. 3. Aufl. Wuppertal: Peter Hammer 2000. [Ohne Paginierung]

(4) Linda Wolfsgruber: Das Nacht ABC. Düsseldorf: Sauerländer 2006. [Ohne Paginierung]

 

Literatur:

  • Katrin Feiner: Bilderbuch. Wien: STUBE 2012 [Heidi Lexe (Hg.)/Kathrin Wexberg (Hg.): Reihe Spektrum, Fernkurs Kinder- und Jugendliteratur der Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur, Wien].

 

Zahlreiche Bilderbücher richten sich nicht nur an ein kindliches Lesepublikum, sondern zugleich auch an Erwachsene. Diese "Kunstbilderbücher" begeistern oftmals durch ihre besondere Ästhetik und Illustrationskunst.

AutorIn: 
Andrea Kromoser

Die neue Erfindung führe zu einer verminderten Merkfähigkeit, nachfolgende Generationen seien einer Flut an Informationen ausgesetzt, die sie jedoch weder einordnen noch verstehen und interpretieren können. Hier beklagt kein Kulturkonservativer des 21. Jahrhunderts die Gefahren des Internets; diese sehr gegenwärtig klingende Kritik ist fast zweieinhalb Jahrtausende alt. Sokrates warnte vor der Verbreitung der Schrift – denn wer annehme, dass er aus schriftlichen Aufzeichnungen etwas "Deutliches und Sicheres" entnehmen könne, sei überaus einfältig.(1) Die Parallelen zu den kulturpessimistischen Befunden über die Zukunft des Lesens von heute sind virulent.

 

Digitale Kulturrevolution

Im Hinblick auf die Kulturtechnik Lesen erleben wir ExpertInnen zufolge derzeit die größte Umwälzung seit Erfindung der Schrift. Zweifellos haben technologische Errungenschaften der letzten Zeit – Stichwort Digitalisierung – zu veränderten Formen der Produktion und Konsumation von Texten und Literatur geführt, die von vielen als "kulturelle Revolution" empfunden werden.(2) Das emotional besetzte Objekt Buch wird von GegnerInnen der Digitalisierung zu einem "Symbol für das Gute an unserer Zivilisation" (v)erklärt. Der Niedergang des gedruckten Buchs ist für sie damit gleichbedeutend mit der Gefährdung qualitativ hochwertiger Literatur – und sie fürchten um die kognitiven und sprachlichen Kompetenzen der künftigen Generationen.(3)

 

Lesen ist eine Basiskompetenz – auch im digitalen Zeitalter

Neben gedruckten Büchern gibt es heute eine Vielzahl digitaler Leseangebote. Dabei handelt es sich nicht nur um digitalisierte Printtexte, wie E-Books, Online-Zeitungen und Apps für Zeitschriften und Kinderbücher. Darüber hinaus existieren noch etliche originäre Formen des Online-Lesens: das Surfen und Recherchieren im Internet, das Lesen von E-Mails, SMS, Blogeinträgen, Newslettern, Beiträgen in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter, um nur einige zu nennen. Die oft gehörte Klage über die heutige Jugend, die den ganzen Tag vor dem Computer sitzt oder in ihr Handy starrt, anstatt zu lesen, trifft nicht den Punkt. Um sich der sogenannten "neuen Medien" und ihrer Funktionen bedienen zu können, muss man häufig lesen (und schreiben). "Gerade weil das Lesen mit elektronischen Medien eine unabdingbare Voraussetzung für die Teilhabe an Bildungsangeboten, Arbeitsprozessen, Freizeitaktivitäten und anderen Lebensvollzügen ist, sind die Anforderungen an Lese- und Sprachkompetenz gewachsen und werden mit der noch zunehmenden Digitalisierung weiter ansteigen." (4)

 

Neue Formen des Lesens

Die spezifische Hypertextstruktur des Internet bringt eine grundlegend andere Form des Lesens mit sich. Das klassische Buch steht für sequentielles Lesen, d.h. der Text wird linear als Ganzes gelesen, der Autor führt den Leser gleichsam durch den Text, Sinnzusammenhänge werden durch den Verfasser nahegelegt. Demgegenüber steht die "nicht-lineare Hypertextualität" (5) des Web, die punktuelles Lesen nach sich zieht, der Text wird selektiv und sprunghaft gelesen. Der Verfasser ist nicht mehr alleiniger Schöpfer und Bestimmer über Sinnzusammenhänge; "hypertextuelles Schreiben und Denken [vollzieht sich] in unmittelbarer Interaktion mit dem Schreiben und Denken anderer Menschen. (…) die Interaktionsmöglichkeiten sind unendlich."(6)

 

Gefahr durch Links?

Die Sorge um die Lesekompetenz der Jugend fußt meist auf dem Umstand bzw. der Annahme, dass sich digitales Lesen von der Lektüre gedruckter Texte wesentlich unterscheidet. "Gefahr durch Links" wittert der Pädagoge Reinhard Lindenhahn: Der unerfahrene Jugendliche könne sich sehr leicht in den Untiefen des WorldWideWeb "verirren".(7)


Die Neurowissenschaftlerin Maryanne Wolf warnt ebenfalls vor den "Gefahren des digitalen Lesens".(8) Das Internet schule zwar unsere Fähigkeit zur räumlichen Navigation zwischen Informationen und zur Aufnahme und Gewichtung von großen Wissensmengen. Digitales Lesen ist in ihren Augen aber ein oberflächlicher, von kurzen Aufmerksamkeitsspannen geprägter Vorgang – für Wolf trifft das offenbar nicht nur auf ursprüngliche Online-Inhalte, sondern auch auf E-Books zu. Nur beim Lesen gedruckter Bücher würden wir große Teile beider Gehirn-Hemisphären nutzen und in andere (tiefere) kognitive Zonen vordringen. Sie fürchtet den Effekt, der schon Sokrates Sorgen machte: Das Internet verführe uns dazu, zu glauben, wir wüssten etwas – dabei stünden wir doch erst am Anfang des Erkenntnisprozesses. Kritisches und "tiefes" Lesen würden Kinder nur mit gedruckten Büchern lernen, glaubt Wolf – gesteht aber ein, dass es noch keine neurologischen Daten zu den Effekten digitalen Lesens gebe.

 

Lesen oder Nichtlesen – das ist die Frage

Die Sonderauswertung "Lesen im elektronischen Zeitalter" der PISA-Studie 2009, an der sich Österreich als einziges deutschsprachiges Land beteiligte, legt jedenfalls nahe, dass Lesekompetenz unabhängig vom Trägermedium erworben wird.(9) Je besser die jugendlichen Probanden gedruckte Werke verstanden, desto besser verstanden sie auch digitale Texte. Die "Front" verläuft also womöglich nicht zwischen analog und digital, sondern zwischen Lesen und Nichtlesen. In anderen Worten: Wer gerne liest, tut das auf unterschiedlichsten Medien, dem gedruckten Buch, dem E-Book-Reader oder dem Smartphone.

 

Ergänzung statt Konkurrenz

Der Medienwandel ist nicht zuletzt von großer Relevanz für Bibliotheken und deren Zugang zu Leseförderung. BibliothekarInnen sind gut beraten, digitales Lesen nicht als Konkurrenz zum "wertvollen" Lesen klassischer Printtexte, sondern als sinnvolles komplementäres Angebot zu sehen. Gerade für "leseferne" Jugendliche ist der E-Reader die attraktivere Alternative zum oft als altmodisch empfundenen Buch.(10) Die einschlägigen Maßnahmen (nicht nur) Öffentlicher Bibliotheken müssen sich digitaler Trägermedien und Lesestoffe bedienen, wenn sie die junge Mediengeneration erreichen wollen.

 

 

Anmerkungen:

(1) Platons Dialog Phaidros. Übers., erläutert von Constantin Ritter. Verlag Felix Meiner, Leipzig 1922. 2. durchgesehen und verbesserte Aufl., S. 103 f. In: Platon. Sämtliche Dialoge. Verlag Felix Meiner, Hamburg 1998, Band II.
(2) Christine Grond-Rigler: Der literarische Text als Buch und E-Book, S.7. In: Christine Grond-Rigler, Wolfgang Straub (Hg.): Literatur und Digitalisierung. De Gruyter, Berlin/Boston 2013.
(3) Ebd. S. 9.
(4) Simone C. Ehmig, Lukas Heymann: Die Zukunft des Lesens, S. 256. In: Christine Grond-Rigler, Wolfgang Straub (Hg.): Literatur und Digitalisierung. De Gruyter, Berlin/Boston 2013.
(5) http://www.sandbothe.net/38.html
(6) Ebd.
(7) http://www.lehrer-online.de/dyn/bin/neue_medien_im_du_komplettversion2_322855-322888-1.pdf
(8) http://www.sueddeutsche.de/wissen/hirnforschung-sorgen-sie-fuer-ein-haus-voller-buecher-1.976164
(9) Simone C. Ehmig, Lukas Heymann: Die Zukunft des Lesens, S. 258. In: Christine Grond-Rigler, Wolfgang Straub (Hg.): Literatur und Digitalisierung. De Gruyter, Berlin/Boston 2013.
(10) Ebd. S. 259.

Die digitalen Veränderungen betreffen nicht nur die Produktion, sondern auch die Konsumation von Literatur. Entgegen kulturkonservativen Befürchtungen steigen mit der Digitalisierung die Anforderungen an unsere Lese- und Sprachkompetenz.

AutorIn: 
Monika Reitprecht
Thema des Monats Teaser: 

Die digitalen Veränderungen betreffen nicht nur die Produktion, sondern auch die Konsumation von Literatur. Entgegen kulturkonservativen Befürchtungen steigen mit der Digitalisierung die Anforderungen an unsere Lese- und Sprachkompetenz.

Ich bin kein guter Leser, ich brauche immer mehr Zeit, um mich für ein Buch aufzuraffen, und etwas zu begreifen, das hat vermutlich mit dem Älterwerden zu tun, ich langweile mich schneller, weswegen ich mein Leben verkompliziere, und dann wird alles so kompliziert, dass ich die Details vergesse, auch, was ich da gerade lese, ich vergesse ein Buch augenblicklich, sobald ich es ausgelesen habe, deswegen bin ich kein guter Leser.

 

Ein Leben mit Büchern ist ein Leben mit und in Geschichten. Wer sich schon früh in ihnen wiederfindet und orientieren kann, wird die so gewonnenen Erfahrungen auch in der eigenen Wirklichkeit umsetzen und nutzen. Um die Beschaffenheit von Geschichten und Büchern kennen und lieben zu lernen, ist es nie zu früh! Dafür spricht auch die große Auswahl von Pappbilderbüchern für das Kleinkindalter am Buchmarkt.

 

Elementarbilderbücher: Ein einzelner Apfel erzählt eine Geschichte

In so genannten Elementarbilderbüchern werden zumeist einzelne Gegenstände in den Fokus gerückt. Beispielsweise kann ein in einem Baby- oder Pappbilderbuch ohne weiteren Zusammenhang abgebildeter Apfel dem Kleinkind bereits eine Geschichte erzählen: Erkennt ein Kind das hier abgebildete Ding als einen Gegenstand seiner eigenen Umgebung wieder, wird es diesen mit sich selbst in Zusammenhang bringen und mit Lauten oder ersten Worten begleiten. Das Kind sieht den Apfel und sagt: "Opa Apfel". Ein erster, verbal ausgedrückter Bildleseprozess ist damit vollzogen. Der im Bilderbuch illustrierte Apfel wurde vom Kleinkind mit eigenen Erfahrung bzw. Erinnerungen in Verbindung gebracht; das Kind erzählt in einem Zweiwortsatzes vom gemeinsamen Apfelessen mit dem Großvater.

 

Szenenbilderbücher: Aus vielen (Zu-Bett-Geh-)Szenen wird eine (Gute-Nacht-)Geschichte

Eine einzelne, symbolhafte Illustration kann – wie erläutert – ebenso Teil einer ganzen Geschichte sein wie kurze, einfache Szenerien, welche wiederum in so genannten Szenebilderbüchern in den Vordergrund rücken. Diese (Papp-)Bilderbücher bringen Bewegung in die davor zumeist statischen Illustrationen der Elementarbilderbücher. "Du kannst mit Hummeln schummeln oder mit Hummern schlummern."(1), erzählt beispielsweise der Text einer Doppelseite aus Nadia Buddes "Flosse, Fell und Federbett". In den beiden dazu gestellten Bildern sitzt der in einem Pyjama gekleidete Protagonist Karten spielend mit einer Schar von hämisch grinsenden Hummeln um einen Tisch, während dieselbe Figur am rechten Bild der Seite inmitten einiger, schlafend dargestellter Hummer friedlich schlummert. Die beiden klar voneinander abgegrenzten Illustrationen stellen deutlich nachvollziehbare Szenen dar (welche von der ebenso – durch den Reim – in Struktur gebrachten Sprache verstärkt werden). Nachdem der Held dieser Geschichte viele solcher, sich einander in der erzählerischen Herangehensweise ähnelnder Szenarien durchlebt hat, wird gegen Ende des Buches diese sich wiederholende Struktur aufgehoben. Letztendlich ruht der schon recht müde dreinschauende Protagonist friedlich in seinem Federbett.

 

In Peggy Rathmanns "Gute Nacht, Gorilla" (2) kann hingegen von friedlicher Nachtruhe noch lange nicht die Rede sein. Hier wird fast ganz ohne Text erzählt: ein sichtlich müder Zoowärter wünscht dem Gorilla "Gute Nacht". Während er diesem den Rücken zuwendet, stiehlt ihm der Gorilla seinen Schlüsselbund. Der Gorilla befreit sich und alle anderen Tiere aus den Käfigen. Heimlich begleiten die Zootiere den Wärter bis in sein Schlafzimmer, wo plötzlich – gleich nachdem die Frau des Zoowärters das Licht ausgeknipst hat – ein "Gute Nacht!" aus allen Ecken erklingt. Um die Geschichte – in alle ihrer Komik – erfassen zu können, wird bereits eine gewisse Bildlesekompetenz vorausgesetzt. Denn anstatt der eher lose aneinander gereihten Szenen bei Budde sind in Rathmanns Bildern das Erkennen und Erfassen von Details für das Verstehen des Zusammenhangs von Nöten. Als einzelnes, bedeutungstragendes Requisit fungiert hier der vom Gorilla vom Gürtel des Tierwärters gestohlene Schlüsselbund.

 

Wimmelbilderbücher: Die "ganze" Welt in einem Buch

Eine besondere Form der Aneignung der individuellen Umgebung und der Alltagsereignisse von Kleinkindern bieten die Wimmelbilderbücher der Illustratorin Rotraut Susanne Berner.3 Das oben anhand eines Apfels geschilderte Prinzip des Verknüpfens eines Bildes aus einem Buch mit der eigenen Realität wird hier zu einem komplexen Ganzen erweitert: In den detaillierten Bildern Berners können unendlich viele Geschichten entdeckt und damit unzählige Symbole und Szenarien aus der kindlichen Erfahrungswelt reflektiert werden. Die Welt der jüngsten LeserInnen wird mit jeder dieser erzählten und erfahrenen Geschichten – sowie mit jedem betrachteten Buch – ein kleines Stück größer und aufregender.

 

Anmerkungen:

(1) Nadia Budde: Flosse, Fell und Federbett. 7. Aufl. Wuppertal: Peter Hammer 2013. [Ohne Paginierung]

(2) Peggy Rathmann: Gute Nacht, Gorilla. Frankfurt am Main: Moritz 2006.

(3) Rotraut Susanne Berner: Frühlings-, Sommer-, Herbst-, Winter- und Nachtwimmelbuch. Hildesheim: Gerstenberg 2005 bis 2012.

 

Literatur:

  • Nicola Bardola/Stefan Hauck/Mladen Jandrlic/Susanna Wengeler: Mit Bilderbüchern wächst man besser. Stuttgart: Thienemann 2009.

 

Für Bücher ist niemand zu klein! Baby- und Pappbilderbücher ermöglichen den Jüngsten einen gelungenen Start ins Bücherleben.

AutorIn: 
Andrea Kromoser
Thema des Monats Teaser: 

Ein Leben mit Büchern ist ein Leben mit und in Geschichten. Um die Beschaffenheit von Geschichten und Büchern kennen und lieben zu lernen, ist es nie zu früh! Baby- und Pappbilderbücher ermöglichen bereits den Jüngsten einen gelungenen Start ins Bücherleben.

Zu behaupten, dieser August sei August gewesen, wäre übertrieben. Im Grunde hat er sich als Oktober entpuppt. Mit eindeutiger Tendenz zur meteorologischen Depression.

 

Dabei wäre ja eigentlich vom August als dem klebrigsten Monat im Jahr zu schreiben. Der Status als grausamster ist ja literarisch bekanntlich dem April reserviert.

 

Die Literaturhistorie der Moderne verzeichnet bei der Kurzgeschichte große, noch heute viel gelesene Namen, so unter anderen Anton Tschechow, Franz Kafka, Sherwood Anderson, Ernest Hemingway, F. Scott Fitzgerald, William Faulkner und Katherine Mansfield. Dass die short story bis heute in der angloamerikanischen Literatur überaus präsent und sehr geschätzt ist, hängt auch damit zusammen, dass es noch immer lukrative Publikationsmöglichkeiten und größeren Raum in Publikumsmagazinen wie etwa „The New Yorker“ oder „The Atlantic“ und in Journalen, die in Literaturfakultäten von Universitäten angesiedelt sind, etwa der „Sewanee Review“, gibt.

 

AutorInnen aus aller Welt und der Nobelpreis

Aus diesem Grund nehmen Kurzgeschichten einen beträchtlichen, wenn nicht sogar überwiegenden Teil im Schaffen der Engländer Roald Dahl, Rudyard Kipling oder V. S. Pritchett ein. Jenseits des Atlantiks findet man sie im Werk Grace Paleys, John Cheevers und John Updikes, Raymond Carvers und Harold Brodkeys, Donald Barthelmes, Tobias Wolffs, Paula Fox’ und Deborah Eisenbergs. Aber auch Jüngere wie Sherman Alexie, Junot Díaz, Sandra Cisneros, Nathan Englander und Lorrie Moore sind der Kurzgeschichte zugetan.

 

Südamerika kann mit Jorge Luis Borges, Horacio Quiroga („Die Wildnis des Lebens“, 2010), Adolfo Bioy Casares, Felisberto Hernández („Die Frau, die mir gleicht“, 2006) und Julio Cortázar Kurzgeschichtenautoren des 20. Jahrhunderts von Weltrang vorweisen, die dem Genre neue Akzente verliehen.

 

Mit der Verleihung des Nobelpreises für Literatur an die kanadische Autorin Alice Munro im Jahr 2013 ist die Kurzgeschichte stark in den Fokus gerückt worden. Hat doch Munro ausschließlich Bände mit short stories veröffentlicht, zuletzt „Liebes Leben“ (2013). „Kurzprosa, Frauenliteratur, Provinzgeschichten: Die Kategorisierungen von Munros Stories, die meistens im Huron County im Südwesten Ontarios spielten, hatten immer etwas Verniedlichendes. Der Schriftstellerin, die auf Bildern rigoros herzerweichend lächelt, war das wohl ganz recht; im Schutzraum der Provinz und der Semi-Professionalität konnte sie an der Vollendung der Short Story arbeiten.“ (1)

 

Eigenschaften der Kurzgeschichte

Eben solches benötigt diese Gattung: Konzentration auf das Wesentliche, Pointiertheit, Zuspitzung und Präzision, geschliffen gezeichnete Charaktere, eine nicht selten auf Dialoge fokussierte Handlung. (2) So ist diese Gattung eine lesefreundliche, benötigt man doch in der Regel für eine Kurzgeschichte eine limitierte, überschaubare Lesezeit. Nicht ohne Hintersinn wählte der bulgarische Autor Dejan Enev für seinen Erzählband „Zirkus Bulgarien“ (2008) den Untertitel „Geschichten für eine Zigarettenlänge“.

 

Dieser begrenzte Textumfang hat in den letzten Jahren auch zu einer Renaissance der Kurzgeschichte geführt: in erster Linie im Internet und in Selfpublishing-Foren, aber auch bei deutschsprachigen Verlagen, die lange Zeit eher zögerlich Bände mit Kurzgeschichten publizierten.

 

Deutschsprachige Kurzgeschichten seit 1945

Das war im Zeitraum 1945 bis 1965 anders. Damals entsprach dieses einigermaßen schnell zu schreibende und rasch zu „konsumierende“ Genre den Umbrüchen der Zeit- und Gesellschaftsgeschichte. Namhafte deutsche Autorinnen und Autoren waren in Deutschland seit 1945 Heinrich Böll und Wolfdietrich Schnurre, Gabriele Wohmann, Hans Bender, Siegfried Lenz und Martin Walser, dessen literarisches Debüt ein Kurzgeschichtenband war („Ein Flugzeug über dem Haus“, 1955) sowie die heutzutage weniger bekannten Ingeborg Drewitz, Christa Reinig, Franz Fühmann und Kurt Kusenberg. (3)

 

Oft kippt die Kurz- und Kürzestgeschichte auch in Miniatur, Glosse und Kolumne, so beim Schweizer Peter Bichsel, dessen literarisches Hauptwerk der Band „Kolumnen, Kolumnen“ ist, (4) oder bei dessen Landsmann Kurt Marti.

 

Kurzgeschichten in und aus Österreich

Bemerkens- wie lesenswerte, oft kunstvoll konstruierte Kurzgeschichten legten österreichische Autorinnen und Autoren wie Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann, Herbert Eisenreich und die 1942 ermordete Else Feldmann („Travestie der Liebe“, 2013) vor. Unter den Jüngeren sind als Auswahl zu nennen: René Freund („Stadt, Land und danke für das Boot“, 2013), Rudolf Habringer und Arno Geiger („Anna nicht vergessen“, 2007), Thomas Ballhausen, Bernhard Strobel und Monika Helfer („Die Bar im Freien“, 2012). Daniel Kehlmann nahm ein älteres Motiv, den sich zum Zyklus verschränkenden Geschichtenkranz, auf („Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten“, 2009). Dies führte Margit Schreiner bereits 1995 mit dem Roman in Geschichten „Die Unterdrückung der Frau, die Virilität der Männer, der Katholizismus und der Dreck“ vor (Neuausgabe im Jahr 2004 – ohne den Untertitel – als „Die Eskimorolle“).

 

Auch österreichische Buchverlage entdecken die Form der Kurzprosa in jüngster Zeit wieder für sich. Weil sie zugleich ein Genre ist, das in seiner Knappheit den Lesegewohnheiten der nachwachsenden Generation der digital natives entspricht. So gibt es im Wiener Verlag edition atelier die Kurztextreihe „Textlicht“ mit Arbeiten von Ilir Ferra, Ulrike Schmitzer, Izy Kusche, Eva Schörkhuber und Claudia Tondl. (5) Die Tageszeitung „Der Standard“ initiierte 2013, auf ältere Zeitungstraditionen zurückgreifend, eine lose erscheinende Folge von Kurzgeschichten. Zu den bisher dort publizierten Autorinnen und Autoren gehören Clemens J. Setz und Peter Truschner, Josef Haslinger und Olga Grjasnowa sowie Margit Schreiner. Der Radiosender FM4 lobt seit einigen Jahren den Kurzgeschichtenwettbewerb „Wortlaut“ aus, dessen beste Beiträge auch in Buchform erscheinen. (6)

 

Anmerkungen

(1) Christian Buß: Wer lebt, der lügt. In: Spiegel Online, 5. Dezember 2013.
(2) Klaus Lubbers: Typologie der Kurzgeschichte. Darmstadt 1977; Manfred Durzak: Die Kunst der Kurzgeschichte. München 1989.
(3) Manfred Durzak: Die deutsche Kurzgeschichte der Gegenwart. 3., erw. Aufl. Würzburg 1992.
(4) Siehe die Selbstauskünfte Peter Bichsels in einem Gespräch mit der Berner Zeitung „Der Bund“, http://www.derbund.ch/bundprint/wirtschaft/story/21789701
(5) Siehe http://www.editionatelier.at
(6) Siehe http://fm4.orf.at/wortlaut 

Die Kurzgeschichte ist ein Genre mit großer Vergangenheit und mit verheißungsvoller Zukunft. Längere Zeit vor allem von deutschsprachigen Verlagen und dem Buchhandel eher stiefmütterlich behandelt, erlebt sie heute eine Renaissance.

AutorIn: 
Alexander Kluy

Die Klassikerpflege ist ein beliebtes Schlagwort, das überall dort auftaucht, wo renommierte Theater ihr Programm gestalten oder ein Lesekanon für Schulen erstellt werden soll. Gemeint sind mit diesen zu pflegenden Klassikern die Höhepunkte literaturgeschichtlicher Entwicklungen – Werke also, die als mustergültig und über die Zeiten hinweg wesentlich erscheinen. Jede Nationalliteratur benennt solche Klassiker und spricht oftmals sogar von einer eigenen Epoche. Einige dieser Klassiker haben sich sogar über Nationalliteraturen hinaus als stilprägend etabliert und werden bis heute gerne unter dem Begriff der Weltliteratur präsentiert.

 

Zur Frage nach einem klassischen Kanon

Blickt man hingegen auf die Kinderliteratur, werden mit dem Klassiker ganz unterschiedliche Werke ganz unterschiedlicher Qualität bezeichnet: „Gullivers Reisen“ zum Beispiel, Jonathan Swifts Reise- und Abenteuerroman, der ursprünglich für Erwachsene erschienen, aber über die Jahrhunderte hinweg immer wieder für Kinder und Jugendliche adaptiert wurde. Oder Waldemar Bonsels‘ kriegserzieherisches Werk „Die Biene Maja“, dessen Figuren zu HauptdarstellerInnen einer herzallerliebsten Zeichentrickserie wurden.

 

Von diesem Sammelsurium ausgehend kann in der Kinder- und Jugendliteratur also nicht von einem klassischen Kanon gesprochen werden, der sich auf Grund von literarischer „Mustergültigkeit“ gebildet hat. Vielmehr ist es die Popularität der unterschiedlichen Werke, die sie zu Klassikern macht. Interessant dabei erscheint, dass diese Popularität oft nur in geringem Maß auf dem Erfolg des Buches selbst beruht, sondern vielmehr auf dessen medialer Präsenz: Rudyard Kipling zum Beispiel zählt zwar zu den vieldiskutierten Autoren der Kolonialmacht Großbritannien im ausgehenden 19. Jahrhundert; dennoch darf bezweifelt werden, dass seine Dschungelbücher ohne das Mitwirken von Walt Disney heute noch breiter bekannt wären. Ist nun also der Film der Klassiker oder das Buch? Und welche Version des Buches, von dem erst seit 1987 eine vollständige und gültige deutschsprachige Übersetzung (von Wolf Harranth) vorliegt?

 

Kinder- und Jugendbuchklassiker als populärer Kanon

Es zeigt sich, dass es kinderliterarische Werke aus ganz unterschiedlichen Herkunftsländern und ganz unterschiedlichen Epochen sind, die heute im deutschsprachigen Raum als Klassiker bezeichnet werden. Es sind Werke, die von vielen, aufeinander folgenden Generationen rezipiert wurden und in immer wieder neuen medialen Kontexten auftauchen – vom Bühnenstück bis zur Horrorfilm-Version, vom Computerspiel bis zum Literatur-Poster. Diese Bandbreite legt zwei Vermutungen nahe:

 

Erstens: Es handelt sich um Werke, die ihren Platz im kulturellen Gedächtnis gefunden haben.

 

Zweitens: Dieser Platz im kulturellen Gedächtnis jedoch muss nicht durch das Original selbst besetzt worden sein. Vielmehr ermöglicht es der stete (mediale) Rückgriff auf die einzelnen Werke, diese für unterschiedliche Generationen präsent zu halten. Bekannt sind daher viel eher markante Aspekte der einzelnen Werke (Figuren, Settings, Motive etc.) – nicht aber die Werke selbst. Gesprochen wird in der Fachliteratur daher von einem so genannten populären Kanon.

 

In ihrem Beitrag über Kanonbildung sprechen Jan und Aleida Assmann davon, dass Kanonbildung auf zwei Aspekten beruht: Auf der Textpflege und der Sinnpflege einzelner Werke. Die Sinnpflege eines Werkes, die Frage nach seiner (motivischen) Bedeutsamkeit über die Zeit hinweg, kann durchaus in unterschiedlichen medialen Kontexten passieren. Die Textpflege jedoch kann nur im literarischen Bereich selbst erfolgen. Die Kinderliteratur jedoch kennt keine solche Textpflege: Klassiker werden nach Belieben auf Einheitslängen gekürzt, als Erstlesebücher herausgebracht oder als Text-Spielwiese für „verbuchte“ Medienformate genutzt.

 

Klassiker der Kinderliteratur und ihr spezifisches Kindbild

Verloren geht dabei das Bewusstsein für ein ganz spezifisches Kindbild, das sich in den Klassikern der Kinderliteratur abzeichnet. Wobei mit diesem Gattungsbegriff nun eine explizite Einschränkung verbunden ist: Gemeint sind Werke, die schon im Original an ein kindliches Lesepublikum gerichtet waren und heute unabhängig von Zeit und Ort ihrer Herkunft als Texte im Kanon moderner Kinderliteratur präsent bleiben. Sie alle, seien es „Pippi Langstrumpf“, „Alice im Wunderland“ oder „Pinocchio“, zeigen Kinder, die vor dem Hintergrund unterschiedlicher Bewährungsproben ganz autonom agieren: Frei von erwachsenen Bindungen etablieren sie Kindheit als Raum des Spiels und der Erprobung – auch dann, wenn ihre Autonomie am Ende der Romane wieder zurückgenommen wird. Jene Figur, die nicht aus einem Traum erwacht oder erwachsen wird, ist Pippi Langstrumpf. Sie ist der Inbegriff kindlicher Autonomie und markiert mit ihrem Erscheinungsdatum (das schwedische Original erschien 1945) auch eine Zäsur hin zur modernen Kinderliteratur.

 

Denn der Klassiker liegt immer außerhalb der jeweiligen Modernen und ist nur durch eine gewisse historische Distanz zu bestimmen. Dadurch unterscheidet er sich vom Kult- und/oder Erfolgsbuch (obwohl natürlich jeder Klassiker der Kinderliteratur auch ein Erfolgsbuch seiner Zeit war). So kann Joanne K. Rowlings serieller Entwicklungsroman „Harry Potter“ durchaus als moderner Klassiker bezeichnet werden – und korrespondiert auch in vielerlei motivischer Hinsicht mit den Klassikern der Kinderliteratur. Den Prozess der Text- und Sinnpflege über die Jahrzehnte hinweg hat er jedoch noch vor sich.

 

Literatur:

  • Jan und Aleida Assmann: Kanon und Zensur. In: Kanon und Zensur. Beiträge zur Archäologie der literarischen Kommunikation II. München 1987. S. 7–27.
  • Heidi Lexe: Pippi, Pan und Potter. Zur Motivkonstellation  in den Klassikern der Kinderliteratur. Wien: Praesens Verlag 2003 (Kinder- und Jugendliteraturforschung in Österreich 5).
  • Emer O’Sullivan: Klassiker und Kanon. Versuch einer Differenzierung nach Funktionszusammenhängen. In: JuLit 3/2000. S. 16–27.

Was ist unter einem Klassiker der Kinderliteratur zu verstehen? Ein Blick auf heute so bezeichnete Bücher zeigt, dass in der Kinderliteratur andere Kriterien für Klassiker gelten als in der Allgemeinliteratur.

AutorIn: 
Heidi Lexe
Thema des Monats Teaser: 

Was ist unter einem Klassiker der Kinderliteratur zu verstehen? Ein Blick auf heute so bezeichnete Bücher zeigt, dass in der Kinderliteratur andere Kriterien für Klassiker gelten als in der Allgemeinliteratur.

 

Zu behaupten, dieser Juli habe zäh begonnen, wäre untertrieben. Nachdem beim Klagenfurter Wettdichten wieder einmal drei Tage lang jene Langeweile ausgebreitet wurde, die in den ungelüfteten Großraumbüros der neuen deutschsprachigen Literatur zu herrschen scheint, nahm dann auch noch die Fußball-WM ein fatales Ende. Aber man darf diesbezüglich, wie es der Ex-Fußballspieler Lothar Matthäus unlängst auf den Punkt brachte, den Sand nicht in den Kopf stecken.

 

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