Ein großer Teil der Belletristik für LeseanfängerInnen wird über Erstlesereihen abgewickelt. Einzeltitel (z. B. aus dem Obelisk Verlag) sind allein schon gegenüber der optischen Präsenz traditioneller Reihen wie „Sonne, Mond und Sterne“ (Oetinger), „Leserabe“ (Ravensburger), „Lesepiraten“ (Loewe) benachteiligt bzw. werden weniger als Erstleseliteratur wahrgenommen.

 

Lesen in Stufen

Mittlerweile haben die Verlage ihre minutiös unterteilten Lesestufen auf die „Leseprofis“ der 8/9-Jährigen ausgeweitet, möglicherweise, weil die Zugehörigkeit zur Reihe wieder Orientierung und damit Verkaufschance bietet und weil immer mehr Kinder auch in späteren Jahren auf geringen Umfang, großes Druckbild, Bilder, einfache Satzstruktur und eventuell sogar Flattersatz angewiesen sind. Als Reaktion auf diese Bedürfnisse gibt es nun sogar Leseanfängerliteratur für Jugendliche (Ravensburger, Verlag an der Ruhr). Neben den bereits langer bestehenden Sparten wie Lesen mit Bildern (Bilder ersetzen Worte) und Großdruck wurden in den letzten Jahren neue Reihen-Formate wie „Erst ich ein Stück, dann du“ kreiert, die auf die Mischung von Vorlesen und Selbstlesen abzielen. Die funktionelle und optische Einheitlichkeit der Erstlesebücher ist vor allem darauf ausgerichtet, das Lesen zu erlernen, die Qualität ist in diesem Konzept oft zweitrangig.

 

Leseanfang auf hohem Niveau

Seit einiger Zeit ist manchen neu in das Erstlesegeschäft eingestiegenen Verlagen die literarische Qualität jedoch ein besonderes Anliegen (z. B. Moritz, Tulipan). Aber auch in den anderen Verlagen finden sich literarisch überzeugende Geschichten (z. B. von Christine Nöstlinger, Kirsten Boie, Paul Maar, Erhard Dietl) und immer wieder AutorInnen, die von den Erstlesebüchern ausgehend das literarische Terrain erobern (z. B. Martin Klein, Saskia Hula).

Erstlesebücher bieten einen guten Einstieg in die Welt der Literatur, und zwar für alle Alterstufen. Mittlerweile gibt es sogar Leseanfängerliteratur für Jugendliche.

AutorIn: 
Veronika Freytag

Klare Orientierung bieten Zuordnungen zu genau definierten Zielgruppen nach Alter und Geschlecht wie etwa Erstlesereihen oder speziell auf Mädchen zugeschnittene Serien wie Julia Boehmes „Conni“- und Dagmar Chidolues „Milli“-Bücher sowie gattungsspezifische Reihen, z. B. „Freche Mädchen – Freche Bücher“ (Thienemann) rund um das Thema Liebe, Arena-Thriller, die Gruselreihen „Gänsehaut“ und „Fear Streat“. Bei Serien kann man auf bereits Vertrautes (dieselbe Autorenschaft, dieselben Figuren, dieselbe Erzählsituation) zurückgreifen. Reihen lassen einen zumindest darauf hoffen, durch ähnliche Handlungsablaufe und ähnliche formale Gestaltung die Erwartungen zu befriedigen.

 

Literatur für leseschwache Kinder

Bekannte Handlungsmuster, in vielen Fällen auch einfache sprachliche Gestaltung und die geballte optische Präsenz reduzieren die Hürde zum Lesen und vereinfachen das Auffinden innerhalb der Masse der Bücher. Deshalb sind Serien und Reihen gerade auch für leseschwache Kinder unglaublich attraktiv und finden sich quer durch alle Gattungen und für alle Altersstufen. Weitere Beispiele für Serien: Hexen („Hexe Lilli“), Fußball („Die Wilden Fußballkerle“), fantastische Abenteuer („Das magische Baumhaus“, „Sternenschweif“, „Das geheime Dinoversum“). Auch im Bilderbuch erfreuen sich Longseller-Serien wie „Pettersson und Findus“ (Sven Nordqvist), „Elmar“ (David McKee), für Kleinkinder „Mausi“ (Lucy Cousins) und neuere Serien wie „Charlie und Lola“ (Lauren Child) anhaltender Beliebtheit. Interessant ist, dass es zu all diesen beliebten Bilderbuchserien auch Verfilmungen gibt.

 

Medienverbundliteratur

Gerade die Beliebtheit von literarischen (Serien-)Figuren animiert das Entstehen von Filmen und beliebte Fernsehserien münden in schriftliche Textfassungen. Dieses Phänomen heißt Medienverbundliteratur, wenn es also Film, Buch, Hörbuch, evtl. sogar Computer- und Konsolenspiel zu ein und demselben Werk oder derselben Figur gibt, wobei es für das junge Zielpublikum unerheblich ist, ob Buch oder Film zuerst entstanden ist. Entscheidend ist allein, dass Film, Hörbuch und Buch durch den Rückgriff auf Vertrautes das Interesse am jeweils anderen Medium wechselweise befruchten und lange Zeit wachhalten, wie etwa „Harry Potter“ und „Twilight“ beweisen. Ein frühes Beispiel für einen Medienverbund sind die Verfilmungen von Lindgren-Büchern, bei denen die Autorin selbst die Drehbücher verfasst hat. Filmhelden wie Superman oder Batman und das Star-Wars-Universum werden in Erzählungen eingesetzt, um auch Buben zum Lesen zu verleiten. Bei aktuellen Produktionen scheint der Medienverbund von Anfang an geplant zu werden, z. B. bei „Vampire Diaries“ oder „Monster-High“.

Serien, Reihen und Medienverbundliteratur sind auch für leseschwache Kinder und Jugendliche attraktiv: Bekannte Handlungsmuster und die allgegenwärtige optische Präsenz erleichtern den Griff zum Buch.

AutorIn: 
Veronika Freytag

Das Buch ist in der modernen Medien- und Informationsgesellschaft zwar nicht mehr das Leitmedium (1), es ist aber nach wie vor das „Kerngeschäft“ und meistens auch das Spezialgebiet der Bibliotheken. Selbst wenn die Unterhaltungsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen durch Fernsehen, Computerspiel, audiovisuelle Medien etc. sehr gut abgedeckt und die informatorische Funktion des Buches in Form der Sachliteratur deutlich gestärkt werden, ist der Belletristikanteil immer noch recht hoch, unter anderem auch, weil die Sparte Kinder- und Jugendbelletristik so umfangreich und komplex ist. Zählen doch dazu so völlig verschiedenartige Textsorten wie Bilderbuch, Lyrik, Märchen, Sage, Witz, Erstlesebuch, Kinderroman, Adoleszenzroman sowie ein Zielpublikum von ca. 1-Jährigen bis hin zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Gar nicht zu reden von den diversen inhaltlich bestimmten Gattungen, die es genauso in der Allgemeinliteratur gibt (z. B. Krimi, Fantasy) und den speziellen Interessenskreisen der Kinderbibliothek (z. B. Sport, Pferde).

 

Belletristik in der Kinderbibliothek

Wenn eine Kinderbibliothek also AV-Medien, Zeitschriften und Sachbücher in ihrem Bestand hat, kann der Belletristikanteil (inkl. Comics) immer noch 50–60 Prozent betragen. Eine solche Zahl ist aber immer relativ zum Profil der Bibliothek und zum Nutzungsgrad zu beurteilen. Bei den Büchereien Wien jedenfalls beträgt der Anteil derzeit durchschnittlich 60 Prozent.

 

In der Kinderbibliothek vereinen sich dabei die historischen Schichten der Kinderliteratur mit ihren modernen Ausprägungen und all der formalen und inhaltlichen Vielfalt, die kindliches Leben bestimmen. Sowohl die Alphabetisierung als auch die literarische Aneignung der Wirklichkeit sind keineswegs obsolet, ist erstere doch nach wie vor gefährdet (2) und bietet letztere die Möglichkeit, „ein Gefühl für die Welt“ (3) zu erhalten, wie Heinz Janisch das Lesen beschreibt.

 

Anmerkungen:

(1) Vgl. Hans-Heino Ewers: Die neunziger Jahre. In: Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur. Hrsg. v. Reiner Wild. Stuttgart 2002, S. 456.

2) Vgl. Artikel „Auslese“ über Analphabetismus in Österreich. In: Profil, Nr. 41, 9. Oktober 2006, S. 114–120.

3) Heinz Janisch: Der Hase springt in die Höhe. In: 1000 und 1 Buch, Nr. 3, August 2006, S. 38.

Ob Bilderbuch, Lyrik, Kinderroman oder Jugendbuch: Die belletristische Kinder- und Jugendliteratur fächert sich weit auf und gehört zum zentralen Bestand Öffentlicher Bibliotheken.

AutorIn: 
Veronika Freytag

„Das Lesen von Büchern ist anstrengender als andere Formen der Unterhaltung, insbesondere das Fernsehen. (…) Regelmäßige Bücherleser erleben häufiger Flow“, sagte Elisabeth Noelle-Neumann einst als Leiterin des Allensbacher Instituts für Demoskopie und ergänzte, dass dieses Gefühl zudem von anderen Faktoren wie Bildung und Einkommen weitgehend unabhängig sei. (1)

 

Lesen als Glück! So soll das also sein. BibliothekarInnen als Glücksbringer. Das klingt großartig – solange man nicht mit Problemgruppen zu tun hat! Problemgruppe 1 in allen Bibliotheken: Jugendliche. Problemgruppe 2: Männliche Jugendliche! Problemgruppe 3: Männliche Erwachsene! Männer! Und ich denke, genau um diese Gruppe 3 geht es vorwiegend bei allen Überlegungen und Konzepten, die um Leseförderung für Erwachsene kreisen. Frauen lesen ja bereits, überdies besuchen sie Veranstaltungen, initiieren Lesekreise und diskutieren dort über Bücher, die sie gelesen haben.

 

Ich behaupte: Es gibt wenig Leseförderungs-Konzepte für Erwachsene, die bislang gelungen sind, und schon gar keine Garantien – schlicht und einfach, weil eine Lesesozialisation im Erwachsenenalter abgeschlossen ist, vor allem dann, wenn es keine Vorstufe dazu im Kindesalter gegeben hat. Auch ich kann hier nichts Entsprechendes anbieten – kein Patentrezept, kein Allheilmittel. Aber ich behaupte auch: Man kann sie abholen, die Erwachsenen, auch die männlichen Erwachsenen.

 

Auf Umwegen

Man muss sich ihnen von hinten nähern, mit etwas, wo auf keinen Fall Literatur oder Lektüre oder Gedicht oder Dichterlesung draufstehen darf. Auf der emotionalen, sinnlichen Ebene muss man sie abholen, mit Literaturwanderungen zum Beispiel, in deren Verlauf es vielleicht eine musikalische Begleitung zur Dichterlesung gibt, eine Einkehr beim Bauern – einem Mostbauern vielleicht –, mit einer Jause am Nachmittag und einer abschließenden Einkehr; und wenn sie dann auch noch lustig ist, die Dichterlesung, dann wird er sich den Namen des Dichters merken, der Erwachsene, ob er nun schon lange tot ist wie Thomas Bernhard (das war der mit einem ganz eigenen Humor, der sich nicht jedem von vornherein erschließt) oder ob er nun Hans Kumpfmüller heißt, der sich seines Lebens erfreut und unbestritten einer der besten Dialektdichter des Landes ist. Die Texte von Thomas Bernhard können ja von einem gelesen werden, auf den man neugierig ist, weil man ihn kennt aus Film und Funk und Fernsehen, von Karl Merkatz zum Beispiel. Der ist prominent, auf den ist man neugierig, den möchte man einmal anders erleben als in Sackbauerischerem Unterhemd.

 

Da können sie mitreden, diskutieren

Das mit der Prominenz funktioniert auch ganz gut im Sachbuchbereich, dort sogar ohne Wanderung – ob die Menschen nun Paul Lendvai oder Ingrid Thurnher oder Rudolf Taschner oder Tarek Leitner heißen; auf die ist man neugierig, auch Mann! Und auf deren Themen, denn die interessieren sie, die Männer – Politik, Geschichte, Gesellschaft, Naturwissenschaft, Umwelt. Da können sie mitreden, diskutieren.

 

Nein, sie werden nicht heimkommen von einer Wanderung und am Tag darauf die Bibliothek stürmen, um Bücher von Thomas Bernhard oder Christoph Ransmayr oder Martin Pollack auszuleihen. Aber vielleicht von Hans Kumpfmüller, von Paul Lendvai auch, auch von Rudolf Taschner und von Tarek Leitner, vielleicht sogar von Ingrid Thurnher, wenn sie über Udo Proksch schreibt.

 

Wo bleibt der Flow?

Wenn sie in diesen Büchern dann nachlesen, was sie einmal auszugsweise gehört haben, werden sie vermutlich auch nicht gleich in einen Flow geraten beim Lesen. Aber das macht nichts. Flow benennt ja einen Idealzustand, in dem das Denken weitgehend ausgeschaltet wird oder Denken und Handeln gar eins werden. Theoretisch. Praktisch tun Menschen etwas, während sie dabei an ganz etwas anderes denken.

 

Beim Lesen von Christoph Ransmayr zum Beispiel daran, dass sie bei einer dieser Lesungen, zu denen sie früher nie und nimmer gegangen wären, Christoph Ransmayr gehört haben, mit seiner großartigen Lesestimme. Oder sie haben die Stimme von Anne Bennent im Ohr, die zusammen mit Otto Lechner, der so wunderbar traurig und so wunderbar fröhlich Akkordeon spielen kann, Robert Walser vorgestellt hat. Einen Schweizer Dichter, der schon tot ist.

 

Vielleicht lesen sie ja Christoph Ransmayr und denken daran, seinen Text einmal als Hörbuch hören zu wollen, von ihm selbst gelesen. Oder auch Anne Bennent zusammen mit Otto Lechner, gibt´s auch auf Hörbuch, bald auch in Ihrer Bibliothek!

 

Lesen zu verkaufen, bedeutet nicht selten, eine Mogelpackung zu verkaufen

 

Es gibt Schlimmeres, man wird ja heutzutage an allen Ecken und Ecken beschwindelt und betrogen und "übers Ohr gehaut". Warum nicht auch beim Lesen.

 

Leseförderung für Erwachsene, die kommt manchmal ganz gern auf leisen Sohlen. Von hinten schleicht sie sich an, nennt sich nicht so, sondern verspricht eine „Anregende Begegnung mit …“ oder eine „Publikumsdiskussion zu …“, heißt „Literaturwanderung auf den Spuren von …“ oder „Literarische Weinverkostung mit …“. Aber sie funktioniert – mit Franzobel funktioniert sie, mit der Musik eines Bertl Mütter, mit dem bayerischen Kabarettisten Rudolf Klaffenböck, mit Erika Pluhar, mit der Literatur eines H.C. Artmann, mit Dimitre Dinev und seinen befreundeten Musikern sowieso. Glaube ich!

 

Glauben Sie mir!

 

(1) Quelle: http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/65673/ (Stand 30.08.2013)

Von der Unlust zur Lust: Will man Erwachsene – und hier vor allem Männer – in Literaturveranstaltungen locken, geht das am besten über Umwege: etwa mit einer Einkehr beim Mostbauern oder einer Diskussion über Politik gemeinsam mit einem bekannten Nachrichtenmoderator. 

AutorIn: 
Peter Baier-Kreiner
Thema des Monats Teaser: 

Leseförderung für Kinder zu betreiben, ist eine vergleichsweise leichte Übung. Will man dagegen Erwachsenen Literatur vermitteln, muss man erfindungsreich sein. Vor allem Männer lassen sich meist nur über – durchaus spannende – Umwege in die Bibliothek locken.

Es lohnt sich, bereits im Vorfeld einer geplanten Veranstaltungen über mögliche Kooperationen mit Verlagen, Buchhandlungen oder AutorInnen nachzudenken. So lassen sich oft Kosten senken.

 

Unterstützung von Verlagen

Vor allem von Verlagen kann man bei vielfältige (und oft materielle) Unterstützung erwarten – wie zum Beispiel Bücher, die Übernahme von Reise- oder Hotelkosten von AutorInnen bei größeren Veranstaltungen, Plakate, Pressematerialien, die Aufnahme von Lesungsterminen in einer Verlagsanzeige oder auf der Verlags-Website sowie Sonderrabatte für Büchertischbestellungen usw. Gespräche hierüber sollten mindestens acht bis zehn Wochen vor Beginn der Veranstaltung erfolgen.

 

Verlage sind im Gegenzug an einer großen Presseresonanz und einer breiten Wahrnehmung in der Öffentlichkeit interessiert. Hierunter fallen zum Beispiel Buchbesprechungen, Interviews, Vorankündigungen, Publikationen oder attraktive Kooperationen. Zudem kann man anbieten, das Logo des Verlages im Programmheft, auf Einladungsfoldern oder auf Plakaten abzudrucken.

 

Es empfiehlt sich, Dokumentationen über die Resonanz der Veranstaltung im Anschluss an den Verlag zu senden: Dies fördert die Kooperationsbereitschaft für zukünftige Veranstaltungen.

 

Mit Buchhandlungen kooperieren

Buchhandlungen sind ihren kommerziellen Partnern gegenüber generell großzügiger als gegenüber Non-Profit-Einrichtungen. Trotzdem kann eine Kooperation mit Buchhandlungen auch in finanzieller Hinsicht lohnend sein, zum Beispiel durch den Ankauf besonders günstiger Buchpakete für eine Lesung. Oft stellt die Buchhandlung auch einen Büchertisch zusammen und verkauft vor Ort.

 

AutorInnen und ihre Bücher

Immer wieder bieten übrigens auch AutorInnen an, ihre eigenen Bücher nach einer Lesung zu verkaufen. Hier ist die Rechtslage kompliziert. Eigentlich dürfen AutorInnen ihre Bücher überhaupt nicht verkaufen, da der Bücherverkauf eine gewerbliche Tätigkeit ist, so eine Auskunft der IG Autorinnen Autoren. Es ist ihnen mitunter auch in den Verlagsverträgen untersagt, ihre Autorenexemplare zu verkaufen. In manchen Verlagsverträgen ist wiederum vorgesehen, dass AutorInnen Exemplare selbst verkaufen können. Es ist also weder nach den Verlagsverträgen einheitlich geregelt, noch nach dem Gewerberecht ganz und gar ausgeschlossen, weil es sich bei einzelnen Verkäufen um eine geduldete Praxis handelt. Bei eigenverlegten Büchern ist allerdings der uneingeschränkte Verkauf möglich, da Eigenverlage nicht der Gewerbepflicht unterliegen.

Kooperationen mit Verlagen oder Buchhandlungen in der Region machen sich im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt.

AutorIn: 
Silke Rabus

Um eine Veranstaltung oder Lesung zu finanzieren, können auch Eintrittsgelder verlangt werden. Schließlich wurde zum einen viel Arbeit investiert und zum anderen wird eine attraktive Dienstleistung angeboten. Und weder sollte die eigene Arbeit noch die Dienstleistung „Lesung“ unter ihrem Wert verkauft werden. „Was nichts kostet, kann auch nichts wert sein“ – in diesem Fall kann man sich ohne schlechtes Gewissen an einem Gemeinplatz orientieren. Dies gilt auch für Veranstaltungen für Kinder – jede Theateraufführung und jede Kinokarte kosten schließlich Geld.

 

Spenden können ebenfalls bei der Finanzierung von Veranstaltungen helfen. Bei Geld-, Sach- oder ideellen Spenden (Zeit, Wissen ...) werden vom Empfänger keine Gegenleistungen erwartet. Berücksichtigen sollte man aber, dass der Spender sehr wohl wissen möchte, was mit seinen Spenden passiert. Spenden bieten sich daher besonders für die Finanzierung und Unterstützung attraktiver und öffentlichkeitswirksamer Veranstaltungen und Projekte an.

 

Über die Vorgangsweise beim Einheben von Eintrittsgeldern oder Spenden und deren Höhe empfiehlt es sich, vorab mit dem Träger der Bibliothek oder der veranstaltenden Organisation zu sprechen. Außerdem sollte die Veranstaltung bei der Verwertungsgesellschaft AKM (Verwertungsgesellschaft für Autoren, Komponisten, Musikverleger) gemeldet werden. Durch Pauschalabgeltungen des BVÖ mit der AKM und der Literar-Mechana sind Veranstaltungen, die von Bibliotheken organisiert werden, unter bestimmten Bedingungen entgeltfrei. Details sind auf der Website des BVÖ nachzulesen.

 

„Leider kein Geld ...“ Diesen Stehsatz hört man von Veranstaltern häufig. Eintrittsgelder oder Spenden können die Kosten mindern.

AutorIn: 
Silke Rabus

Angesichts unattraktiver Gebührenerhöhungen, permanent gekürzter Anschaffungsetats, eingeschränkter Öffnungszeiten, der Streichung von Personalstellen – und vor allem auch der drastischen Kürzung der Mittel für Veranstaltungen und Lesungen – bietet Sponsoring eine interessante Finanzierungsmöglichkeit. Keineswegs bedeutet das allerdings, dass die Öffentliche Hand aus ihrer Verantwortung entlassen wird beziehungsweise das vielfältige Angebot der öffentlichen Bibliotheken zugunsten einer einseitigen Vermarktung in Gefahr gerät.

 

Auch sollten die Erwartungen in die Erfolge des Sponsorings nicht zu hoch gesteckt werden. Da der Markt sehr begrenzt ist, kann Sponsoring allenfalls eine zusätzliche Einnahmequelle bedeuten: Der Arbeitsaufwand ist hoch und oft stellen sich erst nach jahrelanger Arbeit nennenswerte Erfolge ein. Mit dem schnell gefassten Vorsatz, „eben einmal Sponsoring zu betreiben“, kommt man in der Regel nicht weit, denn Sponsoring ist ein Geschäft, und Geschäfte bereitet man gründlich vor.

 

Gelungene Öffentlichkeitsarbeit als Voraussetzung

Wesentliche Voraussetzung für ein gelungenes Sponsoring-Geschäft ist eine aktive Öffentlichkeitsarbeit. Je bekannter beispielsweise die Bücherei in einer Gemeinde ist, je intensiver deren Leistungen in den örtlichen und regionalen Medien beworben werden und je positiver das Image der Bibliothek bei den LeserInnen ist, desto interessanter wird diese auch für mögliche Sponsoring-Partner. Schließlich möchte nicht nur der Veranstalter finanzielle oder materielle Vorteile aus der Kooperation mit einem anderen Unternehmen ziehen, sondern auch der Sponsoring-Partner will gewinnbringend arbeiten.

 

Was ist Sponsoring eigentlich?

Unter Sponsoring versteht man die Förderung von Personen, Organisationen oder Veranstaltungen durch Unternehmen, Institutionen oder Einzelpersonen mittels einer Geld-, Sach- oder Dienstleistung mit dem Ziel, das Erscheinungsbild des Unternehmens zu verbessern, definierte Zielgruppen anzusprechen und somit Verkaufsförderung zu betreiben.

 

Man unterscheidet dabei unterschiedliche Formen von Sponsoring: Monetäres Sponsoring meint beispielsweise die Übernahme von Honoraren, Raum-, Hotel- und Reisekosten, Preisgeldern etc. Unter materiellem Sponsoring versteht man das Sponsoring von Büchern, Zeitschriftenabos, Internet-Dienstleistungen, Computern, Getränken, Speisen etc. Zum indirekten Sponsoring gehört das Know-how, das eine Person oder Institution der Bibliothek vermittelt, oder auch die Unterstützung mit Werbemitteln wie Plakaten, Faltblättern, Lesezeichen, Tragetaschen oder Luftballons, auf denen zum Beispiel das Logo des Sponsors aufgedruckt wird.

 

Was soll gesponsert werden?

Für Sponsoren ist alles interessant, was die öffentliche Aufmerksamkeit anzieht und damit Medienpräsenz bietet. Im Veranstaltungsbereich bedeutet das zum Beispiel: Lesungen von prominenten AutorInnen mit einem hohen Bekanntheitsgrad, werbewirksame und längerfristige Aktionen wie Lesereihen oder Lesewochen, Jubiläen oder ein Tag der offenen Tür, literaturübergreifende Veranstaltungen mit breiter gestreuten Zielgruppen. Aber auch die Finanzierung einer Website kann für eine örtliche EDV-Firma von großem Interesse sein.

 

Wer bietet sich als Sponsor an?

Für Unternehmen mit lokalem oder regionalem Bezug ist die Förderung des eigenen Standortes – und damit auch Veranstalters vor Ort – von großer Bedeutung. Unternehmen mit verwandten Organisationsstrukturen (wie Sparkassen, Kreditinstitute und Versicherungen) sind leichter als Sponsoring-Partner zu finden als gänzlich anders strukturierte Firmen. Zwischen der zu sponsernden Veranstaltung und dem angesprochenen Unternehmen sollte zudem ein inhaltlicher Zusammenhang bestehen (z. B. ein Reisebüro sponsert eine Veranstaltung zum Thema „Reiseführer“), der sich auch in einer ähnlichen Zielgruppe ausdrückt. Gut ist auch, wenn das Größenverhältnis Bibliothek – Unternehmen einigermaßen ausgewogen ist: Die Lesung eines lokalen Mundartdichters von IBM sponsern zu lassen, wäre ein ziemlich unsinniges Vorhaben. Und schließlich: Das Image des Sponsor-Unternehmens sollte dem (angestrebten) Image der Partnerinstitution entsprechen.

 

Vorbereitung eines Sponsorships

Um den Interessen eines möglichen Sponsoring-Partners entgegenkommen zu können, empfiehlt es sich, rechtzeitig dessen Geschäftsprofil zu recherchieren. Informationen dieser Art erhält man oft über Websites, gerade im ländlichen Gebiet aber auch durch den persönlichen Kontakt. Natürlich sollte man sich auch überlegen, was man selbst zu bieten hat (etwa attraktive Räumlichkeiten, eine gute Lage, hervorragende Leistungen, Wertschätzung in der Öffentlichkeit etc.) und welche Erwartungen man an den Sponsor hat: Welche Zielgruppen sollen angesprochen werden? Wofür wird um Unterstützung gebeten und wie sehen hierfür Kosten und Zeitplan aus? Welche Kooperationsformen können angeboten werden? Auch das Ziel des Sponsors sollte im Auge behalten werden – nämlich für sich und sein Produkt zu werben und eine große Öffentlichkeitswirkung zu erzielen.

 

Gegenleistungen der Bibliothek

Es gibt es verschiedenste Möglichkeiten, sich beim jeweiligen Geschäftspartner für ein Sponsorship zu revanchieren. Darunter fallen zum Beispiel die Nennung des Sponsors bei Veranstaltungen oder in Presseaussendungen, persönliche Einladungen zu Veranstaltungen, eine umsichtige Presse- und Medienarbeit, das Auslegen von Firmenprospekten, die Präsentation des Firmenlogos auf Eintrittskarten, Bildschirmschonern, Zeitschriften- und Bücherregalen oder Werbemitteln und vieles anderes mehr.

 

Unbedingt sollten für ein gelungenes Sponsorgeschäft die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein: professionelle Öffentlichkeitsarbeit und ein positives Image der geförderten Institution, eine positive Einstellung zum Sponsoring, klare Zielvorstellungen, eine attraktive Projektidee, eine zielführende Verhandlungsstrategie und ein verbindlicher Kostenplan. Und: Dem Sponsor muss das Gefühl vermittelt werden, dass seine Förderung in den besten Händen ist. Damit ist ein guter Grundstein für zukünftige Kooperationen gelegt.

Sponsoring bedeutet in Zeiten stetig gekürzter öffentlicher Gelder einen möglichen Ausweg aus der finanziellen Notlage öffentlicher Bibliotheken und anderer Veranstaltungsorte.

AutorIn: 
Silke Rabus

Veranstaltungen kosten Geld, und Geld ist in vielen Bibliotheken knapp. Ein Blick auf zusätzliche Finanzierungsquellen lohnt daher: Bund, Länder und Gemeinden, aber auch verschiedene Verbände und Vereine fördern immer wieder Literaturveranstaltungen oder Projekte.

 

Informationen über Förderungen im Veranstaltungsbereich geben beispielsweise die Sektion „Kunst und Kultur“ des Bundeskanzleramtes, die österreichischen Büchereiverbände, die diözesanen Bibliotheksfachstellen, die Fachstellen in den Ländern sowie diverse andere Institutionen wie etwa die Gesellschaft für Polistische Bildung. Die aktuellen Veranstaltungsförderungen des BVÖ finden Sie hier

 

Auch für Schulbibliotheken/Schulen gibt es zahlreiche Angebote. KulturKontakt Austria fördert unter bestimmten Voraussetzungen anteilig Veranstaltungen in Schulen. Außerdem listet die Website viele weitere Anlaufstellen für Förderungen – viele davon sind die Kulturabteilungen der Landessstellen – auf. Zeit Punkt Lesen unterstützt Lesungen von Autorinnen und Autoren speziell in niederösterreichischen Schulen.

 

Es ist übrigens sinnvoll, bereits im Vorfeld Erkundigungen über Förderbedingungen zu einzuholen. So steigen zum einen die Chancen, die Förderung tatsächlich zu bekommen, zum anderen erspart man sich mühsame Nachreichungen.

 

Wenn Sie weitere Fördermöglichkeiten kennen, bitte lassen Sie uns diese wissen. (Kontakt: Martina Stadler, stadler@bvoe.at)

 

*aktualisiert von Martina Stadler im September 2017

 

Für viele Veranstaltungen lassen sich Förderungen beantragen. Bereits bei der Planung können die Vorgaben von Förderstellen berücksichtigt werden.

AutorIn: 
Silke Rabus

Versuch einer Definition: Öffentlichkeitsarbeit ist nicht gleich Werbung ist nicht gleich Pressearbeit ist nicht gleich Kommunikation ist nicht gleich Veranstaltungsorganisation ist nicht gleich Marketing ist nicht gleich Lobbying.

 

Öffentlichkeitsarbeit ist gleich PR, PR steht für Public Relations und meint, in eine öffentliche Beziehung zu treten. Zu wem? Zu allen! Wie? Mit allen Mitteln.

 

Beziehungen pflegen

Eine Beziehung gehört gepflegt, andernfalls kann eine praktikable Beziehungskrise die Folge sein. Die öffentliche Bibliothek unterhält im Normalfall Beziehungen zu Zielgruppen, zu bereits vorhandenen, das sind alle tatsächlichen Nutzerinnen und Nutzer der Einrichtung, und zwar sämtlicher Altersstufen und unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Nationalität, sozialem Status und ethnischer Zugehörigkeit. Darüber hinaus gibt es in vielen Bibliotheken auch platonische Beziehungen: zu Nichtnutzerinnen und Nichtnutzern, in der Regel zu NichtleserInnen; gerade sie sollten verstärkte Zuwendung durch die Bibliothek erfahren, nicht zuletzt mit dem Instrumentarium Öffentlichkeitsarbeit. Insofern ist Öffentlichkeitsarbeit auch Zielgruppenarbeit und richtet sich nach außen.

 

Öffentlichkeitsarbeit nach innen ist notwendig innerhalb des eigenen Teams, gegenüber dem Träger und Erhalter der Bibliothek, gegenüber politischen Entscheidungsträgern, Gremien, Meinungsbildnern und MultiplikatorInnen, UnterstützerInnen und Förderern.

 

Öffentlichkeitsarbeit in der Öffentlichen Bibliothek soll dazu dienen, über ein Angebot zu informieren, Leistungen und Kompetenzen aufzuzeigen, eine Dienstleistung anzupreisen Aufmerksamkeit und Interesse hervorzurufen. Öffentliches Interesse. Und die Bibliothek bekannt zu machen, die MitarbeiterInnen der Bibliothek bekannt zu machen. Ein Image herauszubilden und dieses in der Folge zu kontrollieren, gegebenenfalls zu korrigieren, zu verbessern, in jedem Fall zu pflegen. Insofern ist Öffentlichkeitsarbeit ein permanenter Prozess, der Erfolg der eingesetzten Mittel ist laufend zu beobachten, die eingesetzten Mittel selbst sind ständig zu hinterfragen. Öffentlichkeitsarbeit gehört aktualisiert. Immer.

 

Öffentlichkeitsarbeit bedeutet Arbeit in einer Öffentlichkeit, für eine Öffentlichkeit und mit einer Öffentlichkeit. Öffentlichkeitsarbeit zieht Präsenz nach sich und Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Öffentlichkeitsarbeit stellt ein Produkt vor: das Produkt Bibliothek. Die Marke Bibliothek.

 

Öffentlichkeitsarbeit ist Teil eines Leitbildes

Öffentlichkeitsarbeit umfasst Kontakte und Kooperationen, Ankündigungen und Verlautbarungen, die Auflistung von Zahlen, Daten und Fakten, die Präsentation von Leistungen. Zur Öffentlichkeitsarbeit zählen Planen, Bekanntmachen und Durchführen von Veranstaltungen, aber auch Auftreten und damit Erscheinungsbild – beginnend beim Auftreten des Teams der Bibliothek mit Kompetenz in Service und Beratung. Eine wesentliche Rolle spielen Raumplanung, Einrichtung, Beleuchtung und Beschilderung, weiters die Medienauswahl und Bestandsanordnung, Presse- oder besser Medienarbeit, nicht zuletzt die Gestaltung von Einladungen und Werbemitteln, Benutzerausweisen und Gebührenordnungen, Jahreskarten, Familienkarten und Publikationen. Wie sind die Regale beschriftet, wie sieht ein Logo aus, sofern vorhanden, wie ansprechend ist die Homepage gestaltet oder ein Schaufenster? Sind so abstrakte Ziele bis hin zur Benutzerfreundlichkeit, Kundenorientierung und Barrierefreiheit verwirklicht? Haben wir eine Corporate Identity, ein Corporate Design vielleicht – in jedem Fall eine unverwechselbare Identität.

 

Netzwerken

Öffentlichkeitsarbeit heißt netzwerken – in Zeiten wie diesen vielleicht sogar soziales netzwerken auf allen Ebenen – (listen-)mailen, newslettern, bloggen, posten, twittern, simsen, facebooken, youtuben. Um Informationen weiterzugeben, um einander auszutauschen. Um Bericht zu erstatten.

 

Öffentlichkeitsarbeit ist gleich Werbung ist gleich Medienarbeit ist gleich Kommunikation ist gleich Veranstaltungsorganisation ist gleich Marketing ist gleich Lobbying ist gleich Beziehungspflege ist gleich Imagepflege.

 

Die Notwendigkeit von Öffentlichkeitsarbeit ist nicht mehr zu hinterfragen, sondern unbestritten.

 

Öffentlichkeitsarbeit ist Strategie. Strategie ist im Normalfall planbar, ein Plan ist eine Aufgabe.

 

Öffentlichkeitsarbeit ist eine Aufgabe. Aufgaben sind machbar.

Was versteht man eigentlich unter Öffentlichkeitsarbeit? Und wie grenzt sich diese gegenüber Pressearbeit, Werbung, Marketing, Lobbying oder anderen Komunikationsstrategien ab? 

AutorIn: 
Peter Baier-Kreiner
Thema des Monats Teaser: 

Wenn man Bibliotheken medien- und publikumswirksam präsentieren möchte, ist eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit unabdingbar. Wesentlich hierfür ist der Aufbau eines umfassenden Netzwerks – mit JournalistInnen, LeserInnen, PolitikerInnen und allen UnterstützerInnen.

„Eine mögliche Antwort, warum es Bibliotheken oft nicht gelingt, in einer Zeitung Eingang zu finden, liegt im Image dieser Einrichtungen. Eher selten werden sie mit ihren Leistungen und Aktionen als interessantes und sensationelles Pressemotiv wahrgenommen.“ (1)

 

Pressearbeit in der öffentlichen Bibliothek ist längst zur Medienarbeit geworden und als ein Instrument von Öffentlichkeitsarbeit zu verstehen – früher gerichtet an RedakteurInnen und JournalistInnen etwa von Tageszeitungen, Radio oder Fernsehen, heute erweitert um die Möglichkeiten, die das Internet bietet. Öffentliche Bibliotheken setzen Pressearbeit ein, um über jüngste oder bevorstehende Entwicklungen oder Angebote zu informieren, Veränderungen mitzuteilen, über Projekte oder Veranstaltungen zu berichten, statistische Zahlen nach außen zu geben – um Aktuelles zu verbreiten: Medienarbeit wird zumeist für Neuigkeiten eingesetzt!

 

Ich beziehe mich im Folgenden beispielhaft auf die Ankündigung einer Veranstaltung in einer öffentlichen Bibliothek, vieles kann allerdings auf andere Arbeitsbereiche übertragen werden.

 

An Grundsätzen zur Gestaltung von Pressemeldungen ist viel und viel Richtiges gesagt und geschrieben worden, vor allem auf dem weiten Feld der Werbung. Einige Buchstaben haben überdauert und sind als zeitlos gültig anzusehen – so etwa die berühmten sieben „Ws“, die einem vielleicht noch aus der Schule in Erinnerung sind (wer, was, wann, wo, wem, warum, wie), variiert und umgelegt auf Werbebranche im weitesten Sinne in den Fragestellungen „was, wo, wann, wer, wem, warum/wozu und wie“ oder auch „wer, was, wann, wo, wie, warum, woher“.

 

Wer? Wo? Was? Wann?

In Anlehnung an die Schule (einen Text zusammenfassend: Wer hat was wann wo, wie und warum getan?) reichen für eine Ankündigung vielleicht vier Ws aus, um es möglichst richtig zu machen: Wer? – die Autorin/der Autor – wird – wo? – in der Öffentlichen Bibliothek XY – was? – ihr/sein neuestes Buch – wann? – am Tag X zur Stunde null vorstellen. Und daraus lesen. Klingt einfach, ist es auch: Name, Titel, Ort und Datum mit Uhrzeit. WWWW. Kombiniert mit KISS vielleicht. Dieses Prinzip soll angeblich von einem Ingenieur bei Lockheed formuliert worden sein, der damit ursprünglich „Keep it simple (and) stupid“ abgekürzt haben soll, also vielleicht: Mach es möglichst einfach! Die Werbebranche machte daraus „Keep it short (and) simple – halte sie kurz und einfach – deine Botschaft nämlich! Das gilt für eine Vorankündigung mit der Bitte um Bekanntmachung und Verbreitung ebenso wie für eine Nachbereitung, die man den Medien nach einer allfälligen Veranstaltung schickt: Wer hat wann wo was gemacht (vor wie großem Publikum vielleicht, in Anwesenheit wie vieler Besucherinnen und Besucher)?

 

Wem? Wozu? Wie?

Bleiben zumindest drei weitere Ws, die ich von den oberen vier eindeutig trenne würde – beziehen sich doch die ersten vier eindeutig auf eine Information, die ich weiterleite, auf nackte Fakten:

 

„Wem“ übermittle ich diese Information? Das kann die Regionalzeitung sein oder das überregionale Blatt, die Tages- oder die Wochenzeitung, die Gemeindezeitung, der Pfarrbrief, der lokale Radio- oder Fernsehsender, ein Landesstudio, in den seltensten Fällen wohl der staatliche Rundfunk. Im Allgemeinen ist es empfehlenswert, sich über die Zeit Kontakte zu fixen Ansprechpersonen bei den jeweiligen Einrichtungen einzurichten, das vergrößert im Normallfall die Chancen auf eine gut platzierte Ankündigung bzw. Berichterstattung im Nachfeld. Für Ankündigung und Berichterstattung gibt es zumeist unterschiedliche Ansprechpartner; Einladungen an privat (z. B. Leserinnen und Leser), an bestimmte Zielgruppen oder Institutionen sind Teil der Öffentlichkeitsarbeit, aber natürlich nicht Teil der Medienarbeit.

 

Wozu/warum übermittle ich diese Information? Um von etwas zu berichten, auf etwas neugierig und aufmerksam zu machen; um möglichst viele Menschen zu erreiche und eine große Zahl von  BesucherInnen einzuladen; um die Aktivitäten der Bibliothek entsprechend zu „verkaufen“! Um präsent zu sein, nicht zuletzt, um die Leistungen unseres Teams, unser Angebot und die Vielfalt unserer Aktivitäten ins rechte Licht zu rücken.

 

„Wie“ transportiere ich meinen Inhalt, abgesehen von „short and simple“? Nun ja, so vollständig wie möglich, so informativ wie möglich, so anregend wie möglich. Kurze Sätze sind ratsam. Von Zusammenfassungen, die große Teile des Inhaltes vorwegnehmen, ist eher abzuraten, auch im Sinne der Autorin/des Autors, die/der daraus lesen soll. 15- bis 20-zeilige Texte reichen aus, versehen mit einem guten Titel und einem ebensolchen Bild als „Eyecatcher“!

 

Das achte „W“

Während man den Text des Verlages, mit dem dieser das neue Buch einer/eines seiner AutorInnen ankündigt, in der Regel getrost unverändert übernehmen kann (ohne Nennung der Urheberschaft), auch, weil üblicherweise auf den Inhalt Verlass ist, ist Vorsicht geboten bei der Verwendung von Bildmaterial. Viele Verlage stellen mittlerweile Porträtfotos ihrer AutorInnen zur honorarfreien Verwendung zur Verfügung, sei es zur Online-Bewerbung auf einer Bibliotheks- oder Gemeinde-Website oder auch zur – elektronischen – Weitergabe an Medien oder in Einladungen per E-Mail. Bei der Verwendung eines Buchcovers, das der Verlag zur Verfügung gestellt hat, nenne ich dann auch den Verlag als Urheber.

 

Womit ich bei einem weiteren W ankomme, das meiner Auffassung nach zu wenig Beachtung findet bei der Umlegung der berühmten W auf die Pressearbeit, das aber unbedingt berücksichtigt werden sollte – als Frage wohl am besten formuliert mit: Woher habe ich meine Information? Welche Quelle, welche Urheberin/welcher Urheber steht hinter einem Text, einem allfälligen Zitat, einem Bild? Knapp und schlicht formuliert: Quellen sind anzuführen, auch wenn ein Foto honorarfrei zur Verfügung gestellt wird (üblicherweise nennt der Verlag die Fotografin/den Fotografen ja auch mit der Übersendung eines Bildes bzw. ersucht um Namensnennung). Das gilt sowohl für die klassische Bewerbung im Internet, auf Plakaten oder Flyern als auch für Einladungen, die versendet werden, ob als Print oder elektronisch. Und das gilt für Artikel, die Sie – eventuell mit einem Foto von der Veranstaltung mit einem kurzen Text zum Bild – im Nachhinein an Medien versenden. Bildern aus dem Internet ist prinzipiell zu misstrauen: Vergewissern Sie sich, ob eine Urheberin/ein Urheber angeführt werden muss und ob das Material honorarfrei verwendet werden darf. Für Fotos, die Sie bei Veranstaltungen von Kindern schießen, muss vor Veröffentlichung das Einverständnis von Erziehungsberechtigten eingeholt werden. Und prüfen Sie speziell Texte, die im Internet zur freien Verfügung stehen, auf Fehler – auch PR-Menschen von Verlagen sind vor Rechtschreibfehlern nicht gefeit! 

 

Noch einmal: Wann?

Ein anderes, internes „Wann?“ formuliert schließlich die Frage: Wann gehe ich mit meiner Information nach außen? Es empfiehlt sich, die Medien (bei Printmedien abhängig von deren Erscheinungsintervallen) zumindest zwei Wochen vor einer Veranstaltung zu informieren, unter Nennung einer Kontaktperson mit Kontaktmöglichkeiten (Telefon, E-Mail, Erreichbarkeit!) für Rückfragen. Nachhaken macht Sinn, am besten telefonisch, am besten vormittags. Ein allfälliges Pressegespräch ist ebenfalls am Vormittag sinnvoll: Zu diesem Zweck ist professionell gestaltetes Material („Pressemappe“) in ausreichendem Umfang bereitzulegen.

 

Presseartikel sollten anschließend gesammelt werden, dokumentieren sie doch die geleistete Arbeit und belegen sie die Wahrnehmung von außen!

 

Summing up – to keep it short and simple: Fassen wir uns kurz. Halten wir geschriebene Gesetze genauso ein wie ungeschriebene Fairplay-Regeln! Klauen wir nicht! Vertrauen wir auf unsere Formulierungen und damit Fähigkeiten! Machen wir es spannend! Verkaufen wir uns gut!

 

(1) Ilona Munique, zitiert aus einem Artikel über Öffentlichkeitsarbeit: „Nur (r)eine Imagesache? Werbung in deutschen Bibliotheken – und wie sie (nicht) funktioniert. Quelle: http://www.wegateam.de/download/wega_artikel03.pdf (Stand 29.08.2013)

Pressearbeit für öffentliche Bibliotheken ist mittlerweile längst schon zur Medienarbeit geworden und bezieht Zeitungen, Radio, Fernsehen oder Internet gleichermaßen mit ein.

AutorIn: 
Peter Baier-Kreiner
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