Erwachsenenbildungseinrichtungen bieten sich als Partner für Bibliotheken an, schließlich gibt es viel Verbindendes: etwa das Ziel, Lernen ein Leben lang zu begleiten, die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen oder auch ähnliche BenutzerInnengruppen und BenutzerInneninteressen.(1)

 

Bewährt hat sich die Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten: Austausch von Informationen und Werbematerial, ein am Bedarf von Lehrgängen orientiertes Medienangebot, Medienpräsentationen zu Themen von Erwachsenenbildungseinrichtungen, gemeinsame Kulturangebote und Veranstaltungen, Führungen durch die Bücherei, Bibliotheken als Veranstaltungsorte für Kurse etc. Neue Kooperationsmodellen entstehen vor allem im Zusammenhang mit dem Konzept der „Teaching Library“, der Bibliothek als Lernort.

 

Fusion oder Kooperation?

Bibliotheken können aber auch noch einen Schritt weiter gehen und mit Bildungseinrichtungen nicht nur kooperieren, sondern fusionieren, wie nationale und internationale Beispiele zeigen:

  • Der Wissensturm in Linz vereint seit 2007 Bibliothek und Weiterbildungszentrum unter einem Dach, Stadtbibliothek und Volkshochschule Linz wurden räumlich und organisatorisch zusammengelegt.
  • Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenführung von Volkshochschule und Stadtbibliothek im kleinen Maßstab erfolgte in Emden in Deutschland.
  • Die Londoner „Idea Stores“ vereinen Internetcafé, Bildungs- und Gemeindezentrum und Bücherei in einem Haus.

 

Die wichtigsten Erwachsenbildungseinrichtungen Österreichs: Volkshochschulen

Die ersten Volkshochschulen wurden als Volksuniversitäten mit dem Ziel gegründet, wissenschaftliche Erkenntnisse breiten Bevölkerungskreisen zugänglich zu machen. Heute veranstalten Volkshochschulen vor allem Kurse, auch Vorträge und andere Aktivitäten mit den Schwerpunkten Sprachen, wissenschaftliche und gesellschaftliche Allgemeinbildung, Gesundheit, kreative Entwicklung der Persönlichkeit, künstlerische Aktivität und vieles andere. Sie sind besonders in Städten präsent.

 

Bildungswerke

Bildungswerke sind vielfach aus Heimatpflege-, Tanz- und Trachtenvereinen hervorgegangen und versuchen Bildungsinteressen ihrer lokalen Umgebung aufzugreifen; sie sind besonders im ländlichen Raum aktiv. Im Ring Österreichischer Bildungswerke sind unter anderen der Verband Österreichischer Volksbildungswerke und die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Bildungswerke vereinigt.

 

Bildungshäuser

Österreichische Bildungshäuser sind Einrichtungen der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Getragen von Bund, Kirche, Ländern oder bäuerlichen Interessensvertretungen, reicht ihr Angebot von politischer, berufsbezogener und musischer Bildung bis hin zur Vermittlung handwerklicher Fertigkeiten.

 

Die unter dem VÖGB zusammengefassten Bildungshäuser sind die Erwachsenenbildungseinrichtungen der gesetzlichen Interessenvertretungen (Arbeiterkammern) und der freiwilligen kollektivvertragsfähigen Berufsvereinigungen (Österreichischer Gewerkschaftsbund, Gewerkschaften). Sie haben die Aufgabe, ArbeitnehmerInnen, FunktionärInnen, MitarbeiterInnen sowie Mitglieder der Arbeitnehmerorganisationen aus- und weiterzubilden.

 

Katholische Erwachsenenbildungseinrichtungen

Das Forum katholischer Erwachsenenbildung ist eine Dachorganisation katholischer Erwachsenenbildungseinrichtungen.

 

Volkswirtschaftliche Gesellschaft Österreich

Die Volkswirtschaftliche Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, durch Schulung und Weiterbildung das volkwirtschaftliche Grundwissen und die wirtschaftliche Allgemeinbildung nach den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft zu heben, Einsichten in betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zu vermitteln und für Risikobereitschaft, persönliches Eigentum, Leistung, Partnerschaft und Subsidiarität zu werben.

 

Sonstige Weiterbildungseinrichtungen

Kopperationsmöglichkeiten für Bibliotheken ergeben sich natürlich auch mit Sprachinstituten, Maturaschulen, Fachhochschulen, Universitäten und vielen mehr. 

 

Anmerkungen:

(1) Vgl. Ingrid Bussmann: „Die Kooperation von Bibliotheken mit der Volkshochschule“. In: http://www.ekz.de/fileadmin/ekz/redaktion/_PDFs/Skripte_Download_2009/2009-02-10_BIB/R4_Bussmann.pdf

 

„Lebenslanges Lernen ermöglichen“ – dieses Motto haben öffentliche Bibliotheken auch mit anderen Bildungseinrichtungen in der Kommune gemein. Die vorhandenen Synergien sind Grundlage für bereichernde Kooperationen auf vielen Ebenen.

AutorIn: 
Martina Reiter

„Der Motor für Sprachentwicklung liegt nicht in einer abstrakten Begeisterung für Sprachen, sondern in der erlebten Effektivität dieses Werkzeugs für die Bedürfnisregulation und das Denken.“ (1)

 

Kinder bringen neben den biologischen Voraussetzungen zum Spracherwerb eine enorme Bereitschaft mit, zu anderen in Beziehung zu treten, sich mit ihnen auszutauschen und Sprache(n) zu erlernen. Zwar sind Eltern die ersten „Gesprächs“-PartnerInnen ihrer Kinder, doch die Vielfalt sprachlicher Anregungen zur Sprechaktivierung gewinnt immer stärker auch im öffentlichen Raum wie in Büchereien an Bedeutung.

 

Die Entwicklung der Sprachfähigkeit

Nicht alle Details des Spracherwerbs sind bereits erforscht. NeurobiologInnen, GenetikerInnen, EntwicklungspsychologInnen und SprachwissenschaftlerInnen gehen dabei einer zentralen Frage nach: Ist die Sprachfähigkeit angeboren, sozusagen den Kindern in die Wiege gelegt, oder durch den Kontakt mit der Umwelt erlernt? Eltern staunen, wenn ihre Kinder, die sich bisher mit Sprachfragmenten wie „du bringen“, „Anna will“ etc. ausdrückten, auf einmal jedes Wort an seinem richtigen Platz positionieren und grammatikalisch korrekte Sätze „produzieren“. Im Kontext der Wahrnehmungskanäle – Hören, Sehen, Fühlen, Tasten, Riechen und Schmecken – spielt besonders das Hörvermögen eine wichtige Rolle. Bereits Föten (ab der 27. Schwangerschaftswoche) hören die Stimme der Mutter und nehmen sie als Sprachmelodie (Prosodie) wahr. Ungeborene ziehen Sprachlaute anderen Geräuschen vor und reagieren unmittelbar nach ihrer Geburt, das beweisen die Experimente mit einem Sensor-Schnuller, unterschiedlich auf bestimmte Sprachen: Je höher die Saugrate, desto stärker das Interesse des Kindes. Jede Anregung, die das Baby erhält, lässt neue neuronale Verbindungen in seinem Gehirn entstehen. Die kindlichen Artikulationslaute, die häufig als „Babysprache“ belächelt werden, sind das frühe Ausprobieren des eigenen Sprechapparats. Die ersten 50 Wörter lernen Kinder zwischen 12 und 18 Monaten, wobei viele davon in der Kommunikation den Stellenwert von Sätzen haben. „Arm“ bedeutet dann zum Beispiel, dass die SprecherInnen auf den Arm genommen werden wollen. Auch benennen Kinder in diesem Entwicklungsfenster bereits Personen oder Dinge, die im Augenblick nicht sichtbar sind. Sie reden beispielsweise von „Papa“, obwohl er nicht im Raum ist.

 

Jedes Wort bedeutet etwas

Kinder bemerken in dieser Entwicklungsphase, dass die von ihnen geäußerten Worte eine Bedeutung haben und Reaktionen auslösen. Feedback auf diese Äußerungen zu geben, motiviert zur Weiterentwicklung und stärkt die Sprach- bzw. Sprechsicherheit. Die sogenannten Drei-Wort-Sätze wie „Mama Buch holen!“ zeigen, dass die Minimalgrammatik bereits beherrscht und geübt wird. Gut zu wissen: Kinder verstehen immer viel mehr als sie selbst ausdrücken und artikulieren können. Im ersten Lebensjahr beginnen Kinder zu krabbeln und trainieren damit das Zusammenspiel der linken und rechten Gehirnhälfte, eine wichtige Voraussetzung für das spätere Lesen. 

 

Spracherwerb und Öffentliche Bibliotheken

Wer in Öffentlichen Bibliotheken mit Krabbelkindern arbeitet, stimmt die eigene Redeweise auf die Zielgruppe ab, dabei spricht man von „child-directed speech“, das heißt „an das Kind gerichtete Sprache“ (KGS). Deren Merkmale sind umso ausgeprägter, je jünger die Angesprochenen sind. Dabei werden Wörter bevorzugt, die Konkretes bezeichnen. „Schau, ein Ball!“ ist eine häufige Formulierung, gleich ob auf einen realen Ball oder einen im Pappbilderbuch abgebildeten Ball gezeigt wird. Die Tonhöhe schlägt umso mehr nach oben aus, je jünger das Kind ist: Zu Recht, denn je höher der Ton, desto aufmerksamer das Kind. Bibliotheken, die Pappbilderbücher anbieten und diese in speziellen Veranstaltungen für Eltern mit Krabbelkindern vermitteln, unterstützen den Dialog zwischen Kind und Umwelt. Die Sprachentwicklung der Kinder zu fördern und ihre Kommunikationsfähigkeit durch Vorlesen, gezieltes Fragen und Wiederholen der Antworten zu unterstützen, Handlungen der Kinder mit Worten zu begleiten und zu kommentieren, sind zentrale Anliegen der Sprachförderung.

 

„Sobald ein Baby auf dem Schoß einer Bezugsperson sitzen kann, lernt es, den Akt des Lesens mit dem Gefühl, geliebt zu werden, zu assoziieren.“ (2)

 

Anmerkungen:

(1) Anna Winner: Kleinkinder ergreifen das Wort. Sprachförderung mit Kindern von 0 bis 4 Jahren. Düsseldorf: Cornelsen 2007.

(2) Maryanne Wolf: Das lesende Gehirn. Wie der Mensch zum Lesen kam – und was es in unseren Köpfen bewirkt. Heidelberg: Springer Spektrum 2009.

 

Weiterführende Literatur

  • Friederike Plaga: Bilderreich & wortgewandt. Kindliches Bildverstehen und Frühpädagogik. kopaed Verlag 2012.

 

 

Die Sprachentwicklung von Kindern ist stets im Rahmen der kindlichen Gesamtentwicklung zu sehen und entsprechend zu fördern: durch direkte Ansprache ebenso wie durch frühzeitiges Vorlesen. 

AutorIn: 
Christina Repolust
Thema des Monats Teaser: 

Die Sprachentwicklung von Kindern ist stets im Rahmen der kindlichen Gesamtentwicklung zu sehen und entsprechend zu fördern: durch direkte Ansprache ebenso wie durch frühzeitiges Vorlesen. 

Bilder und Buchstaben entdecken, mit Lauten und Wörtern spielen, Sprache und Lesefreude entwickeln – das fängt schon ganz früh an. Es ist wichtig, viel mit Babys zu sprechen und das Alltagsgeschehen mit Worten zu begleiten.

 

Gemeinsam zum Lesen

Babys lieben Texte mit Rhythmus und Melodie, betrachten gerne Bilder und hören mit Begeisterung ihren Eltern beim Vorlesen zu. Kinderreime, Lieder und Fingerspiele stimulieren die sprachliche Entwicklung und unterstützen das Gefühl der Babys für den Rhythmus der Sprache. Schon die Allerkleinsten lieben Bücher und Geschichten, wenn sie von Anfang an spielerisch herangeführt werden. Geschichten, Gedichte und andere Texte helfen ihnen, die Welt zu erschließen, sie machen feinfühliger und kritischer, regen an und ermöglichen, sich über sich selbst und die Welt besser und differenzierter zu äußern.

 

Bereits ab dem siebten Schwangerschaftsmonat stimmt sich ein Baby auf die eigene Muttersprache ein. Im Alter von drei Monaten nehmen Babys laut einer Studie eines französischen Forscherteams kurze Sätze auf und speichern sie im Hirn. Ab diesem Zeitpunkt mögen sie Farben, wollen schauen und spielen. Mit sieben Monaten ist ein Säugling in der Lage, aus einer Kette von Lauten ein Wort herauszufiltern, obwohl es für ihn noch gar keine Bedeutung hat.

 

Einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Lesefähigkeit leisten demnach die gemeinsame Bilderbuchbetrachtung und das Vorlesen von Geschichten. Beim Vorlesen ist unbedingt auf die Bedürfnisse der Kinder und ihre Einfälle einzugehen, sie müssen ausreden dürfen. Zumeist wird das Vorlesen als geradezu magisch für Körper und Sinne erlebt. Das Hören und Zuhören sind wesentliche Voraussetzungen für den Zugang zur geschriebenen Literatur und später zur eigenen Lektüre. Einfache Instrumente wie Klanghölzer regen Kleinkinder zum Singen, Spielen und Mitmachen an. Bei etwas größeren Kindern sind begleitendes Basteln, Malen und Zeichnen bewährte Kreativmethoden. Sehr beliebt ist der Einsatz von Hand- und Fingerpuppen.

 

Materialien: Lust aufs Lesen machen

Vielseitig werden Leselatten wie die Briloner Leselatte in der Lesefrühförderung an den unterschiedlichsten Orten eingesetzt. Ob im Kinderzimmer, in der Bibliothek, im Kindergarten, in Krabbelgruppen oder im Wartezimmer eines Arztes: Leselatten wecken das Interesse am Lesen und an Büchern von Anfang an und sind ein beliebtes Informations-, Werbe- und Kampagneninstrument, um auf die Angebote öffentlicher Bibliotheken aufmerksam zu machen. Sie enthalten meist konkrete Tipps zur Leseförderung für Eltern und ermöglichen einen ersten spielerisch-poetischen Zugang in die Welt der Literatur. Unter dem Titel „Das große Ich bin Ich“ haben die österreichischen KünstlerInnen Heinz Janisch und Helga Bansch die wunderschöne, poetische und künstlerisch-spielerische biblio-Leselatte des Österreichischen Bibliothekswerks geschaffen. Gemeinsam haben sie rund um die Themen Wachsen, Bücher und Sprache einen künstlerisch-poetischen Raum geöffnet, in den Kinder begeistert eintreten können. Rund um die biblio-Leselatte wachsen Brücken zu den Kindern und ihrem Elternhaus, zu Kinderkrippen und Kindergärten, zu Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. Die Übersetzungen in verschiedene Sprachen sollen in Österreich lebende Kinder und Eltern aus anderen Kulturkreisen ansprechen, sie halten spannende Möglichkeiten der interkulturellen Begegnung bereit.

 

Veranstaltungen: Begegnung mit Büchern

Sehr großer Beliebtheit erfreuen sich Veranstaltungen für Eltern und/oder Kleinkinder, die verschiedenste Lesefrühförderungsaspekte beleuchten. Hier können sich Eltern über die Bedeutung der Sprachförderung und der Bilderbücher auch schon bei Babys informieren oder die gemeinsame Bilderbuchbetrachtung schulen. Eltern und Kinder tauchen gemeinsam in Geschichtenwelten ein. Durch Einsatz von Bilderbuchkinos und Kamishibais verzaubern BibliothekarInnen mühelos ganze Kleinkindgruppen. Eine besonders nachhaltige Wirkung und starke Lesemotivation erzielen AutorInnenbegegnungen bei etwas größeren Kindern.

 

Rituale: Lesen vertraut machen

Eltern und andere Familienangehörige, VorlesepatInnen etc. erhalten durch Lesefrühförderungsangebote in öffentlichen Bibliotheken neue Anregungen für das Lesen zu Hause. Nach und nach entwickeln sich eigene Leserituale, die Geduld der Kleinen beim Betrachten von Büchern wächst nachweislich. Erhöhte Aufmerksamkeit erlangt man auch mit zu den Büchern passenden Anschauungsmaterialien, zum Beispiel Gegenständen, die in den Büchern abgebildet sind. Kleinkinder sollten so früh wie möglich selbst Bücher auswählen dürfen.

 

Medien: Literatur zum Anfassen

Natürlich sollten öffentliche Bibliotheken zur Lesefrühförderung geeignete Medien anbieten. Wimmelbücher eignen sich ideal für eine Entdeckungsreise gemeinsam mit dem Kind. Auf Plastik-, Stoff- und Holzbüchern können Kleinkinder getrost herumkauen.

 

Keinesfalls fehlen dürfen Pappbilderbücher, aber auch schon einfache Bilderbücher aus Papier, da Kinder ab rund zwei Jahren schon gut blättern können. Die Texte sollten kurz, die Bilder synchron zum Text sein. Eine gute Ergänzung zu den Büchern sind Lyrik- und Kinderlieder-CDs, denn Lyrik regt zum Weiterdenken an. Bilderbuchboxen für die Allerkleinsten finden sicher dankbare Abnehmer in Krabbelgruppen und Kindergärten.

 

Weiterführende Literatur

  • Marie Luise Rau: Literacy. Vom ersten Bilderbuch zum Erzählen, Lesen und Schreiben. Haupt Verlag 2009.
  • Andrea Bertschi-Kaufmann: Das Lesen anregen, fördern, begleiten. Friedrich Verlag 2010.
  • Sylvia Näger: Literacy. Kinder entdecken Buch-, Erzähl- und Schriftkultur. Herder Verlag 2013.

Reime, Lieder und Spiele, Materialien wie die „Leselatte“, Veranstaltungen in der Bibliothek, gemeinsame Rituale in der Familie und natürlich passende Medien: All das sind Elemente einer Leseförderung von Anfang an. Eine Übersicht über Methoden der Lesefrühförderung.

AutorIn: 
Elisabeth Zehetmayer

Die Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2012 zählt 2.347.300 Familien in Österreich, in 1.412.500 Familien (60,2 Prozent) leben Kinder. Medienbestand, Veranstaltungsprogramm, Öffnungszeiten und Gestaltung der Entlehngebühren sind dabei wesentliche Indikatoren der Bedeutung dieser Zielgruppe. Je besser die Lesesozialisation in der Familie gelingt, desto größer die Lesekompetenz der Kinder und Jugendlichen.

 

Mit der Familienkarte in die Bibliothek

Lesesozialisation passiert zuerst in der Familie, wird in der Folge durch Bildungseinrichtungen wie Kindergruppe und -garten sowie Schule weiter intensiviert. Es ist das Ziel, in der frühkindlichen Leseförderung Eltern über die Bedeutung dieser Förderung zu informieren und mit gezielter Verteilung entsprechender Materialien – Leselatten, Pappbilderbücher, Informationsbroschüren – dabei zu begleiten. Neben der Elternberatungsstelle kann die öffentliche Bibliothek jener Ort sein beziehungsweise werden, wo sich Eltern Rat in Form von Ratgeberliteratur und Vorträgen holen und mit anderen Familien ins Gespräch kommen können. Ob es das gezielte Väter-Frühstück mit der Präsentation von Neuerscheinungen unterschiedlicher Genres oder ein Großmütter-Brunch zur Vorstellung aktueller Bilderbücher ist, Bibliotheken positionieren sich damit als kompetente Informationsstelle zu speziellen Fragen der Familien: der Kinder, Eltern und Großeltern.

 

Wer wen an der Hand nimmt

Familien mit höheren formalen Bildungsabschlüssen nutzen die Medienangebote der öffentlichen Bibliotheken, während Kinder aus bildungsferneren Schichten über die Bildungseinrichtung Kindergarten ersten Kontakt mit der öffentlichen Bibliothek aufnehmen. Beide Zielgruppen sollen gut bedient und immer wieder mit aktuellen Angeboten angesprochen werden. Wenn Programme oder Benutzerordnungen der öffentlichen Bibliotheken mehrsprachig geschrieben sind, ist das der erste Schritt, Familien mit Migrationshintergrund anzusprechen und einzuladen. Die Kooperation der öffentlichen Bibliotheken mit den Elternvereinen der Schulen beziehungsweise der ElternrätInnen in Kindergärten und Schulen unterstützt die Leseförderung von Anfang an.

 

Bibliotheken sprechen Familien – von der Klein- und Großfamilie über die Patchwork- oder Regenbogenfamilie bis zur Traditionsfamilie – kontinuierlich an.

AutorIn: 
Christina Repolust

Eine wichtige Rolle spielten dabei Märchenverfilmungen, die zwar auch die erwachsene Zielgruppe ansprechen sollten, jedoch gleichzeitig die erste Form der jugendgerechten visuellen Unterhaltung darstellten. Der tschechische Märchenfilm war hierbei Vorreiter. Zum Erfolg dieser damals auch im Westen sehr beliebten Filme befragt, stellt der tschechische Regisseur Zdenek Zelenka in einem Interview mit Gerald Schubert für Radio Praha fest: „Das liegt unter anderem daran, dass sich zur Zeit des Sozialismus viele absolute Spitzenleute mit diesem Genre beschäftigt haben, weil sie aus politischen Gründen keine anderen Filme drehen konnten. Also gerade die Besten haben sich sehr oft diesem – wie man damals sagte – ‚Zufluchtsgenre’ gewidmet.“ (1) Auch der Disney-Konzern – der Inbegriff für Kinder und Familienunterhaltung – greift immer wieder Märchen- und Sagenstoffe in seinen Filmen auf. Disney perfektionierte zudem die Form der auf verschiedenen Ebenen ablaufenden Handlung. So rezipieren verschiedene Altersgruppen die Filme auf unterschiedliche Weise und auf verschiedenen Wahrnehmungsebenen – unterhalten werden die ZuseherInnen aber alle.

 

Der Trend der verwischenden Grenzen zwischen Jugend- und Erwachsenenliteratur – vor allem im Bereich der fantastischen Literatur – ist auch am Filmmarkt unübersehbar. So wurden in den letzten Jahren vermehrt Bücher aus diesem Segment für die Leinwand umgesetzt („Harry Potter“, „Der Herr der Ringe“, „Die Chroniken von Narnia“, „Eragon“, „Tintenherz“ …). Eine Tatsache, die durchaus positiv zu bewerten ist, da sie den Jugendfilm neu belebt.

 

Realverfilmungen

Vermehrt werden neben dem im Kinder- und Jugendbereich omnipräsenten Genre der Animationsfilme auch wieder Realverfilmungen produziert. Die erstarkte deutsche Filmindustrie (2011: 21,8 Prozent deutscher Marktanteil der in den Kinos gezeigten Filme, Quelle: FFA – Filmforderungsanstalt Deutschland) trägt hierzu durch die Verfilmung von Kinderklassikern und erfolgreichen Büchern einen beachtlichen Teil bei: „Freche Mädchen“, „Hexe Lilli“, „Die drei ???“, „Vorstadtkrokodile“, „Lauras Stern“, „Wickie“, „Hanni und Nanni“… Doch auch aus dem englischsprachigen Raum kommen zahlreiche Produktionen für das junge Publikum: „Die Chroniken von Narnia“, „Winn Dixie“, „Millions“, „Hugo Cabret“, „Eine für vier“, „Eine zauberhafte Nanny“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“, „Percy Jackson“, „Alabama Moon“, „Wintertochter“ …

 

Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich der skandinavische Kinder- und Jugendfilm, der vor allem mit den Astrid-Lindgren-Verfilmungen das Genre mitprägte und nach wie vor eine bedeutende Rolle spielt.

 

TV-Produktionen

Filme und Serien für Kinder und Jugendliche wurden und werden großteils für das Fernsehen produziert. Aus diesem Grund waren – im Gegensatz zum Videomarkt für Erwachsene, auf dem erst seit einigen Jahren verstärkt Fernsehproduktionen veröffentlicht werden – Zweitverwertungen auf Video und DVD im Kinder- und Jugendbereich schon immer von großer Bedeutung. Zudem werden meist Vorlagen mit beliebten, gut eingeführten Charakteren bzw. das x-te Remake anstatt eines neuen, unbekannten Stoffs umgesetzt. Sabine Wallach bringt es in ihrem Text über Literaturverfilmungen in dem von Jens Thiele herausgegebenen „Handbuch Kinderliteratur“ treffend auf den Punkt: „Das liegt zum einen sicher an einem Mangel an qualitativ hochwertigen Drehbüchern, zum anderen aber auch an der Popularität einer Vorlage, die rückwirken sollte auf eine breitere Rezeption des Films. Gerade für den Kinderfilmbereich ist diese Wechselwirkung bzw. der Imagetransfer bis heute charakteristisch.“ (2)

 

Filme für Jugendliche

Der anspruchsvolle Jugendfilm ist im Vergleich zum Kinderfilm fast nicht vorhanden. Dies ist sicher eine Konsequenz aus der mit steigendem Alter zunehmenden Orientierung auf dem Erwachsenenmarkt. Einen Boom erlebte das Genre der amerikanischen Teenagerkomödien, die leider oftmals nicht mehr als dumpfe Klamaukfilme sind.

 

Auch hier schafft der neue deutsche Film, welcher immer wieder differenziert gezeichnete, feinfühlige Jugendfilme hervorbringt, ein Gegengewicht („Grüne Wuste“, „Nach fünf im Urwald“, „Crazy“, „alaska.de“, „Fickende Fische“, „Kroko“, „Die Perlmutterfarbe“, „Die Welle“, „Wer küsst schon einen Leguan?“...).

 

Videos, DVDs, Blu-rays

Die Videokassette ist im Jahr 2012 Geschichte. Auch im Kinder- und Jugendbereich werden keine Titel mehr in diesem Format veröffentlicht. Selbst wenn im einen oder anderen Kinderzimmer sicher noch Videoabspielgerate und Videokassetten zu finden sind, ist der Umstieg auf den DVD-Verleih – falls er nicht schon längst erfolgt ist – für Bibliotheken unumgänglich. Da im Gegensatz zu den anfangs hohen Preisen die Kosten – aber leider auch die Ausstattung – für eine DVD rapide gesunken sind, durfte dies budgetär einfach zu bewerkstelligen sein. Die vorhandenen Vorzüge wie verschiedene Sprachspuren und Direktzugriff auf einzelne Kapitel machen den Abschied leicht.

 

Der direkte Nachfolger der DVD ist die Blu-ray. Dieses Speichermedium hat sich gegen die HD-DVD durchgesetzt und bietet durch die um ein Vielfaches höhere Speicherkapazität die Möglichkeit, Filme in hoch auflösender HD-Qualität zu speichern. Voraussetzungen sind ein Blu-ray-Player und ein HD-Fernseher. Der Anteil der verkauften Blu-rays im Vergleich zur DVD lag in Deutschland im Jahr 2010 bei 14 Prozent (Quelle: Bundesverband Audiovisueller Medien). Falls in der Bibliothek schon ein Blu-ray-Bestand vorhanden ist, empfiehlt es sich durchaus, den einen oder anderen Kinderfilm mit anzukaufen. Das Hauptaugenmerk sollte im Moment aber noch klar auf dem Angebot im DVD-Format liegen.

 

Anmerkungen:

(1) Gerald Schubert: Aschenbrodel und Co.: Tschechischer Märchenfilm eroberte die Bildschirme der Welt (Stand 26. 08. 2013).

(2) Sabine Wallach: Literaturverfilmungen. In: Jens Thiele (Hrsg.): Handbuch Kinderliteratur: Grundwissen für Ausbildung und Praxis. Herder Verlag, 2003, ISBN 3-451-28140-6, S. 207.

Die Geschichte des Kinder- und Jugendfilms ist zugleich eine Geschichte der Literaturverfilmungen, da die Stoffe und Charaktere – auch heute noch – meist Büchern entnommen werden.

AutorIn: 
Christian Rüscher

2011 lag der Umsatz in Deutschland bei 888 Millionen Euro (PC-Spiele: 445 Millionen). Die japanische Firma Nintendo – das Urgestein der Spielkonsolenhersteller und Erfinder des Gameboy – trug vor allem in den letzten Jahren mit ihren beiden Videospielsystemen „Nintendo DS“ (2005) und „Wii“ (2006) und ihren unkonventionellen, neuartigen Steuerungskonzepten dazu bei, neue Zielgruppen für Videospiele zu begeistern.

 

Nintendo und Wii

Die veröffentlichten Spiele, welche intuitiv zu bedienen sind, begeistern unabhängig von Alter und Geschlecht: Karaoke, Rätselspiele, Lernspiele, Sudoku, Trommeln, Tennis, Kegeln, Tanzen ... Plötzlich geht es nicht mehr nur darum, den richtigen Knopf zu drücken bzw. Hebel zu drehen, sondern mit vollem Körpereinsatz den Controller zu bewegen bzw. mittels Touchscreen und Stylus-Stift direkt auf dem Spielbildschirm die richtigen Befehle zu geben.

 

Auch die Nachfolger, der „Nintendo 3DS“ (2011) und die „Wii U“ (2012), scheinen ähnlich erfolgreich zu werden. So lockt der „3DS“ mit dreidimensionalem Spielvergnügen ganz ohne störende 3D-Brille und die „Wii U“ liefert neuerlich ein innovatives Steuerungskonzept mit einem Controller inklusive eigenem Bildschirm mit Touchscreen-Funktion und, erstmals bei einer Nintendo-Konsole, mit Grafik in HD-Qualität. Ein für Bibliotheken nicht zu unterschätzender Vorteil stellt die Abwärtskompatibilität dar. So können auf den neuen Systemen auch noch die Spiele der Vorgängerkonsolen gespielt werden. Zudem sind die vielfältigen Steuerungsgeräte der „Wii“ (Wiimote, Wii Balance Board) auch für die „Wii U“ nutzbar.

 

Playstation

Die „Playstation“-Familie der Firma Sony erfreut sich ebenfalls großer Beliebtheit und ist in den Haushalten weit verbreitet. Die Heimkonsole „Playstation 3“ (2007) hat zudem als einzige ein Blu-ray-Laufwerk eingebaut und eignet sich somit auch zum Abspielen von Spielfilmen in HD-Qualität. Zudem ist seit dem Jahr 2010 ein bewegungsempfindlicher Controller mit dem Namen „Playstation Move“ erhältlich, der eine ähnliche Funktionalität wie die von der „Wii“ bekannten Controller bietet. Im Frühjahr 2012 veröffentlichte die Firma Sony den offiziellen Nachfolger ihres tragbaren Handhelds PSP – die Playstation Vita. Diese verfügt neben zwei Touchscreens auf der Vorder- und Rückseite auch über einen Bewegungssensor, welcher ein Steuern durch das Neigen des Systems ermöglicht.

 

Seit 29. November 2013 gibt es die neueste Sony-Konsole: die „Playstation 4“. Neben den überarbeiteten Controllern – ein kleines Touchpad sowie eine „Light Bar“ zur Erkennung des Controllers im Raum ist eingebaut – bietet die Konsole die meisten Spezifikationen des Vorgängermodells, allerdings mit höherer Leistung dank besserer Hardware. Über das „Remote Play“ spielt die PS Vita PS4-Spiele ab und kann sie auch von dort aus steuern. Das Bewegungssteuerungsfeature wird durch das optionale und separat erhältliche Zubehör „PlayStation Eye“ ermöglicht. Alle Spiele sind tausch- und somit auch verleihbar.

 

Xbox

Der dritte große Anbieter am Konsolenmarkt ist Microsoft mit seiner Konsole „Xbox".

 

Am 22. November 2013 erschien die Nachfolgekonsole der „Xbox 360“ – die „Xbox One“. Ursprünglich Geplante Restriktionen wie eine Gebrauchtspielsperre, Online-Zwang und eine zwingende „Kinect“-Verbindung wurden nach massiven Protesten wieder aufgehoben. Allein eine einmalige Online-Registrierung ist noch notwendig. Das weiterentwickelte Zubehör „Kinect“ wird standardmäßig mit jeder „Xbox One“ ausgeliefert und ermöglicht Bewegungssteuerungsfeatures. Die neue Microsoft-Konsole verfügt zudem über ein Blu-ray-Laufwerk, welches damit nicht mehr exklusiv in der Playstation-Konsole zu finden ist.

 

Der Lebenszyklus der „alten“ Konsolen „Wii“, „Playstation 3“ sowie der „Xbox 360“ geht mit Erscheinen aller Nachfolgekonsolen der marktbestimmenden Hersteller zu Ende. Nintendos „Wii U“ ist schon seit 2012 auf dem Markt und kämpft momentan mit schleppenden Verkaufszahlen sowie einem geringen Support seitens der Dritthersteller. Es bleibt abzuwarten ob die starken Eigenmarken wie Zelda, Mario und Co mit ihren neuesten Spielen die Wende noch schaffen können. Sony hat nach Bekanntgabe, dass die PlayStation 4 über keinerlei Gebrauchtspielsperren verfügen werde, mächtig an Sympathie gewonnen und deren direkten Konkurrenten Microsoft mit ihrer „Xbox One“ dermaßen unter Druck gesetzt, dass die geplanten Restriktionen wieder zurückgenommen wurden.

 

Wo informieren?

Alles zum Thema Nintendo Konsolen erfährt man in der monatlich erscheinenden Zeitschrift „N-Zone“ - seit 1997 das führende deutschsprachige unabhängige Nintendo-Magazin. Eine interessante Website aus Österreich, welche Meldungen und News hauptsächlich zur „Wii U“ veröffentlicht, ist unter folgender Adresse abrufbar: http://wiiunews.at/
 

Ein sehr empfehlenswertes Multiplattform Videospiel Magazin ist die aus der Zeitschrift „Maniac“ hervorgegangene „M! Games“. Das Heft zeichnet sich durch gut recherchierte, originelle und interessante Artikel aus. (Internet: www.maniac.de) Dem Multiplattform Konsolenmagazin „GamePro“ liegt pro Ausgabe eine DVD bei, auf der mittels Videoberichten Spiele und Hardware vorgestellt werden. (Internet: www.gamepro.de)

Ein nicht zu unterschätzendes und für Bibliotheken durchaus auch für den Verleih interessantes Medium sind die Konsolenspiele. Nintendo, Sony und Microsoft liefern hier die bekanntesten Angebote.

AutorIn: 
Christian Rüscher

Kinder und Jugendliche können auf ein breites Spektrum an Hörbüchern zugreifen. Folgende Arten von Hörbüchern werden derzeit angeboten:

 

Lesungen

Der reine Text der meist literarischen Vorlage wird vorgetragen. Die Spannung bzw. der Hörgenuss entsteht allein durch die Intonation und das Können des Vorlesenden. Die Verwendung von Musik und Geräuschen ist jedoch nicht ausgeschlossen. Die Lesung steht dem gedruckten Wort am nächsten.

 

Hörspiele

Die Geschichte wird von verschiedenen SprecherInnen mit verteilten Rollen gelesen. Vorlage ist ein zu einem Drehbuch umgewandelter literarischer Text oder ein Originalhörspieltext. Häufig werden Geräusche, Musik und Lieder verwendet.

 

Hörbücher zu Sachthemen

In letzter Zeit werden vermehrt Tonträger zu verschiedensten Sachthemen, abgestimmt auf die unterschiedlichen Altersgruppen, veröffentlicht. Beispiele hierfür sind unter anderem die Vertonung der Kinder-Uni (DHV), „Geschichten der großen Religionen“ (Igel Records), „Wieso? Weshalb? Warum?“ (Jumbo), „Was ist was“ (Tessloff), „Willi will‘s wissen“ (Lübbe), „Rätsel der Erde“, „Abenteuer & Wissen“ (Headroom) und „Abenteuer!“ (Jumbo).

 

Lieder und Reime

Tonträger mit klassischen Kinderliedern und Kinderreimen sind schon lange auf dem Markt; ebenso von LiedermacherInnen (z. B. Rolf Zuckowski, Detlev Jocker, Ulrich Maske, Fredrik Vahle, Volker Rosin, Bernhard Lins …) speziell für Kinder komponierte Sampler. Des Öfteren behandeln die Lieder Sachthemen wie z. B. Jahreszeiten, Kranksein, Elemente, Zeit … und erscheinen zu Spiel- und Beschäftigungsbüchern, die sich vielfaltig mit diesen Themen auseinandersetzen (Ökotopia Verlag).

 

In zunehmendem Maße erscheinen inzwischen auch CDs mit Songs aus den aktuellen Charts, deren Texte umgedichtet und von Kindern für Kinder interpretiert werden. Die „Schlümpfe-Sampler“ waren die Wegbereiter für diesen Trend. Heute haben sich Kindergruppen wie die „Lollipops“ etabliert. Der jährlich stattfindende Kiddy-Contest ist ein Singwettbewerb für Kinder, der nach demselben Prinzip funktioniert und jedes Jahr eine „Best of“-CD auf den Markt bringt.

 

Lyrik von zeitgenössischen AutorInnen für Kinder wird ebenfalls häufiger veröffentlicht.

 

Fremdsprachige Hörbücher

Auch englischsprachige bzw. Hörbücher zum Englischlernen werden inzwischen von deutschen Verlagen produziert bzw. sind im Buchhandel problemlos und rasch erhältlich, z. B. „Englisch lernen mit Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer“ (Silberfisch).

 

Hörbücher für Jugendliche ab 12

Immer mehr Verlage weiten ihr Programm hinsichtlich der Zielgruppe Jugendliche aus. Bezug nehmend auf die oben genannte Studie, dass die Dauer der Nutzung der Hörmedien mit zunehmendem Alter steigt, könnte diese Strategie aufgehen. Vor allem für Leseschwache scheint diese Art des Konsumierens von Texten durchaus eine Alternative darzustellen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei sicher der Ort der Präsentation und Aufstellung der CDs. Denn: Welcher Jugendliche stolpert schon gerne beim Aussuchen seiner Hörbücher über eine Horde von Kleinkindern?

 

Beschränkte sich die Auswahl noch bis Mitte der 1990er-Jahre auf bekannte Reihen literarischer Vorlagen wie Die drei ???“, „TKKG“ oder „Pippi Langstrumpf“, hat der in den 1990er-Jahren aus den USA herübergeschwappte Boom der Hörmedien – welcher auch den Begriff „Audio Books“ prägte – zu einer starken Verbreiterung und Vielfalt des Angebots geführt.

AutorIn: 
Christian Rüscher

Eine im Jahr 2000 im Rahmen der Studie „Kinder und Medien“ durchgeführte Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass 46 Prozent der Sechs- bis Dreizehnjährigen täglich Tonträger nutzen. Eine differenziertere Untersuchung gibt an, dass die Nutzungsdauer von Tonträgern in der Gruppe der 0- bis 3-Jahrigen elf Minuten, bei den 4- bis 6-Jährigen 34 Minuten, unter den 7- bis 9-Jährigen 44 Minuten und bezogen auf die 10- bis 12-Jährigen 56 Minuten beträgt. Das heißt, dass die Dauer der Nutzung mit zunehmendem Alter steigt. Nun könnte man die Vermutung anstellen, dass den Kindern im Alter von bis zu sechs Jahren tatsachlich noch live und persönlich vorgelesen wird. Auf jeden Fall ist sicher, dass nach wie vor das Interesse an Hörbüchern bei Kindern wie Jugendlichen vorhanden ist. Diese Annahme untermauern auch die Entlehnzahlen in den Bibliotheken.

 

Da Sprechen und Hören Grundlagen für eine gelungene Kommunikation darstellen und das Zuhören bzw. die Konzentrationsfähigkeit auf das gesprochene Wort durch Audio-CDs gefördert werden, ist die Nutzung von Hörmedien zu begrüßen.

 

Tonkassetten, CDs und Downloads

Die im Jahr 1965 erstmals serienmäßig hergestellte Tonkassette wurde von der im Jahr 1983 auf den Markt gebrachten Audio-CD nahezu verdrängt. Bekannte und umsatzstarke Reihen wie „Die drei ???“ und „Fünf Freunde“ werden zwar auch im Jahr 2012 immer noch parallel als CD und Tonkassette veröffentlicht, allerdings empfiehlt sich ein Ankauf von Kassetten für Bibliotheken kaum noch. Im Großteil der Kinderzimmer und Autos sind nur noch CD-Player vorhanden und die früher speziell für Kinder designten Kassettenabspielgerate fristen ein Nischendasein. Generell ist die Nachfrage nach Kindertonträgern in Bibliotheken ungebrochen.

 

Im Jahr 2011 wurden laut dem Bundesverband Musikindustrie e.V. 13,87 Millionen Kinderprodukte verkauft – im Vergleich dazu 7,25 Millionen Hörbücher für Erwachsene. Diese Zahlen verdeutlichen den hohen Stellenwert von Kindermedien auf dem deutschen Hörbuchmarkt. Ein gut ausgebauter und ständig aktualisierter Medienbestand in diesem Bereich wirkt sich somit mit Sicherheit nach wie vor positiv auf die Entlehnzahlen aus.

 

Auch in digitaler Form sind die Inhalte inzwischen verfügbar. Der Downloadanteil bei Kinderprodukten lag 2011 auf dem deutschen Markt bei 5,4 Prozent. Auch auf Bibliotheksplattformen für den Verleih von E-Medien werden Hörbücher für Kinder und Jugendliche standardmäßig angeboten und ergänzen somit rund um die Uhr das Angebot der Büchereien vor Ort.

 

Der Hörbuchmarkt

Der Großteil der angebotenen Hörmedien sind Umsetzungen von Kinder- und Jugendbüchern. Nur ein kleiner Teil wird explizit für die Vertonung geschrieben. Wurden Hörbücher früher meist einige Zeit nach dem Erscheinen des Buches und nur von erfolgreich verkauften literarischen Vorlagen produziert, erscheinen sie heute vielfach zeitgleich. Auch produzieren Verlage vermehrt eigenständig (z. B. Oetinger, Diogenes, Beltz, Lübbe …) und verkaufen die Lizenzen nicht an spezielle Hörbuchverlage. Zudem gibt es eine Reihe von kleineren Verlagen – die neben den Big Playern interessante Programme produzieren (Hörcompany, Uccello, Silberfisch, Glückschuh).

 

Da Hörbücher von den Verlagen zum größten Teil mit einer ISBN-Nummer ausgestattet werden, sind sie gut zu recherchieren und problemlos über den Buchhandel zu beziehen.

 

Sehr empfehlenswert ist die alle zwei Monate erscheinende Zeitschrift „Bücher. Das unabhängige Literatur- & Hörbuch- Magazin“ aus dem falkemedia Verlag. Neben Hörbüchern für Erwachsene werden auch Hörbücher aus dem Kinder- und Jugendbereich besprochen. Zudem erscheint jährlich die „Hörbuch-Bibel“, in der die besten Hörbücher gesammelt vorgestellt werden.

Dass das Vorlesen eine entscheidende Rolle bei der Entdeckung von und der Bindung zu Büchern einnimmt, ist unbestritten. Wenn Eltern ihren Kindern nicht persönlich vorlesen können, stellt die Hör-CD eine mögliche Alternative dar.

AutorIn: 
Christian Rüscher

Sowohl „Harry Potter“ als auch „Twilight“ haben einen Boom im jeweiligen Genre der Zauberer-/Hexen- und Vampirromane ausgelöst. Und ebenso in keiner anderen Gattung ist die literarische Tradition so präsent und populär. Absolut unverzichtbar sind im Ausleihalltag nach wie vor die Werke von A. A. Milne, J. R. R. Tolkien, C. S. Lewis, Roald Dahl, Astrid Lindgren, Otfried Preußler, Mira Lobe, Michael Ende, Paul Maar, Christine Nöstlinger und Felix Mitterer. Bereits die mit diesen AutorInnen verbundenen Werke zeigen die strukturelle Unterschiedlichkeit der fantastischen Literatur (1): Die heiter-komische Fantastik für jüngere Kinder (Preußler, Maar), die Verschränkung von fantastischer und real-fiktionaler Welt („Pippi Langstrumpf“, „Harry Potter“), fantastische Figuren zur Bewältigung des Alltags (Lobe), selbiges unterlegt mit Sozial- und Gesellschaftskritik (Nöstlinger), die fantastische Gegenwelt („Bruder Löwenherz“, „Momo“), der Kampf mit den Mächten des Bösen in der in sich geschlossenen Fantasy-Welt (Lewis, Tolkien).

 

Einhörner, Feen, Meerjungfrauen

Die heiter-komische Fantastik für die Lesephase nach der Leseanfängerliteratur ist in letzter Zeit zugunsten von abenteuerlichen trivialen Serien um Einhörner, Feen, Meerjungfrauen, Dinos und Monstern zurückgedrängt worden, wiewohl sie immer noch ihren Platz hat und oft in Form von Tiergeschichten mit fantastischen Elementen (Frida Nilsson) oder witzigen Zauberer-/Hexen-/Gruselgeschichten daherkommt (Christoph Mauz: „Die Wurdelaks“). In der Fantastik für ältere Kinder wurden und werden wichtige Themen wie Macht, Gerechtigkeit und Freundschaft verhandelt (Käthe Recheis: „Der weise Wolf“, „Die Wolfssaga“; Erin Hunter: „Warrior Cats“).

 

Genremix

Die Fantastik scheint sich so gut wie mit jedem Genre zu vermischen. So kommen Liebesgeschichten derzeit eher im Gewand von Mystery, Vampir- und Engelsromanen als in realistischer Ausprägung daher. Historisches und Fantastik eignen sich besonders gut für eine Symbiose (Kirsten Boie: „Der kleine Ritter Trenk“; Nina Blazon: „Wolfszeit“). Historische Schauplätze, fantastische technische Erfindungen, Abenteuer- und Krimielemente mischen sich zu „Steampunk“; fantastische Krimis und Horrorgeschichten mit Thriller-Elementen gibt es ohnehin schon langer. In der utopischen Literatur spielen neuerdings Dystopien (Anti-Utopien) eine wichtige Rolle, das sind in der Zukunft spielende Romane mit negativem Szenario der Gesellschaft oder Umwelt (Suzanne Collins: „Die Tribute von Panem“).

 

Anmerkungen:

(1) Vgl. Emer O’Sullivan: Phantastische Kinder- und Jugendliteratur. In: Fernkurs für Kinder- und Jugendliteratur der STUBE. Reihe Spektrum. Hrsg. v. Inge Cevela und Heidi Lexe. Wien 2003, S. 8–11 (Fernkursskriptum).

In kaum einer anderen Gattung entstanden in den letzten Jahren so viele Bestseller und neue Trends. Kultstatus erreichten etwa Cornelia Funke, Joanne K. Rowling mit „Harry Potter“ und Stephenie Meyers „Twilight“-Serie.

AutorIn: 
Veronika Freytag

Keine Lebenswirklichkeit, die den Kindern in der Realität zugemutet wird, bleibt ausgespart, Gefühle werden differenziert betrachtet. Im modernen Leben bestimmen die Polaritäten Freiraum und mangelnde Sicherheit, Selbstverantwortlichkeit und Überforderung den „Daseinsernst“ kindlicher Identität, wie es der deutsche Germanist Hans-Heino Ewers formulierte (1). Diesen Daseinsernst literarisch zu gestalten, heißt, der Sichtweise der Kinder zu folgen und ihre Entwicklung von innen heraus verständlich zu machen. Das betrifft etwa moderne Armut (Renate Welsh: „Dr. Chickensoup“), Einwanderung und Abschiebung (Frank Cottrell Boyce: „Der unvergessene Mantel“), ein Arbeitslager für Kinder (Louis Sachar: „Löcher“), den Tod eines Kindes (Patricia McLachlan: „Edwards Augen“).

 

Reise in die Geschichte

Auch der historische Roman kann eine Folie für Entwicklungsprozesse der ProtagonistInnen sein und ermöglicht darüber hinaus einen kindgemäßen, ungewohnten Blick auf die Vergangenheit (Käthe Recheis: „Lena. Unser Dorf und der Krieg“; Christine Nöstlinger: „Maikafer, flieg!“; John Boyne: „Der Junge im gestreiften Pyjama“). Oder die Vergangenheit erscheint wie ein unglaubliches Abenteuer (Michael Köhlmeier/Monika Helfer: „Rosie und der Urgroßvater“).

 

Ernsthaftigkeit und Humor

Die Ernsthaftigkeit des psychologischen Romans und des Familienromans wird häufig mit Komik und schelmischen Elementen verquickt und ergibt so anregende wie unterhaltsame Texte, z. B. Romane von Guus Kuijer, Hilary McKay, Andreas Steinhöfel, Polly Horvath, Holly-Jane Rahlens, Zoran Drvenkar, Jenny Valentine, Marie-Aude Murail, Kate DiCamillo. Klassiker von Erich Kästner, Astrid Lindgren und Christine Nöstlinger verbinden übrigens seit jeher diese Elemente.

 

Buben und Mädchen

Für Buben bieten humoristisch gefärbte Romane einige Anreize (z. B. Eoin Colfers Geschichten um Tim). „Gregs Tagebuch“ von Jeff Kinney hat einen Hype um die neue Textsorte der Comic-Romane ausgelost, in denen gekritzelte Strichmännchen die tagebuchartigen Aufzeichnungen ihrer Anti-Helden auf sehr witzige Weise verdeutlichen. Eine Version für Mädchen ist Alice Pantermullers „Lotta-Leben“.

 

Wer löst den Fall?

Bei den Krimis dominieren die seit Jahren, ja Jahrzehnten bekannten trivialen Serien (z. B. von Thomas Brezina, „Die drei ???“), die auf deren immer noch beliebte Urform, Enid Blytons „Fünf Freunde“, zurückgehen. Die „Auskopplungen“ bekannter Serientitel für jüngere Kinder („Die drei ???-Kids“), Krimiserien für fortgeschrittene ErstleserInnen (Jürgen Banscherus: „Ein Fall für Kwiatkowski“; Martin Widmark: „Detektivbüro LasseMaja“) und Ratekrimis zeigen das Interesse gerade der Jüngeren am Genre. Auch weibliche Detektivinnen haben nun mit „Die drei !!!“ „ihre“ Serie. Aus österreichischer Sicht stechen literarisch Heinz Janischs „Herr Jaromir“ in Sherlock-Holmes-Manier und Christine Nöstlingers „Pudding-Pauli“ in gewohnt witzigem Mix aus Krimi-, Alltags-, Familiengeschichte mit gesellschaftskritischem Hintergrund hervor. Für Jugendliche dominieren zunehmend harte Thriller (z. B. Anthony Horowitz, Ursula Poznanski), zuweilen verbinden sich psychologisch komplexe Verbrechensgeschichten mit Gesellschaftskritik (Mats Wahl: „Kill“).

 

Abenteuergeschichten

Die früher eher angestaubt wirkenden Abenteuerbücher, von denen nur ganz wenige Klassiker noch Interesse hervorgerufen haben (z. B. Mark Twain, Jules Verne), haben ein Revival erlebt. Davon zeugen neue Reihen („39 Zeichen“) und eine große Bandbreite an interessanten Einzeltiteln (Timothee de Fombelle: „Vango“) und Wiederauflagen (Mira Lobe: „Insu Pu“).

 

Anmerkungen:

(1) Hans-Heino Ewers: Die neunziger Jahre. In: Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur. Hrsg. v. Reiner Wild. Stuttgart 2002, S. 456.

Der Bereich der realistischen Kinderromane enthält ein riesiges Reservoir an Geschichten, die die Welt in all ihrer Komplexität nachzeichnen.

AutorIn: 
Veronika Freytag

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