Mindestens so viele W-Fragen wie bei der Pressearbeit! Mindestens sechs, vielleicht sogar ja acht Fragen, die es allein bei der Medienarbeit zu beantworten gilt, und die ist ja nur ein Teil einer Veranstaltung. Dazu kommen dann noch die vielen Fragen im Vorfeld der Veranstaltung und in Bezug auf die tatsächliche Durchführung, macht in Summe locker 14, 15, 16 Fragen! Und aus dem Stand nicht ganz so viele Antworten ...

 

Und woran du da alles denken musst!

Mit dem Planen beginnen am besten schon im Frühjahr für den Herbst oder eben im Herbst für das nächste Frühjahr! Warum? Damit Lesungen nicht immer nur in der Volkshochschule oder übers Bildungswerk oder in der örtlichen Buchhandlung stattfinden. Damit wir als Bibliothek auch einmal gut dastehen in der Öffentlichkeit mit unserer Arbeit, mit unserer Öffentlichkeitsarbeit. Damit sich die Leute sagen: Schaut her, die können das aber auch gut, die von der Bibliothek, das war wirklich ein toller Abend. Und so viele Leute bei der Lesung! Und ich hab mir eine Lesung immer langweilig vorgestellt!

 

Aber der ist so was von einem Netten, der Dichter! So was von unkompliziert!

 

Aber wen einladen? Einen Autor für die Leser, die oft zu uns kommen, eher also einen für die Frauen vielleicht, einen, der Krimis schreibt? Oder eher wen für die Männer, damit die auch einmal in die Bibliothek herfinden – eine Frau vielleicht? Die Eva Rossmann? Oder jemanden aus der Gegend, den viele kennen? Der ist wahrscheinlich billiger – 400 Euro musst du gleich einmal rechnen, heißt es, da kommen dann vielleicht sogar noch 20 Prozent Steuer dazu, und dann wird er ja auch nicht mehr heimfahren wollen mitten in der Nacht, dann braucht er ein Hotelzimmer, das muss man rechtzeitig buchen, und das will er sich vielleicht nicht unbedingt selber zahlen, der Künstler ... Hungrig wird er auch sein nach der Lesung ... Und irgendwas müssen wir uns da schon unterschreiben lassen, wenn er sein Geld bekommt.

 

Und wie komm ich jetzt zu dem? Über den Verlag? Im Telefonbuch wird der vielleicht nicht stehen, nicht einmal im Herold ... Bekommen wir da Plakate vom Verlag oder müssen wir selber was basteln? Flugzettel wären auch gut, irgendwas zum Mitgeben für die Leute, aber nichts so herumgemurkst Handgeschriebenes, lieber richtig in Farbe mit einem Foto vom Dichter drauf und dem Logo unserer Bibliothek drunter! Vielleicht zahlt ja die Raika den Druck von richtigen Plakaten und Flyern! Sponsoring nennt man das wohl …

 

Und wann machen wir das? An einem Wochentag oder eher zum Wochenende hin? Und lieber im Frühjahr, eher bald vielleicht, wenn noch nicht so viel los ist? Oder im Herbst – dann, wenn alle was machen? Und lieber um sieben schon anfangen oder eher um acht? Und wie lange wird der überhaupt lesen? Und sieht der genug bei unserer schwachen Deckenbeleuchtung – oder brauchen wir da eine Leselampe? Und macht da wer einen Büchertisch, vielleicht wer vom Ort? Was, wenn überhaupt keine Leute kommen zur Dichterlesung? Und was, wenn zu viele Leute kommen, wo sollen wir die alle unterbringen in unserer kleinen Bibliothek? Und wo nehmen wir die vielen Sesseln her? Und müssen wir den abholen vom Bahnhof, den Dichter, oder kommt der mit seinem Auto? Und muss da wer eine Rede halten vor der Lesung? Und müssen wir den Raum festlich schmücken? Und geht das ohne Mikrofon? Und was reden wir mit dem nachher – wir kennen den doch gar nicht?

 

Dann die Plakate aufhängen, sicher 4 bis 6 Wochen vorher, heißt es! Und die Handzettel rechtzeitig mitgeben, viele unserer Leser kommen ja nur einmal im Monat zu uns! Und die Gemeindezeitung informieren, dass die uns das ordentlich ankündigen, und die Rundschau vor Ort, und alles auf unsere Homepage stellen und ja nichts vergessen – dass der was zu trinken hat an seinem Lesetisch und den Bürgermeister einladen und den ganzen Pfarrgemeinderat und hoffentlich finden alle her zu uns …

 

Veranstaltungen in öffentlichen Bibliotheken? Klar doch!

Am besten mit Wolf Haas – quasi Selbstläufer! Er wird aber nicht wirklich kommen, liest nur mehr in großen Häusern; in großen Hallen von großen Städten. Schade eigentlich! Dann halt mit Daniel Glattauer oder Alfred Komarek oder Maja Haderlap oder Christine Nöstlinger, obwohl – die wird vielleicht auch nicht kommen. Reist nicht mehr so gern herum in ihrem Alter – ist ja auch verständlich und zu respektieren! Dann halt mit Renate Habinger, die macht das super, Workshops mit Zeichnen und Papier, und wenn die Kinder Glück haben, hat sie sogar ihren Hund dabei! Den Schnuffel! Die macht das richtig gern, die Renate Habinger – herumreisen und mit Kindern kreativ sein! Weil es ihr, glaube ich, Spaß macht. Weil sie zum Teil auch davon leben muss, klar! Aber auch, weil es ihr Spaß macht!

 

Warum Veranstaltungen in öffentlichen Bibliotheken? Weil es Spaß macht!

Dem Publikum, der Autorin oder dem Autor hoffentlich auch, in jedem Fall dem Team der Bibliothek. Für wen? Für alle, die kommen wollen, um die Bibliothek zu erleben als einen Ort, der mehr kann und bietet, als verstaubte Bücher in verstaubten Regalen bereitzustellen. Wer das bezahlen soll? Na ja, das sollte sich doch wohl ausgehen aus dem Budget, das die Bibliothek vom Träger erhält – sonst muss er es halt zukünftig aufstocken ...

 

Viel fällt da an an unbezahlter Arbeit. Die man ja auch einmal honorieren könnte ... Weil es nämlich viele Bibliotheken gibt, in denen Bibliothekarinnen (ohne Binnen-I) ihre Arbeit auch gerne und unbezahlt machen – die sich allerdings selten bis nie über Veranstaltungen drüber trauen, auch wenn sie gerne würden. Und sicher nicht im Turnsaal der Volksschule, sondern in der Bibliothek, auch klar. Weil die längst kein verstaubter Ort mit verstaubten Büchern in verstaubten Regalen mehr ist … Und mit der Volkshochschule höchstens als Partner, wenn sie wollen – dann sollen sie aber auch die Hälfte des Honorars zahlen!

 

Warum Veranstaltungen in öffentlichen Bibliotheken? Damit die, die beim ersten Mal dabei waren, sich sagen: Da geh ich das nächste Mal auch wieder hin! Und zu denen, die beim ersten Mal nicht dabei waren, sagen: Da musst du aber das nächste Mal unbedingt auch hingehen!

Oder auch: Wer soll denn das bezahlen? Was fällt da alles an an (unbezahlter) Arbeit? Wer macht all diese Arbeit? Und wo führen wir die Veranstaltung überhaupt durch? Verlangen wir Eintritt oder schreckt das eher ab? Und brauchen wir ein Buffet und Getränke für nachher?

AutorIn: 
Peter Baier-Kreiner
Thema des Monats Teaser: 

Eine Veranstaltung zu organisieren, erfordert schon im Vorfeld eine gute Planung: Wo soll der Event stattfinden und wer organisiert ihn? An welche Zielgruppe ist gedacht? Werden Eintrittsgelder verlangt und bietet man ein Buffet an? Lädt man lieber zu einer Diskussion oder einer Lesung?

Ob man Lesestoff zu „Armut“, „Liebe“ oder „Fußball“ sucht oder Tipps für Bücher zum Vorlesen oder für jugendliche LeserInnen braucht – zu (fast) allen Themen findet man Listen, die einen Überblick über die dazu passende Literatur geben.

 

Die Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur, die STUBE, bietet zum Beispiel auf ihrer Website über 30 verschiedene Themenlisten und dazu noch Buchtipps nach Altersklassen geordnet. Weiters gibt es auch die Möglichkeit, ausführlichere Themenbroschüren, zum Beispiel zum Thema „Tod“, zu bestellen.

 

Die deutsche Stiftung Lesen stellt regelmäßig Bücher zu verschiedenen Themen vor und ermöglicht die Suche im Archiv. Außerdem wird hier der Leipziger Lesekompass veröffentlich, der Bücher bewertet, die sich für das Fördern von Lesekompetenz in Schulen und Kindertagesstätten besonders eignen.

 

Auch der Büchereiverband Österreichs stellt immer wieder die besten Neuerscheinungen der Kinder- und Jugendliteratur und der Belletristik zusammen – diese stehen unter dem Menüpunkt Bestenlisten zum Download bereit. 

 

Die Gemeindebücherei Wimpassing/Leitha hat ebenfalls mehrere Themenlisten erstellt, die Sie hier downloaden können.

 

Vielleicht haben ja auch Sie schon die eine oder andere Themenliste für Ihre Bibliothek zusammengestellt. Wenn Sie diese auf unserer Plattform teilen möchten, schicken Sie bitte das Dokument an ideenpool@bvoe.at.

Themenlisten sind insbesondere bei der Suche nach der passenden Lektüre für die jungen und jüngsten LeserInnen hilfreich. Verschiedene Institutionen im Bereich der Leseförderung veröffentlichen immer wieder nützliche Medientipps zu Themenschwerpunkten.

AutorIn: 
Martina Reiter

Meist fällt in diesem Zusammenhang automatisch das Wort PISA. Seit 2000 werden die Ergebnisse der jährlich durchgeführten internationalen Schulleistungsuntersuchungen von der Politik und der Gesellschaft mit Spannung erwartet. Die erste PISA-Studie hat in Deutschland einen Schock ausgelöst – hat sich doch unter anderem gezeigt, dass es enorme Mangelerscheinungen bei Lesekompetenz, sinnzusammenhängendem Lesen und Konzentration bei den Kindern gibt. In diesem Zusammenhang kam auch die öffentliche Bibliothek ins Gespräch. Konnte sie sich doch als Partner der Schule profilieren, um LehrerInnen und SchülerInnen zu unterstutzen. Bereits 1995 initiierte die Bertelsmann Stiftung das fünfjährige Projekt „Öffentliche Bibliothek und Schulen – neue Formen der Partnerschaft“, an dem sechs bundesdeutsche Mittelstädte teilnahmen. In diesem Projekt entwickelten Schule und Bibliothek gemeinsame Strategien, um die Zusammenarbeit regelmäßig, sinnvoll und aufeinander aufbauend zu gestalten. Man könnte denken, die Vernetzung von Bibliothek und Schule sei inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden, weil die Vorteile klar auf der Hand liegen. Doch leider ist dies kein Flächenbrand geworden. Immerhin gibt es eine Spannbreite zwischen ersten auflodernden Funken und schon bestehenden „Leuchttürmen“.

 

Auch und gerade in der digitalen Welt der E-Medien und des Internets spielt die Lesekompetenz die tragende Rolle. Ist sie doch die Schlüsselqualifikation für Schule, Ausbildung, Beruf, Weiterbildung, Freizeit, persönliche Beziehungen. Ist es nicht möglich, sinnzusammenhängend zu lesen und Fakten zu erfassen, kann man weder Fachliteratur lesen noch sich effektiv im Netz bewegen. Nebenbei gesagt: Die Unterscheidung zwischen Print- und digitalen Medien, zwischen Fachliteratur und qualitativ hochwertigen Blogs und Lehrfilmen im Netz ist schon bei vielen (bibliotheksfernen?) Menschen nichtig.

 

Was kann der Bildungspartner Bibliothek?

Bibliotheken können und sollten (verzeihen Sie diesen „Zeigefinger“) sich als Bildungspartner von Schulen profilieren. Warum?

  • Sie bieten aktuelle Medien an, die weit über den Bestand von Schulbibliotheken (sofern überhaupt vorhanden) hinausgehen. Die Kinder können das finden, was ihnen Leselust bereitet. In der Schule müssen sie lesen, in der Bibliothek können sie die ganze Vielfalt der Medien entdecken. Kann die Schule den vielfaltigen Medienmix der Bibliothek bieten?
  • Die Bibliothek kann sich als außerschulischer Lernort präsentieren. LehrerInnen nehmen gern den Lehrplan unterstützende Angebote wahr, sie sind auch bereit, dafür mit der ganzen Klasse in eine attraktive und gut ausgestattete Bibliothek mit kompetentem und freundlichem Personal zu gehen.
  • Die Bibliothek kann Recherche- und Informationskompetenz anbieten, sie kann – auch für Schulen – den Zugang zu Datenbanken eröffnen und den Umgang mit ihnen demonstrieren.
  • Vorlesen entwickelt und fordert das Lesen am besten – die Bibliothek kann Angebote für Eltern und ErzieherInnen machen, sie kann auch helfen, Defizite im Elternhaus zum Teil abzumildern. Und damit einen Beitrag zur Chancengleichheit für Kinder leisten.
  • Letztendlich kann sich die Bibliothek ihre Zukunft, ihr Weiterbestehen sichern. Im kulturellen Bereich wird bei finanzieller Knappheit bei freiwilligen Leistungen der Kommunen schnell der Rotstift angesetzt, in den Bildungsbereich wird eher investiert.

 

Wie kann die Zusammenarbeit aussehen?

  • Möchten Bibliotheken erfolgreich mit Kindergarten und Schulen kooperieren, müssen die Angebote passgenau auf LehrerInnen und ErzieherInnen zugeschnitten sein. Erkennen diese den Mehrwert, werden die Angebote in der Regel sehr gern angenommen. Möglichkeiten gibt es viele, hier seien einige beispielhaft genannt:
  • Entwicklung eines Spiralcurriculums für die Schule: Welche Angebote stehen jeder Klassenstufe zur Verfügung? Idealerweise bauen die Angebote aufeinander auf, sind auf den Lehrplan und mit den LehrerInnen abgestimmt.
  • Nach wie vor Klassenführungen bzw. Bibliotheksbesuche: Diese sollten spielerisch und interaktiv gestaltet und auf die Klassenstufe abgestimmt sein. (1)
  • Angebote zu Medien- und Recherchekompetenz: Was sind die Alternativen zu Wikipedia? Welche verlässlichen Datenbanken gibt es?
  • Einbeziehung von älteren SchülerInnen: Mithilfe beim Bestandaufbau (z. B. Comics, Konsolenspiele), Erstellen von Konzepten für Klassenbesuche, Bildung von Fokusgruppen zu jugendspezifischen Themen in der Bibliothek (Einrichtung eines Jugendbereiches, Veranstaltungen etc.)
  • Bibliothek kommt in die Schule: Medienpräsentation, Book-Slam etc.
  • Medienkisten für alle Klassenstufen, auch schon für Kindergarten und Vorschule
  • Beteiligung an Aktionen wie dem Sommerferien-Leseclub in Bayern oder dem Online-Angebot Antolin.
  • Workshops für Eltern: „Besser in der Schule durch Vorlesen“ (steht die Veranstaltung unter dem Titel „Vorlesen für Kinder“, kommen weniger TeilnehmerInnen)

 

Effektives Lernen in und außerhalb der Schule ist ohne die Nutzung von Bibliotheken mit ihrem fachlich erschlossenen medialen Angebot, ihren Arbeitsplatzen und Lernbereichen, ihren Informationsmöglichkeiten in multimedialer Form kaum vorstellbar. Öffentliche und Wissenschaftliche Bibliotheken unterstützen die pädagogischen Ziele der Schulen, indem sie, orientiert am örtlichen Bedarf, Medien, Dienstleistungen und Informationen für die unterrichtliche Arbeit bereitstellen.

 

(1) Gute Beispiele sind in dem Band Bibliothek entdecken“ (Neckar Verlag) zu finden.

 

Weiterführende Literatur

  • Stadtbibliothek Villingen-Schwenningen (Hrsg): Bibliothek entdecken. Bibliotheksführungen für die Schule. Neckar Verlag 2012.

Spricht man von der Zusammenarbeit von Bibliothek und Schule, heißt es oft, das sei ein alter Hut. Doch es mag die Frage erlaubt sein: Wissen die beiden Institutionen von den Möglichkeiten und Chancen, die in ihrer Kooperation liegen? Kennen die Bibliotheken die Bedürfnisse der Schulen, wissen die Schulen um die Kompetenzen der Bibliotheken?

AutorIn: 
Ute Palmer-Horn

Innovative Projekte und die außerschulische lesepädagogische Arbeit von BibliothekarInnen tragen dazu bei, dass Lesen bei Kindern und Jugendlichen nicht als Verpflichtung, sondern als Spaß und etwas Sinnvolles erlebt werden kann – ein wichtiger Aspekt der Lesekompetenz. Mit Sicherheit kann dort verstärkt lesepädagogische Arbeit getan werden, wo vor Ort enge Kooperationen zwischen den Schulen und Öffentlichen Bibliotheken bestehen.

 

Kooperation als Kernaufgabe

Die Kooperation mit Schulen gehört in vielen Orten zu den Kernaufgaben der Öffentlichen Bibliotheken. Traditionell zeigt die Zusammenarbeit ein breites Spektrum und reicht von Lerneinheiten in der Bibliothek und unterschiedlichen Veranstaltungen der Leseförderung wie Autorenlesungen oder Leseanimationsworkshops für Schulklassen bis hin zu Erkundungen der Bibliothek im Rahmen von Bibliothekseinführungen oder dem „Bibliotheksführerschein“. Hinzu kommt die Versorgung von Schulen bzw. deren hauseigener Leseecken und Schulbibliotheken mit Medien: entweder im Sinne einer Ergänzungsbibliothek oder einer Vollversorgung dort, wo keine eigene Schulbibliothek besteht. Vor allem in Skandinavien, das immer wieder als Vorbild hinsichtlich Lesekompetenz dient, bestehen solche Kooperationen quasi flächendeckend und ganz selbstverständlich – was auch die hohe Bindung der Bevölkerung an „ihre Bibliothek“ erklärt. Besonders Medienpakete bieten eine hervorragende Möglichkeit, Partnerschaften mit Schulen einzugehen. Diese enthalten beispielsweise Bücher, Zeitschriften, CD-ROMs, Unterrichtsmaterialien, Empfehlungslisten und Ideensammlungen und werden der Schule für einen gewissen Zeitraum zur Verfügung gestellt. Medienboxen zu bestimmten Themen bieten sich hierfür ebenso an wie zielgruppenspezifische Pakete wie die Medienboxen XXS bis XL des Büchereiverbandes Österreichs. Fremdsprachige Medienboxen (z. B. aus der fremdsprachigen Bibliothek des Lesezentrums Steiermark) oder die entwicklungspolitischen Mediatheken des „Welthauses“ mit Veranstaltungen und Buchpaketen sind weitere interessante Angebote. Unterstützung bei gemeinsamen Veranstaltungen und Leseprojekten von Bibliothek und Schule bietet auch die Initiative des Bundesministeriums für bildung Frauen „Culture Connected“ im Rahmen von „Kunst macht Schule“.

 

Medienpartner Bibliothek

Die Öffentliche Bibliothek kann innerhalb einer solchen Zusammenarbeit auch gut als „Medienpartner“ wirken: Veranstaltungen und Projekte zur Förderung von Informationskompetenz im Sinne der „Teaching Library“ bieten die Gelegenheit für eine verstärkte Zusammenarbeit. Viele Schulen sehen regelmäßige und verpflichtende Besuche in der Bibliothek als festen Bestandteil des Unterrichts an. Das Konzept der Teaching Library, das in Öffentlichen Bibliotheken Österreichs noch stärker entwickelt werden muss, unterscheidet sich von herkömmlichen BenutzerInnenschulungen u. a. durch die Methodik und die Einbindung in das Curriculum: Die Lernenden recherchieren selbst nach Inhalten, beurteilen und verarbeiten sie in jenem Kontext, wofür sie diese brauchen – zum Beispiel für ein Referat. Dabei wechseln sich E-Learning-Einheiten mit Vorträgen ab u. v. m. Auch das vorwissenschaftliche Arbeiten gewinnt zunehmend an Bedeutung.

 

Schul- und Öffentliche Bibliothek

Eine besondere Kooperation, die auch infrastrukturelle und finanzielle Ressourcen nutzt sowie SchülerInnen mit den anderen BenutzerInnen zusammenbringt, ist die Einrichtung einer gemeinsamen Schul- und Öffentlichen Bibliothek, wie sie zum Beispiel in Liezen in der Steiermark existiert: Diese dient gleichzeitig als Stützpunktbibliothek für das gesamte Ennstal und für alle im „Literaturnetzwerk Liezen“ zusammengefassten Bibliotheken.

 

Lesepatenschaften und Wettbewerbe

Inhaltlich gesehen tragen auch Aktionen wie SchülerInnen-(Lese-)Patenschaften zu einer engen Kooperation bei: Ältere SchülerInnen lesen entweder mit jüngeren gemeinsam in der Bibliothek oder machen Bibliothekseinführungen, helfen bei der Recherche oder Vorbereitung eines Themas. Längerfristige Lesewettbewerbe, bei denen ein Lesetagebuch über die regelmäßig im Rahmen des Unterrichts in der Öffentlichen Bibliothek ausgeborgten Bücher geführt werden muss und am Ende ein „Lesekaiser“/eine „Lesekaiserin“ gekürt wird, eignen sich für Volksschulklassen. Für ältere SchülerInnen sind Lesewettbewerbe mit tollen Gewinnen ein Anreiz. Hier kann zum Beispiel auch fächerübergreifend mit Büchern gearbeitet werden, etwa im Fach Bildnerische Erziehung: Die Kreativbeiträge werden dann in der Öffentlichen Bibliothek ausgestellt.

 

Nicht zuletzt eignen sich umfassende Themenstellungen wie Umwelt/Energie oder globales Lernen für übergreifende Kooperationsprojekte zwischen Schule und Bibliothek.

 

Für Musikschulen (oder Schulbands) kann es spannend sein, auch einmal ein Konzert in der Bibliothek zu geben und einen Vortrag über Musikgeschichte zu hören; für Polytechnische Schulen oder Berufsschulen können Öffentliche Bibliotheken einen wichtigen Part hinsichtlich Leseförderung von lesefernen oder leseschwachen Jugendlichen übernehmen.

 

Eine enge und gelungene Zusammenarbeit zwischen Schule und Öffentlicher Bibliothek trägt in jedem Fall dazu bei, schon möglichst früh die Bibliothek als selbstverständlichen Lebens- und Lernraum zu empfinden und den SchülerInnen kontinuierlichen Zugang zu Medienangeboten und Information zu eröffnen.

 

Weiterführende Literatur

  • Friederike Harmgarth (Hrsg.): Lesegewohnheiten – Lesebarrieren. Öffentliche Bibliothek und Schule – Neue Formen der Partnerschaft. Bertelsmann Verlag 1997.
  • Ute Krauß-Leichert (Hrsg.):Teaching Library – eine Kernaufgabe für Bibliotheken. Lang Verlag 2008.

In der Kooperation von Schulen und Bibliotheken liegt ein enormes Potenzial. Zum einen ergeben sich vielfältige Formen der Partnerschaft, zum anderen steigt die Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen deutlich an.

AutorIn: 
Verena Gangl
Thema des Monats Teaser: 

In der Kooperation von Schulen und Bibliotheken liegt ein enormes Potenzial. Zum einen ergeben sich vielfältige Formen der Partnerschaft, zum anderen steigt die Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen deutlich an.

Die Angebote des Büchereiverbandes Österreichs reichen von Publikationen über Bilderbuchkinos bis hin zu einem Diskussionsspiel.

 

Tipps zur Leseanimation

Bisher organisierte der Büchereiverband Österreichs vier Mal das Lesefestival „LESERstimmen – Der Preis der jungen LeserInnen“ (2002, 2005, 2013 und 2015). Zu den zwölf nominierten Kinder- und Jugendbüchern wurde jedes Jahr jeweils eine Broschüre mit Tipps zur Leseanimation erstellt. Die Animationsideen aus 2015 können auch online eingesehen werden.

 

Interkulturelle Bibliotheksarbeit

Die 2015 erschienene Publikation des Büchereiverbandes Österreichs bietet 20 Ideen für Veranstaltungen in der Bibliothek rund um das Thema „Interkulturelle Bibliotheksarbeit“. In dieser Broschüre sind Konzeptideen für Veranstaltungen und Spiele rund um die interkulturelle Bibliotheksarbeit versammelt. Von der gemeinsamen Erstellung eines internationalen Kochbuchs über Deko-Ideen bis hin zum Lese-Jour-fixe finden sich hier zahlreiche Tipps und Anregungen zu Aktivitäten für Erwachsene und Kinder. Sie zeigen, dass Bibliotheken auch mit geringen Mitteln ihr interkulturelles Angebot erweitern und damit Menschen aus anderen Sprach- und Kulturräumen ansprechen können. Die Broschüre ist auch digital verfügbar

 

Didaktische Materialien zu den Medienboxen

Für die zielgruppengerechte Sprach- und Leseförderung verleiht der Büchereiverband Österreichs vier unterschiedliche Medienboxen. Die vom Bundeskanzleramt finanzierten Medienboxen richten sich an die Zielgruppen XXS bis XS (1 bis 6 Jahre), S bis M (1. bis 4. Schulstufe) sowie L bis XL (ab der 5. Schulstufe) und enthalten je rund 20 Medien und Bilderbuchkinos. Ebenfalls beigelegt sind didaktische Materialien. Diese enthalten viele spannende Ideen für die aktive Vermittlung der Medienboxen und werden laufend ergänzt, sodass Sie aus einem permanent wachsenden Ideenpool schöpfen können. Alle Materialien stehen auf dieser Seite auch zum Download bereit.

 

Ideenpool

Viele Ideen zur Durchführung von Veranstaltungen enthält der neu gestaltete Ideenpool. Mehr als hundert Vorschläge für die Durchführung von Veranstaltungen rund um die Literatur machen Lust auf Leseförderung.

 

Bilderbuchkinos

Aus einer Vorlesestunde wird großes Kino: Der Büchereiverband Österreichs bietet verschiedene Bilderbuchkinos zur Entlehnung an, darunter auch Titel des österreichweiten Leseförderungsprojekts „LESERstimmen – Der Preis der jungen LeserInnen“. Die Bilderbuchkino-Pakete enthalten enthalten je ein Bilderbuch, eine Dia-Sichthülle mit Dias oder eine CD-ROM, AutorInnenporträts und Tipps zur Leseanimation.

 

Pippilothek???

Lorenz Pauli und Kathrin Schärer haben beim Atlantis-Verlag ein Bilderbuch gestaltet, in dem sie Kindern spielerisch das „Abenteuer Bibliothek“ näherbringen und sie in die Geheimnisse des Bibliotheksalltags einweihen. In Kooperation mit dem Bundeskanzleramt offeriert der Büchereiverband Österreichs eine „Kleine Spezialausgabe“ von „Pippilothek??? Eine Bibliothek wirkt Wunder“. Diese können in Verkaufseinheiten à zehn Exemplaren bestellt werden und eignen sowohl für die Durchführung von Veranstaltung als auch als Geschenk für die jüngsten BibliotheksbesucherInnen.

 

Diskussionsspiel „Armutsgrenze?!“

Das vom Verein ScienceCenter-Netzwerk entwickelte Diskussionsspiel „Armutsgrenze?“ kann beim Büchereiverband Österreichs für Veranstaltungen in Bibliotheken entlehnt werden. Bei diesem Spiel diskutieren Kinder von 7 bis 12 Jahren anhand von zehn Alltagsgeschichten und Bildern, ob die ProtagonistInnen der Geschichten eher arm oder eher reich sind – und vor allem warum. Mit Hilfe der Texte und Bilder gelingt nicht nur die spielerische Auseinandersetzung mit einem sensiblen Thema, sondern auch Sprach- und Leseförderung. Das Diskussionsspiel wurde mit dem 2. Preis der SozialMarie 2011 ausgezeichnet.

 

BibliothekarInnen sind seit jeher auf Leseförderung spezialisiert. Um sie in ihrer Arbeit noch besser zu unterstützen, stellt der Büchereiverband Österreichs verschiedene didaktische Materialien zur Verfügung.

AutorIn: 
Silke Rabus
Thema des Monats Teaser: 



 

Die Ergebnisse der PISA-Studie der letzten Jahre sind wenig erfreulich: Mehr als ein Fünftel der österreichischen Schülerinnen und Schüler kann nicht sinnerfassend lesen. Mehr denn je sind Öffentliche Bibliotheken daher gefordert, sich als alternative und attraktive Orte der Literaturvermittlung zu präsentieren. Der Büchereiverband Österreichs setzt verschiedene Aktivitäten im Bereich der Literaturvermittlung.

 

„Wir lesen!“

Mit dem vom Bundeskanzleramt finanzierten Projekt „Wir lesen!“ werden die Leseförderungsaktivitäten des BVÖ noch einmal gebündelt und erweitert. Fachartikel und monatliche Schwerpunkten ermöglichen es BibliothekarInnen, neue Themen kennenzulernen und sich zu informieren. News und Blogbeiträge liefern einen Einblick in die aktuelle Literaturszene. Der Ideenpool setzt auf das Geben und Nehmen aller BibliothekarInnen. Bewährte Veranstaltungskonzepte können eingetragen und so mit anderen geteilt werden. Sucht man selbst nach neuen Inputs, wird man schnell fündig.

„Wir lesen!“ reagiert auf die zunehmende Leseschwäche von Kindern und Jugendlichen in Österreich. Aber auch andere Zielgruppen – wie beispielsweise mehrsprachige oder bildungsschwache BürgerInnen – sollen für das Lesen begeistert werden. BibliothekarInnen sollen durch „Wir lesen!“ verschiedene Möglichkeiten bekommen, die Leseförderungsangebote in der Bibliothek zu optimieren.

 

Im Fokus des Projekts stehen die Öffentlichen Bibliotheken. Diese möchten wir in ihrer Rolle als attraktive Leseorte weiter stärken und mit hochwertigem Know-how auf dem Gebiet der Leseförderung unterstützen. „Wir lesen!“ ist somit auch eine gesellschaftspolitische Antwort auf die Frage, wie und wo sich das Lesen in Zukunft präsentieren soll: als lustvolles, freiwilliges, gemeinschaftliches und kreatives Lesen in der Öffentlichen Bibliothek!

 

LESERstimmen – Der Preis der jungen LeserInnen

Das größte Lesefestival für Kinder und Jugendliche in Österreichs Bibliotheken fand 2017 nach 2002, 2005, 2013 und 2015 zum fünften Mal statt: Österreichische AutorInnen und Illustratorinnen von zwölf ausgewählten Kinder- und Jugendbüchern waren von April bis Mai 2017 auf Lesereisen in ganz Österreich unterwegs und lasen in knapp 190 Öffentlichen und kombinierten Bibliotheken sowie Schulbibliotheken. Darüber hinaus fanden in den Bibliotheken zahlreiche weitere Workshops und Leseanimationsveranstaltungen statt. Der BVÖ stellte hierfür Werbematerialien, Bilderbuchkinos und didaktische Unterlagen zur Verfügung. Die jungen LeserInnen wählten ihr Lieblingsbuch. Organisiert wurde das vom BKA finanzierte Lesefestival vom BVÖ gemeinsam mit den Öffentlichen, kombinierten und Schulbibliotheken.

 

Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek

„Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek” ist die größte Imagekampagne für das Lesen und die Bibliotheken in Österreich. Ziel der vom Bundeskanzleramt geförderten Kampagne ist es, den Stellenwert des Lesens und der Bibliotheken in der Gesellschaft zu steigern.

 

Jedes Jahr im Oktober steht eine Woche ganz im Zeichen des Lesens. Dann locken Tausende Veranstaltungen wie Literaturwanderungen, Vorlesestunden, Bilderbuchkinos, Lesenächte oder Literaturcafés in die Bibliotheken.

 

Nicht nur die österreichischen Gemeinde- und Pfarrbibliotheken, Schulbibliotheken, Stadt- und Landesbibliotheken, Universitätsbibliotheken und die Österreichische Nationalbibliothek sind Teil dieses Literaturfestivals. Die Kampagne geht über die österreichischen Grenzen hinaus: Auch die Österreich-Bibliotheken im Ausland beteiligen sich an der Aktion.

 

Library Slam

Der Büchereiverband Österreichs bot Öffentlichen Bibliotheken die Möglichkeit, eine vom Bundeskanzleramt zur Verfügung gestellte Förderung für eine Veranstaltung mit ausgewählten AutorInnen aus dem Poetry Slam Bereich zu erhalten. Gerade für die Zielgruppe der Jugendliche ein attraktives Format, alternativ zur sogenannten „Wasserglas-Lesung“. Die Aktion fand 2014, 2015 und 2016 statt.

 

*Artikel aktualisiert im Juli 2017 von Martina Stadler

Bereits seit vielen Jahren engagiert sich der Büchereiverband Österreichs in der Leseförderung. Mit attraktiven Literaturprojekten werden weithin sichtbare Zeichen für das Lesen gesetzt und die Rolle der Bibliotheken als Leseorte wird weiter gestärkt.

AutorIn: 
Silke Rabus

Mit der „Leseakademie“ und „Herbstlese(n)“ bietet der Büchereiverband Österreichs zwei Fortbildungsschienen an, die Bibliothekarinnen und Bibliothekare auf dem Gebiet der Leseförderung und Leseanimation unterstützen. Regelmäßig werden im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang (bifeb) auch Fortbildungskurse zu den Themen Leseförderung und Literaturvermittlung angeboten.

 

Leseakademie

Die „Leseakademie“ bringt jedes Frühjahr aktuelle Fortbildungen zu Themen der Lesemotivation und Literaturvermittlung in alle Bundesländer.

Die „Leseakademie“ ist eine Veranstaltungsreihe des Büchereiverbandes Österreichs und des Bundeskanzleramtes in Kooperation mit den Servicestellen der Bundesländer. Die Kurskosten werden vom Bundeskanzleramt getragen.

 

Herbstlese(n)

Ab Herbst 2017 startet ein neues Format an Fortbildungskursen zur Lese- und Literaturvermittlung. Franz Lettner und Klaus Nowak vom Institut für Jugendliteratur stellen die aktuellen Neuerscheinungen der Kinder- und Jugendliteratur vor. Daneben finden Workshops in allen Bundesländern statt.

Die Kurse werden vom Büchereiverband Österreichs und dem Bundeskanzleramt gemeinsam mit den Servicestellen in den Bundesländern veranstaltet. Die Kurskosten werden vom Bundeskanzleramt getragen.

 

Fortbildung im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang (bifeb)

Die mehrtägigen Fortbildungskurse am bifeb St. Wolfgang beschäftigen sich immer wieder mit aktuellen Themen rund um die Literaturvermittlung und Leseförderung und bieten die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und der Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen aus allen Bundesländern.

Die Veranstalter des Kurses sind der Büchereiverband Österreichs und das Bundesinstitut für Erwachsenenbildung. Die Kurs- und Aufenthaltskosten für Bibliothekarinnen und Bibliothekare an öffentlichen Büchereien werden aus den Mitteln des BVÖ, die vom Bundeskanzleramt im Rahmen der Jahresförderung zur Verfügung gestellt werden, und vom Bundesinstitut für Erwachsenenbildung getragen.

Bei der Organisation des Fortbildungsangebots werden aktuelle Schwerpunkte und Trends des Bibliothekswesens berücksichtigt. Ziel ist es, die Bibliothekarinnen und Bibliothekare laufend mit entsprechendem Know-how zu versorgen.

AutorIn: 
Susanne Tretthahn, Marion Benda-Grintal

Die Ausbildungsangebote decken die Bereiche Leseförderung und Literatur ab. Lesen ist in unserer Gesellschaft eine Schlüsselkompetenz zum Wissenserwerb. Öffentliche Bibliotheken können hier unterstützen: als Orte, an denen die Freude am Lesen, die Lust an Literatur und der Zugang zu Medien im Zentrum stehen. 

 

Ausbildungsangebote im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang (bifeb)

Die Veranstalter des Kurses sind der Büchereiverband Österreichs und das Bundesinstitut für Erwachsenenbildung. Die Kurs- und Aufenthaltskosten für Bibliothekarinnen und Bibliothekare an öffentlichen Büchereien werden aus den Mitteln des BVÖ, die vom Bundeskanzleramt im Rahmen der Jahresförderung zur Verfügung gestellt werden, und vom Bundesinstitut für Erwachsenenbildung getragen.

In den Lehrgängen für hauptamtliche Bibliothekarinnen und Bibliothekare sowie für nebenberufliche und ehrenamtliche Bibliothekarinnen und Bibliothekare werden in mehrwöchigen Kursen neben umfangreichen Kenntnissen zu bibliothekarischen Themen auch Grundlagen in den Bereichen Literatur und Leseförderung vermittelt.

 

Projektarbeiten

Die im Rahmen der Ausbildungen verfassten Projektarbeiten können recherchiert und teilweise im Volltext heruntergeladen werden. Hier gelangen Sie direkt zur Website.

Leseförderung und Literaturvermittlung sind in Österreich ein Teilbereiche der fachbibliothekarischen Ausbildung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in öffentlichen Bibliotheken.

AutorIn: 
Susanne Tretthahn, Marion Benda-Grintal

Im Jahr 2050 wird rund ein Drittel der EinwohnerInnen Österreichs über 60 Jahre alt sein. Das biologische Alter sagt bekanntlich wenig über die psychische und physische Verfassung von Menschen aus: Viele werden noch berufstätig sein, manche sich gerade in einer Phase der Neuorientierung nach der Pensionierung befinden. Ob 60 dann das neue 50 sein wird, wie es schon heute häufig propagiert wird, sei hier dahingestellt. Das Postulat der Teilhabe von Menschen der Generation 60+ bis 100+ am politischen, sozialen und kulturellen Leben sollte aber bindend und Teil des Leitbildes einer öffentlichen Bibliothek sein.

 

Da zudem Nutzungsstatistiken verschiedener Bibliotheken belegen, dass die „Generation plus“ Bibliotheken weniger nutzt als andere Altersgruppen, sind Kooperationen mit Volkshochschulen und SeniorInnen-Verbänden, -WGs bzw. -Wohnheimen sowie Zielgruppenarbeit besonders gefragt. Es geht hier nicht um Angebote, die den Achtzigjährigen, der in der SeniorInnen-WG wohnt, ebenso erreichen wie die im Berufsleben durchstartende Mittfünfzigerin: Es geht um maßgeschneiderte Angebote, um qualitätsvolle Zielgruppenarbeit, die wie bei jeder anderen Zielgruppe öffentlicher Bibliotheken auch Rücksicht auf deren besonderen Bedürfnisse und Wünsche nimmt. Und davon als Einrichtung enorm profitiert.

 

Voneinander lernen

Wer mit dem PC, ebenso mit dem Tablet und mit elektronischen Unterhaltungsgeräten umzugehen weiß, erleichtert sich den Alltag, vielleicht sogar das Leben. Öffentliche Bibliotheken bieten in diesem Bereich verstärkt Services und spezifische Fortbildungen an. "Umgang mit dem OPAC" oder "Entlehnen per Mausklick" sowie spezifische Kurse wie "SeniorInnen aktiv – problemloser Umgang mit dem Computer" (angeboten beispielsweise von den Büchereien Wien) stärken die Kompetenzen der Zielgruppe und vermitteln zugleich Orientierung im Kosmos der öffentlichen Bibliotheken mit dem Ziel, die Autonomie der Benutzergruppe zu fördern. Dazu dienen auch Führungen durch die Bibliothek für die Zielgruppe, spezielle Interneteinführungen sowie der Hinweis auf audiovisuelle Medien wie Hörbücher, Hörspiele auf CD und Kassette sowie Großdruckbücher. Gleichermaßen wichtig ist die Einladung zur Mitarbeit in der öffentlichen Bibliothek: Lebenswissen und Zeitressourcen verbinden sich hier ja günstig, es ist belegt, dass Menschen, die aktiv in Gruppen und Organisationen sind, physisch und psychisch gesünder bleiben. Wichtig sei, so die AltersforscherInnen, in jedem Lebensalter die eigenen Kompetenzen einbringen zu können, ohne dabei unter- oder überfordert zu werden.

 

Erzählrunden, die von SeniorInnen für SeniorInnen ins Leben gerufen werden, sind nur ein Beispiel der Erzählkultur, die genauso gut intergenerativ sein kann: SeniorInnen erzählen Kindern und Jugendlichen, auch jungen Erwachsenen, von ihrem Erleben der Zeit-und Kulturgeschichte und präsentieren ihre Lektüre-Favoriten.

 

Der richtige Raum am richtigen Ort

Gemütlichkeit und Helligkeit sowie barrierefreie Zugänge sind Basics jeder Arbeit mit älteren LeserInnen. Bei Um- und Neubauten ist auf deren besondere Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Das bedeutet gut lesbare Signaturen, Autonomie beim Auffinden der gewählten Medien und nicht zuletzt auch Sicherheit, nicht in schlecht ausgeleuchteten Räumen zu stolpern.

 

Literaturkreise und andere Initiativen

Literaturkreise, die an die Leseinteressen der "Generation plus" anknüpfen, stärken das Image dieser LeserInnen, die mehr wollen als Bücher übers Erbrecht lesen. Sie erinnern sich gern an die Klassiker ihrer Kindheit und Jugend und können so die Lesebiografien ihrer Generation auch anderen LeserInnen, etwa Kindern und Jugendlichen, präsentieren. Dass sie ihre Lesekompetenz als VorleserInnen im öffentlichen Raum der Bibliothek oder als LesepatInnen in Schule und Bibliothek mit Kindern teilen, führt zu intergenerativen Projekten. Bei allen Aktivitäten ist bedeutsam, dass sie mit der Zielgruppe und nicht nur für die Zielgruppe entwickelt und umgesetzt werden.

Bibliotheksarbeit mit Menschen der "Generation plus" trägt der demografischen Entwicklung ebenso Rechnung wie dem Grundgedanken des "lebensbegleitenden Lernens". Sie setzt auf Begegnung der Generationen, Vertiefung von Leseinteressen der Zielgruppe 60+ und zielt auf mobile Literaturversorgung der SeniorInnen mit eingeschränkter Mobilität.

AutorIn: 
Christina Repolust
Thema des Monats Teaser: 

Bibliotheksarbeit mit Menschen der "Generation plus" trägt der demografischen Entwicklung ebenso Rechnung wie dem Grundgedanken des "lebensbegleitenden Lernens".

So vielfältige Wissensgebiete es gibt, so unterschiedlich sind auch die Sachbücher, die für Kinder und Jugendliche publiziert werden. Dazu zählen Sachbilderbücher und Experimentierbücher ebenso wie Lexika, Reihen oder hochwertige Monografien.

 

Experimentier- und Sachbilderbücher

Hauptinformationsträger bei Sachbilderbüchern ist das Bild, die Fotografie beziehungsweise die Zeichnung, die häufig an Comics angelehnt ist. Kindliche ProtagonistInnen führen die LeserInnen durch das Thema, sie stellen jene Fragen, die auch die BetrachterInnen bewegen. Aber auch Pop-ups sind beliebte Varianten, die Neugierde anzustacheln, die Kinder suchen, klappen und biegen zu lassen. So fordert der Band „Wir entdecken die Steinzeit“ in der Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ die LeserInnen zum Mittun und Selbstentdecken heraus. Kurze Sätze, kompakte Informationen und leitende Fragen wie „Wer hat das erste Werkzeug erfunden“ oder „Wer waren die ersten Jäger“ strukturieren das Wissensgebiet. Allgemein ist die Illustration der Sach(bilder)bücher vielfältig: Fotos, Modellzeichnungen, Karten, Tabellen, Gemälde und Skizzen lockern den Text nicht nur auf, sondern bieten Interpretationen und unterstreichen Hauptaussagen des Textes. Das erzählerische Element inklusive Spannungs- und Handlungsbogen ist für Vor- und Volksschulkinder noch sehr stark, „die Sachinformation“ wird in eine Geschichte eingebettet, die Eigenaktivität der Zielgruppe mittels einer Geschichte rund um die Sachinformation aktiviert. Die Chemiedidaktikerin Gisela Luck verweist hier auf die Bedeutung der Vermittlung, schließlich sei bereits Vor- und Volksschulkindern die nachhaltige Aneignung der Buchinhalte möglich, „wenn die Bücher gemeinsam betrachtet und die Texte von den Eltern oder anderen Vertrauenspersonen vorgelesen werden.“ (1)

Kritisch merkt Luck hier die mangelnden bzw. fehlerhaften Altersangaben bei Experimentierbüchern an, häufig würden Sicherheitsmaßnahmen, die sowohl im Zusammenhang mit Kindern als auch im Umgang mit Chemikalien gelten, von AutorInnen von Sachbüchern ignoriert: „Zunächst müssen die in den Experimentierbüchern dargestellten Experimente absolut ungefährlich sein, sicher gelingen.“(2)

 

Lexika

Kinder nutzen das Lexikon weniger in seiner Funktion als Nachschlagewerk, schlagen nicht zielgerichtet Begriffe nach, sondern schmökern darin. „Mein erstes Lexikon A–Z“ (Mannheim, Duden 2006) will Kindern im Kindergartenalter einen verlässlichen Grundwortschatz vermitteln, jeder der rund 1000 Begriffe ist mit einem Foto, einer Zeichnung illustriert. So ist auch „Meyers großes Kinderlexikon“ (1981) im Untertitel als „ein Buch zum Nachschlagen, Anschauen, Lesen und Vorlesen“ beschrieben. Auch hier knüpft man an die Alltagserfahrungen der Kinder an, die Kinder sollen ihre Lebenswelten und ihren Alltag wiederfinden, Wortspiele und Rätsel regen an, sich über das Erfahrene/Gelernte zu freuen. Die Strategie der Informationsvermittlung setzt stets bei den Lebenswelten der Zielgruppe an, häufig ist extreme Nahe zum Sachbilderbuch in dieser Gattung erkennbar.

 

Sachbuchreihen

1961 brachte der Tessloff Verlag mit „Unsere Erde“ den ersten Band der mittlerweile zum Klassiker mutierten Reihe „Was ist was“ heraus. Heute wird mit aufgelockertem Layout, herausgehobenen Informationen und gut strukturierten Kapiteln Wissen in Wort und Bild vermittelt. Im Gegensatz zu der „Sehen – Staunen – Wissen“-Serie im Gerstenberg Verlag inszeniert „Was ist was“ seine Themen weniger. Gerstenberg setzt auf stark vom Bild bzw. vom Foto abhängigen Inszenierungen: Die Bilder sind am Wort, die Texte begleiten sie und stellen den Zusammenhang her. Detailbilder veranschaulichen die Informationen, Landschaftsfotos und Porträts setzen wiederum die Details in einen größeren, globalen Zusammenhang. Mit „Sehen – Staunen – Wissen – die Junior-Bibliothek“ rücken Sachthemen mittels häufig formatfüllenden Fotos an die BetrachterInnen heran: Fragen strukturieren die Kapitel, das Sehen wird großzügig bedient, das Staunen erhofft. Der Wissenserwerb dieser Sachbuchserien für ErstleserInnen ist noch nicht erforscht, wie überhaupt die Rezeption von Sachbüchern im Gegensatz zur erzählenden Literatur wenig erforscht ist.

 

Monografien

Katrin und Frank Hecker zeigen in ihrem Buch „Mit Binokular und Lupe – Der Natur auf der Spur“ (Haupt Verlag, Bern 2012), dass Kindergartenkinder alles, wirklich alles unter die Lupe nehmen wollen und auch können. Ein ernsthaftes Buch, das auch erklärt, wie ein Kind richtig durch die Lupe schaut, um schließlich fleischfressende Pflanzen, Brennnesseln etc. zu betrachten. Ein Beispiel dafür, dass der Verzicht auf das, was häufig als kindgerechtes Design empfunden wird (Comic-Elemente), kein Verlust ist, dass Kindern sehr wohl hochwertige Illustrationen, im konkreten Fall Makrofotografien, „zugemutet“ werden können und sollen.

 

Anmerkungen

(1) Gisela Luck: Leichte Experimente für Eltern und Kinder. Freiburg: Herder 2000, S. 139.

(2) Gisela Luck: A.a.O., S. 140f.

Ob Sachbilderbücher, Pop-ups, Experimentierbücher, Lexika, Sachbuchreihen oder Monografien: Kindern werden sowohl spannende und als auch herausfordernde Zugänge zum Sachwissen geboten.

AutorIn: 
Christina Repolust

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