Als Instrument für die Medienauswahl sind Literaturpreise in vielerlei Hinsicht für Bibliotheken einsetzbar: Nach der Verleihung von Preisen an renommierte AutorInnen geht es darum zu überprüfen, ob im eigenen Bestand auch dessen bzw. deren wichtigsten Werke zu finden sind. Nachwuchspreise geben andererseits Gelegenheit, neue Entdeckungen zu machen und den NutzerInnen zu präsentieren. Preise bieten rund um die Vergabe auch die Möglichkeit, mit Büchertischen, Lesungen etc. Schwerpunkte in der Bibliothek zu setzen.

 

Literaturpreise in Österreich, Deutschland und international

In Österreich werden die wichtigsten Preise vom Bundeskanzleramt vergeben: Dazu gehört der Große Österreichische Staatspreis, den die Republik Österreich einer Künstlerin oder einem Künstler ohne festgelegtes Rotationsprinzip aus den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Literatur oder Musik für besonders hervorragende Leistungen verleiht. Den Österreichischen Kunstpreis gibt es für das Gesamtwerk einer Autorin/eines Autors. Im Gegensatz dazu richtet sich der "outstanding artist award" an die jüngere und mittlere Generation.

 

Der Ingeborg-Bachmann-Preis gilt als einer der bedeutendsten Preise im deutschsprachigen Raum und wird an "jüngere" AutorInnen für ihre noch nicht publizierten Texte verliehen. Der dreitägige Wettbewerb findet seit 2000 unter dem Namen "Tage der deutschsprachigen Literatur“ in Klagenfurt statt.

 

Die Büchereien Wien vergeben mit den Casinos Austria den "Literaturpreis Alpha" zur Förderung junger AutorInnen.

 

Mit einem Preisgeld von 50.000 Euro zählt der Georg-Büchner-Preis zu den höchstdotierten Literaturpreisen in Deutschland. Es werden ausschließlich SchriftstellerInnen und DichterInnen ausgezeichnet, die in deutscher Sprache veröffentlichen und Einfluss auf das kulturelle Leben in Deutschland nehmen.

 

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zeichnet am Vorabend der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse den besten Roman in deutscher Sprache mit dem Deutschen Buchpreis aus.

 

Zu den bekanntesten internationalen Literaturpreisen gehören der amerikanische Pulitzer-Preis, der britische Man Booker Prize, der französische Prix Goncourt und der spanische Cervantes-Preis. Der weltweit renommierteste Literaturpreis schlechthin ist der Nobelpreis für Literatur, der jedes Jahr ebenfalls im Herbst vergeben wird.

 

Wichtige Kinder- und Jugendbuchpreise

Der Österreichische Kinder- und Jugendbuchpreis würdigt das künstlerische Schaffen von österreichischen AutorInnen, IllustratorInnen und ÜbersetzerInnen. Jährlich werden bei der Preisverleihung vom Bundeskanzleramt vier Kinder- und Jugendbuchpreise vergeben. Bis zu zehn weitere Bücher werden in die "Kollektion Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis” aufgenommen.

 

Der Deutsche Jugendliteraturpreis schließlich wird als einziger Staatspreis für Literatur seit 1956 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gestiftet und jährlich verliehen. Ausgezeichnet werden herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur.

 

Die international höchstdotierte Auszeichnung von Kinder- und Jugendliteratur ist der schwedische Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis. Der Hans-Christian-Andersen-Preis, der vom IBBY (International Board on Books for Young People) vergeben wird, gilt als "kleiner Nobelpreis".

 

Auskunft darüber, was beziehungsweise wen man lesen sollte, kann ein Blick auf die PreisträgerInnen diverser österreichischer und internationaler Preise geben.

AutorIn: 
Martina Reiter

2001 läutete Donata Elschenbroich, Forscherin der frühen Kindheit, mit ihrem Buch „Weltwissen der Siebenjährigen. Wie Kinder die Welt entdecken können“ (1) einen Paradigmenwechsel in Bildungseinrichtungen wie Kinderkrippen, -gärten und Schulen sowie in der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit ein: Kinder sind begeisterte LernerInnen, ForscherInnen, WeltentdeckerInnen. Kinder als NaturforscherInnen dokumentieren den vollzogenen Paradigmenwechsel vom Lernen durch Belehren hin zum Lernen durch Fragen. Das Kind irrt nicht mehr orientierungslos durch das „Wunderland des Wissens“ (2), um dort mittels gut aufgemachter Sachliteratur für „die Sache“ interessiert zu werden. „Alle Kinder kommen mit einer unglaublichen Lernfähigkeit zur Welt: Ihre Wissbegierde und Entdeckerfreude ist kaum zu stillen, sie sprudeln über vor Gestaltungslust und Gestaltungskraft. Sie stecken voller Energie und Tatendrang und sind immer in Bewegung.“ (3) Hoffnungsvolles Potenzial auf Seiten der LeserInnen und ein Anreiz für BibliothekarInnen, den Sachbuchbestand nach diesen Kriterien zu sichten: Welche Bücher werden diesen Ansprüchen gerecht? Wie viel Forscherdrang befriedigt das Sachbuchangebot, wie aktuell ist der Bestand, wie attraktiv ist er präsentiert?

 

Vom Sachproblem zum Weltwissen

„Nachdenken statt bloße Fakten, das ist der Genuss, den gute Sachbücher bieten“, stellt Hans ten Doornkaat fest und fordert ein „Sachbuchangebot, das die Neugierde lohnt.“(4) Keine „Faktenhuberei“ bzw. „reine Benennungsangebote“ sollen die Neugierde der LeserInnen gefährden, die längst ihren Laienstatus aufgegeben haben. Es geht in den aktuellen Sachbuchproduktionen nicht mehr um die Belehrung, sondern um Anregungen zum Forschen und Entdecken. Dieser Trend spiegelt sich in Buchtiteln wie „Komm mit, wir entdecken den Frühling“, „Das Bilder-Bastel-Erlebnisbuch“, „Wir entdecken die Steinzeit“ oder „Du bist die Erde“ wider. Hier wollen AutorInnen bzw. IllustratorInnen einerseits sachlich prägnant sein, andererseits die RezipientInnen – noch 1996 bezeichnet die Fachliteratur zum Sachbuch sie als „Nichtfachleute“ – gezielt als Gleichberechtigte ansprechen. „Komm ins Buch, dann forschen wir gemeinsam“, so das Credo dieser Publikationen. „Frag mich“ ist ein Leitmotiv der neuen Art des Lernens sowie der Entwicklung im Sachbuchbereich. Antje Damm hat mit ihrem Buch „Frag mich. 108 Fragen an Kinder, um miteinander ins Gespräch zu kommen“ (Moritz 2002) Gesprächsanlässe über Alltagsphänomene für Kinder und Erwachsene geschaffen. Alltagserfahrungen sind hier in jeder einzelnen Frage und der dazu gehörenden Illustration bzw. Fotografie angedeutet, die Frage liefert einen Redeanlass, fordert das Nachfragen seitens der Kinder und das Antworten seitens der erwachsenen Bezugspersonen ein. Donata Elschenbroich: „Die Welt ist der Inbegriff von allem, womit man Erfahrungen macht, wenn man in ihr ist. Dieses progressive Welteinwohnen beschäftigt uns lebenslang, aber in den frühen Stadien des Lebens ist es besonders abenteuerlich, verheißungsvoll, pionierhaft.“ (5)

 

Streben nach Selbstverwirklichung

Im gleichen Maß, wie nicht mehr klar zu sein scheint, was Kinder in der Schule wirklich lernen sollen, sind auch Ansprüche an das Sachbuch in Frage gestellt. Sachlich richtig, informativ und gut lesbar, das sollen laut Sekundärliteratur Sachbücher sein. Dass Wissen jedoch nicht reiner Selbstzweck ist, sondern dem Streben nach Selbstverwirklichung und damit nach erweiterter Handlungsfähigkeit dient, mahnen die Neurobiologen und Lernexperten der Gegenwart ein: „Indem das Kind mithilfe des übernommenen Wissens seine eigenen Erfahrungen macht, stellt es nun selbst eine emotionale Beziehung her, nicht nur zwischen sich und den betreffenden Bezugspersonen, sondern auch zwischen sich und all dem, was diesen Personen wichtig erscheint und womit sie in Beziehung stehen, ihren materiellen, aber auch ihren geistigen Produkten, ihrem Wissen über andere Menschen, über Tiere und Pflanzen, über Maschinen und Geräte, über die Welt und den Kosmos.“ (6)

 

Unwissend bleiben heißt resignieren

„… ich weiß auch sonst fast nichts, ich kenne nicht einmal die Namen der Blumen auf der Bachwiese. Ich habe sie im Naturgeschichtsunterricht nach Büchern und Zeichnungen gelernt, und ich habe sie vergessen wie alles, von dem ich mir keine Vorstellung machen konnte. Ich habe jahrelang mit Logarithmen gerechnet und habe keine Ahnung, wozu man sie braucht und was sie bedeuten. Es ist mir leicht gefallen, fremde Sprachen zu erlernen, aber aus Mangel an Gelegenheit lernte ich sie nie sprechen, und ihre Rechtschreibung und Grammatik habe ich vergessen. Ich weiß nicht, wann Karl VI. lebte, und ich weiß nicht genau, wo die Antillen liegen und wer dort lebt. Dabei war ich immer eine gute Schülerin.“ (7)

 

So lässt die österreichische Autorin Marlen Haushofer ihre Protagonistin in ihrem 1963 publizierten und 2012 verfilmten Roman über schulische Lernmethoden und gescheiterte Versuche von Weltaneignung sinnieren. Gelesenes, aber nicht Erlebtes, wird hier als unnützes, nicht abrufbares Weltwissen beschrieben, lange bevor 2006 Donata Elschenbroich einen gelungenen Lernakt mit „Das brauche ich mir nicht zu merken. Das habe ich erlebt.“ (8) skizziert. Sie will das Fragen – von Erwachsenen wie von Kindern – im Fluss halten: „Kinder zeigen auf alles. Mit ihrer Hilfe kann man in allen Lebensaltern die aus dem Alltag der Erwachsenen verschwundenen Fragen reaktivieren und sich selbst wieder anschließen an die frühe Aufmerksamkeit.“ (9)

 

Die Dinge und was sie Kinder alles lehren

Donata Elschenbroich lädt in ihrem Buch „Die Dinge“ zu Expeditionen zu den Gegenständen des täglichen Lebens ein. Die Wissenschaftlerin errichtet darin eine Weltwissen-Vitrine, eine „öffentliche Bibliothek der Dinge“, die vom Obstentkerner über das Nudelbrett, zum Handbohrer, zu Schiefertafel und Federkiel reicht. Wissen und Gegenstande gehören, davon ist Elschenbroich überzeugt, weder in einen Safe noch in einen Tabernakel, sondern hinaus in die Welt, in die Familien, die mit ihren Kindern über die Bedeutung der Dinge spricht. Dabei müssen die Erwachsenen nicht mehr als die Kinder wissen: Der Dialog ruft nämlich nicht nur Wissen ab, sondern bringt es selbst auch hervor. (10)

 

Anmerkungen:

(1) Donata Elschenbroich: Weltwissen der Siebenjährigen. Wie Kinder die Welt entdecken können. München: Kunstmann 2001

2) Hans Gärtner: Margaret Gorschenek/Annemaria Rucktaschel: Kommt, Kinder, ins Wunderland des Wissens! In: Kinder- und Jugendliteratur. München: Fink 1979 (Uni-Taschenbucher 742), S. 211.

3) Jirina Prekop/Gerald Huther: Auf Schatzsuche bei unseren Kindern. München: Kösel-Verlag, 5. Aufl. 2006, S. 24.

4) Hans ten Doornkaat: Einsichten und Ansichten zum erweiterten Sachbuchangebot. In: www.1001buch.at/ausgaben/3_03/doornkaat.html

5) Donata Elschenbroich: Weltwissen der Siebenjährigen. A.a.O., S. 10.

6) Karl Gebauer/ Gerald Huther (Hrsg.): Kinder brauchen Vertrauen. Düsseldorf: Patmos 2004, S. 15.

7) Marlen Haushofer: Die Wand. Düsseldorf: Claasen 1983, S. 85.

8) Donata Elschenbroich: Weltwunder. Kinder als Naturforscher. München: Kunstmann 2005, S. 12.

9) Donata Elschenbroich: Weltwunder. A.a.O., S. 13.

10) vgl. Donata Elschenbroich: Die Dinge. München: Kunstmann 2010, S. 182.

Wissbegierde und Entdeckerfreude zeichnen Kinder aus, wenn sie lernen möchten. Sachbücher, die neugierig machen und auf plumpe Belehrung verzichten, können wunderbare Anregungen zum Forschen und Entdecken der Welt bieten.

AutorIn: 
Christina Repolust

„Googeln“ hat den Status eines Verbs, eines Tunwortes, erreicht. Während die einen googeln, erobern neun Monate alte LeserInnen ihr erstes Sachbuch aus Pappe. „Was kann das sein – Früchte?“ – Das ist ein Sachbuch von Yusuke Yonezu (minedition 2011), das mit den Erwartungen von Großen und Kleinen spielt, die Dinge real abbildet und danach verfremdet, Wissen vermittelt und mit dem Erlernten gleich darauf gezielt Unfug treibt. Eben war der Apfel doch noch ein Apfel und jetzt? Was ist das? Wie geht das? Warum ist das so? Lernen beginnt mit dem Augenblick der Neugierde, der ersten Frage und soll, so es gelungen ist, lebensbegleitend sein. Wie das Angebot an Sachliteratur eben auch.

 

Was ist ein Sachbuch?

Wer meint, dass die Fülle an Sachbüchern für jedes Alter mit einer klaren Definition des Begriffs einhergehe, irrt. Der von Herbert Ossowski bereits 2002 formulierte Befund hat auch 2013 noch Gültigkeit: „Eine allgemeingültige Definition des Begriffs Sachbuch lasst sich bis heute der Fachliteratur nicht entnehmen. Immer wieder bleiben noch Fragen offen, bleiben Ungenauigkeiten bestehen.“ (1) Wer sich an Klassiker wie Jostein Gaarders Bestseller „Sofies Welt“ erinnert, wird sich auch noch daran erinnern, dass dieses Buch auf allen Hit- und Bestsellerlisten stand, aber erstaunlich selten als „Sachbuch – Philosophie“ angepriesen, ja überhaupt wahrgenommen wurde.

 

Die Sachliteratur zum Thema „Sachbücher für Kinder und Jugendliche“ zieht einhellig Bilanz: Einigkeit über „die Sache“ besteht nicht, Überschneidungen mit anderen Buchgattungen – Belletristik, Bilder- und aktuell Pappbilderbuch – machen eine exakte Definition unmöglich. Vielleicht aber auch unnötig? Verkehrte Welten, wenn genau dann, wenn es zur Sache geht, die Trennschärfe fehlt und nicht gefunden werden kann? „Nein“, meint u. a. Gabriele Grunt, die in ihrem Beitrag „Vergleiche zwischen Schnabeltieren, Stühlen und einer literarischen Gattung“ feststellt, dass das Stühlerücken in der Abgrenzung der Gattung bereits begonnen hat, „denn wie ‚Sofies Welt’ will eine immer größer werdende Anzahl von Büchern auf mehreren Stühlen gleichzeitig sitzen – eine Entwicklung, die durchaus gut zu heißen ist, weil sie es ermöglicht, neue und anregende Zugänge zu Sachwissen und zum Buch überhaupt zu finden.“ (2)

 

Wissen für jedes Alter

Damit Kinder lernen können – das gilt für Jugendliche und Erwachsene ebenso – brauchen sie klare Strukturen: in den Büchern, in den Regalen, in der Beschilderung. In der Stadtbücherei Innsbruck ist beispielsweise der Sachbuchbestand wie ein großes Sachbuch angeordnet, die Wissensgebiete sind nach der ÖSÖB (3) systematisiert und präsentiert. Fällt die Trennung zwischen Kinder- und Jugendsachbüchern leicht, so ist die Grenze zwischen dem Sachbuch für Erwachsene bzw. für Jugendliche häufig verwischt. Allgemein ergibt sich die Alterszuordnung der Sachbücher aus der Gesamtaufmachung; die fehlende Grenze zwischen Sachbüchern für Erwachsene bzw. für Jugendliche kann im Sinne des Austausches, der entsprechenden Präsentation genutzt werden: Erwachsene nutzen die Prägnanz und Kürze von Jugendsachbüchern fürs schnelle Informieren, zum Nachschlagen. Hier können die Großen viel lernen, schließlich sind Kinder durchlässig für die Fragen im Alltag: „Dann baut sich Schritt für Schritt Wissen auf, mehr als durch gelegentlich veranstaltete Experimente. Das Fragen in Fluss halten, lebenslang, das Suchen ist ansteckender als das Wissen.“ (4)

 

Wie es die Zielgruppe sieht? Anders natürlich!

Die Frage, nach welchen Kriterien sich Publikationen in „Sachbuch“ oder „Nicht-Sachbuch“ oder „Doch-nicht-ganz-Sachbuch“ einteilen lassen, ist ebenso offen wie die grundsätzliche Frage, was „Lesen“ an sich bedeutet, „nach wie vor einer differenzierten, theoriefundierten Klärung“ harrt. Diese Aussage trifft Margit Böck in ihrem Beitrag „Lesen als soziale Praxis“. So rechnen etwa 9- bis 10-jahrige SchülerInnen der Kategorie „Bücher, die etwas erklären“ durchaus auch erzählende Literatur zu. Böck stellt weiters fest, dass die 9- bis 10-Jährigen etwa auch „Tiergeschichten, Bücher über das Leben von Pop-Stars usw. der ihnen vorgegebenen Kategorie zuordneten.“ (5)

 

 

Anmerkungen:

(1) Herbert Ossowski: Sachbücher für Kinder und Jugendliche. In: Günter Lange (Hrsg.): Taschenbuch der Kinder- und Jugendliteratur. Baltmannsweiler: Schneider Verl. Hohengehren 2002, (Band 2), S. 657.

(2) Gabriele Grunt: Vergleiche zwischen Schnabeltieren, Stühlen und einer literarischen Gattung. In: Gerald Leitner und Silke Rabus (Hrsg.): Kinder- und Jugendliteratur. Wien: BVÖ 1999 (BVÖ-Materialien Band 6), S. 119.

(3) Vgl. Claus Oszuszky/Franz Pascher (Hrsg.): Österreichische Systematik für Öffentliche Bibliotheken. Wien: BVÖ 2012 (BVÖ-Materialien Band 9).

(4) Donata Elschenbroich: Weltwissen der Siebenjährigen. Wie Kinder die Welt entdecken können. München: Kunstmann 2001, S. 253.

(5) Margit Böck: Lesen als soziale Praxis, Texte als multimodale Ensembles – neue Perspektiven der Leseforschung und ein Überblick über Kinder und Jugendliche und das Lesen in Österreich. In: Eduard Beutner/ Ulrike Tanzer (Hrsg.): Lesen. Heute. Perspektiven. Innsbruck u. a.: Studienverlag 2010, S. 46–65, S. 52.

Kinder brauchen Sachbücher, um ihre Neugierde wachzuhalten. Was aber ist ein Sachbuch? Und an wen richtet es sich? Auffallend ist, dass die Grenzen zwischen den Gattungen wie hinsichtlich der Zielgruppen verfließen.

AutorIn: 
Christina Repolust
Thema des Monats Teaser: 

Kinder brauchen Sachbücher, um ihre Neugierde wachzuhalten. Was aber ist ein Sachbuch? Und an wen richtet es sich? Auffallend ist, dass die Grenzen zwischen den Gattungen wie hinsichtlich der Zielgruppen verfließen.

„Als ich klein war, wusste ich ganz genau, was Comics sind. Comics waren diese knallbunten Hefte mit schlechten Zeichnungen, blöden Geschichten und Typen in Strumpfhosen.“ In seinem Grundlagenwerk „Comics richtig lesen. Die unsichtbare Kunst“ (Carlsen 2001) beschreibt Scott McCloud seine früheren Vorurteile gegenüber Bildgeschichten. Mit seinen Vorwürfen – die der heutige Comic-Liebhaber und -Theoretiker bald revidiert hat – entspricht er vielen Argumenten der Schmutz- und Schundkampagnen, die Comics in den 1950er-Jahren als jugendgefährdend einstuften: Comics als Quelle von Gewalt und Sex, als stupides Medium mit „massenhaftem Auftreten der Bilder“, das Analphabetismus fordere.

 

Paradoxerweise waren es aber genau jene Bewegungen, die Comics von Kindern fernzuhalten versuchten, die den Comic schließlich zu einem Medium für Kinder machten: Aus Selbstzensur beschränkten sich die Verlage auf harmlose Inhalte. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis sich Comics für Erwachsene – unter dem seriösen Begriff „Graphic Novel“ – auf dem Buchmarkt wieder durchsetzen konnten.

 

Comics als Lockmittel

Heute können Comics relativ unbeschadet von solchen Einschätzungen erscheinen – dennoch hat sich auf einen zweiten Blick nicht viel geändert. Nach wie vor gelten Comics als Lektüre zweiter Klasse und nach wie vor sind Strumpfhosen en vogue: an Superhelden, die in der Literatur für Kinder immer wieder neu revitalisiert werden. „Spaß am Lesen mit den Superhelden!“ verspricht zum Beispiel der Fischer Verlag und legte 2012 jeweils zehn Erstlesebücher rund um Batman und Superman vor. Ein ambitioniertes Projekt, das unter dem Motto „Nur fur Jungs“ und mittels „coolen Helden, fiesen Schurken und jeder Menge Action“ das angeblich leseschwächere Geschlecht zur Lektüre führen soll. Interessant dabei erscheint die Loslosung aus dem originären Medium: Denn bis auf vereinzelte in den Text gesondert gesetzte Soundwords (z. B. „WUUUSCHHHHHHH!!“) können die Bände nicht als Comics im engeren Sinn bezeichnet werden. Vielmehr wird hier ein berühmtes Sujet der Szene entnommen und in traditionelle Literatur verpackt. Inhalte aus Comics funktionieren so als lesepädagogisches Lockmittel, das einfaches Lesen suggerieren soll.

 

Ähnlich lässt sich der Erfolg der Buchreihe „Gregs Tagebuch“ von Jeff Kinney (Baumhaus) erklären. Hier ist es allerdings nicht ein spezifischer Inhalt, der dem Comic-Markt entlehnt wurde, sondern das Formeninventar, das den Prosatext ergänzt: stilisiert gezeichnete Figuren mit Sprechblasen, sequenzielle Bildfolgen oder Speedlines (Bewegungsstriche) in den Zeichnungen.

 

Formensprache der Comics

„Comics sind kein Genre, sondern ein Medium, das jedes Genre fassen kann“, so Sebastian Broskwa vom österreichischen Comic-Vertrieb Pictopia. Charakteristikum dieses Mediums ist die eigene Zeichensprache, die auch in illustrierten Büchern oder Bilderbüchern Einzug hält. Bücher wie „Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen“ von Emile Bravo und Jean Regnaud (Carlsen 2009) oder „Bink & Gollie: Unzertrennlich“ von Kate DiCamillo, Alison McGhee und Tony Fucile (dtv 2010) bewegen sich zwischen den einzelnen Medien und nutzen Comic-eigene Erzählstrategien wie klug arrangierte Panels (Einzelbilder). Durch die jeweils abgeschlossene Erzählung und den hohen künstlerischen Anspruch heben sie sich von vielen anderen (seriell erscheinenden) Comics für Kinder deutlich ab.

 

Für beide Bücher kann somit der Begriff „Graphic Novel“ übernommen werden. Als Marketingstrategie entworfen, bezeichnet er anspruchsvolle grafische Romane. Für Erwachsene und Jugendliche gibt es mittlerweile eine Fülle an solchen Publikationen, für Kinder stellen entsprechende Bücher allerdings noch eine Ausnahmeerscheinung dar.

 

Kulturtechnik Comiclesen

Dies mag daran liegen, dass Comics (vor allem jenen für Kinder) nach wie vor eine gewisse Simplizität nachgesagt wird, der die aktuelle Marktsituation entspricht. Im besten Fall finden Comics in der Leseförderung als Einstiegsdroge Verwendung, wie etwa die „Literaturcomics“ aus dem Hause Brockhaus zeigen – Klassiker der Weltliteratur im schlichten grafischen Gewand.

 

Dass gut gemachte Comics mindestens ebenso herausfordernd zu lesen sind wie „richtige“ Bücher, muss sich als Leitgedanke im Umgang mit diesem wiederentdeckten Medium erst durchsetzen. Die Entwicklung der Kompetenz, sequenzielle Bildfolgen zu rezipieren und die Lücken zwischen den Bildern – die sogenannten Rinnsteine – mit eigenen Vorstellungen zu füllen, bedarf spezifischer Forderung und entsprechender Angebote. Einerseits müssen Comics hürdenlos zugänglich gemacht und die Comic-Szene von ihrem Nischendasein befreit werden. Immer mehr öffentliche Bibliotheken bieten Comic- und Graphic-Novel-Bestände, in Wien verfolgt auch die neue Comics-Box neben der U4-Station Pilgramgasse dieses Ziel. Die Bibliothek im Freien lädt mit mehr als 400 Comics und einer abwechslungsreichen Programmschiene zum unmittelbaren Lesen vor Ort ein.

 

Andererseits muss der Buchmarkt auf den Bedarf an anspruchsvollen Publikationen reagieren: Der renommierte Verlag Reprodukt, der seit vielen Jahren Graphic Novels für Erwachsene herausgibt, hat diese überraschende Lücke erkannt und verlegt seit März 2013 mit Büchern von Ulf K. oder Emmanuel Guibert auch für Kinder ab drei bzw. sechs Jahren – unter dem ironischen Slogan „Comics werden wieder Kinderkram!“.

 

Es bleibt zu hoffen, dass viele Büchereien und Verlage hier nachziehen und der Comic-Szene nicht nur ihre erfolgreichen Strumpfhosen-Sujets entnehmen, sondern dabei helfen, Comics als qualitätsvolles Medium auch für Kinder zu etablieren.

Graphic Novels für Erwachsene boomen. Entsprechende qualitätsvolle Angebote auf dem Kinderbuchmarkt sind hingegen rar gesät und gehen neben schnell produzierter Massenware unter. Die Kinderliteratur versucht hier aufzuholen, indem sie Sujets und Formensprache von Comics (neu) entdeckt.

AutorIn: 
Christina Ulm
Thema des Monats Teaser: 

Graphic Novels für Erwachsene boomen. Entsprechende qualitätsvolle Angebote auf dem Kinderbuchmarkt sind hingegen rar gesät und gehen neben schnell produzierter Massenware unter. Die Kinderliteratur versucht hier aufzuholen, indem sie Sujets und Formensprache von Comics (neu) entdeckt.

Die heute noch brauchbare Definition eines Bestsellers wurde von Sonja Marjasch schon 1946 in ihrem Buch „Der amerikanische Bestseller“ verfasst: Ein Bestseller ist ein Massenartikel, „der innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, in einem bestimmten Absatzgebiet, im Vergleich zu den übrigen Büchern derselben Gattung (während der gleichen Zeit am gleichen Ort) eine Höchstzahl an verkauften Exemplaren erreicht hat". (1)

 

Hinter einem Bestseller stecken oft geschicktes Marketing und gezielte Pressearbeit. Doch nicht immer geht dieses Rezept auf. PR-Beraterin Barbara Brunner, die sich mit ihrem Salzburger PR-Büro auf die Öffentlichkeitsarbeit für Verlage spezialisiert hat, stellt in einem Interview mit der Wiener Zeitung fest: „Es gab oftmals Bücher, in die ein Verlag eine Menge Werbegeld gesteckt hat und die trotzdem keine Bestseller geworden sind. Und es gibt immer wieder Bücher, von denen ein Verlag gar nicht so viel erwartet und die von den LeserInnen zu Bestsellern gemacht werden.(2)

 

Innerhalb der Bestseller kann man folgende Kategorien unterscheiden:

  • Fastseller: Bücher, die innerhalb kurzer Zeit einen guten Umsatz machen, zum Beispiel Sachbücher, die sich schnell gut verkaufen, weil ein bestimmtes Thema gerade in den Schlagzeilen ist.
  • Steadyseller: Bücher, die über längere Zeit konstante Umsatzzahlen zeigen. Beispiele sind Lexika oder Fachbücher zu allgemeinen Themen wie Schwangerschaft etc.
  • Longseller: Bücher, die dauerhaft gut verkauft werden können. Beispiele sind die Bibel oder Klassiker.

 

Verschiedene Verbände, Organisationen und Magazine bieten wöchentlich aktualisierte Bestsellerlisten für Hardcover und Taschenbuch, Belletristik und Sachbuch, Kinder- und Jugendbücher an (siehe Links).

 

Anmerkungen:

(1)    Vgl. Burkhart R. Lauterbach: Bestseller. Produktions- und Verkaufsstrategien. Tübingen: Tübinger Vereinigung für Volkskunde 1979, S. 8

(2)    Vgl. Sophia Freynschlag: Was macht ein Buch zum Bestseller? In: Wiener Zeitung, 26.10.2011

 

 

In Österreich gibt es pro Jahr rund 10.000 Neuerscheinungen, im gesamten deutschsprachigen Raum an die 110.000. Ein Wegweiser, um sich in diesem Dickicht zurechtzufinden, sind Bestsellerlisten.

AutorIn: 
Martina Reiter

„Im Gegensatz zu passiven Tätigkeiten, wie Fernsehen oder Kassetten hören, ist die Beschäftigung am Computer weitaus anstrengender, weil die Kinder hier ständig Entscheidungen treffen müssen, um die Handlung voranzubringen. Diese Interaktionen zeichnen die Qualität einer Software aus …“, schreibt Thomas Feibel, anerkannter Medienexperte im Bereich Kindermedien. (1) Diese oft als „grenzenlos“ bezeichnete Interaktivität beschränkt sich jedoch tatsächlich auf die von den Machern vorgegebenen Inhalte. Eindeutig ist jedoch, dass das interaktive Medium das Prinzip des linearen Betrachtens, Lesens oder Hörens verlässt. Wenn auch nicht immer: Es gibt durchaus Produkte, die linear umgesetzt und erzählt werden.

 

Rückläufiger Multimediamarkt

Als Mitte der 1990er-Jahre Multimedia-Produkte zum Höhenflug ansetzten, sahen viele das Buch gefährdet. Aus heutiger Sicht kann man ohne zu zögern feststellen, dass dies keineswegs der Fall ist. Im Gegenteil: Der Multimedia-Markt ist stark rückläufig, was durch das inzwischen recht überschaubare Titelangebot deutlich wird. Auch die früher in großer Zahl produzierten CD-ROMs zu Sachthemen erscheinen kaum noch. Eine Ausnahme stellt der Bereich der Lernsoftware dar. Hier wurden bewährte und bekannte Reihen neu aufgelegt („Emil und Pauline“, „Alfons Lernwelt“) und verschiedene neue Reihen sind hinzugekommen („Lernerfolg Vorschule“, „Lernerfolg Grundschule“, „Lernvitamin“). Dieses Segment scheint für Bibliotheken prädestiniert, da der Bedarf an schulischen Lernhilfen in hohem Maße gegeben ist. Wegen des schrumpfenden Marktes und der im Vergleich zu den Absatzzahlen hohen Produktionskosten wurden die wenigen verbliebenen Verlage wie z. B. das Urgestein „Tivola“ verstärkt zu Kindermedienanbietern und haben neben Software auch Hörspiele, Kinderfilme und Bücher im Programm.

 

Computer- und Konsolenspiele

Computer- und Konsolenspiele sind schon längst kein Nischenprodukt mehr, sondern salonfähig geworden. Zudem ist das „Gaming“ auch kein rein männliches Hobby mehr. So belegt eine im Jahr 2012 erhobene Studie des BIU (Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware), dass jeder dritte Deutsche (25 Mio.) mehrmals pro Monat Computer- und Konsolenspiele konsumiert. Darunter befinden sich knapp 11 Millionen Frauen, die mittlerweile 44 Prozent der Gamer in Deutschland ausmachen. Maßgeblich dazu beigetragen haben die neuen Bewegungs-, Musik- und Tanzspiele, die verstärkt auch weibliche Zielgruppen ansprechen. Der deutsche Gamer ist im Durchschnitt 32 Jahre alt. Gespielt wird in jedem Alter, vor allem aber in der Gruppe der Teenager (10–19 Jahre), in der drei Viertel und damit 5,5 Millionen Jugendliche regelmäßig spielen.

 

Leider werden diese Produkte häufig in die Gewaltecke gedrängt. Natürlich gibt es eine Vielzahl von sogenannten Ballerspielen („Ego-Shooter“), aber eben nicht nur. Die unterschiedlichsten Genres sind am Markt: „Jump-and-Runs“, Simulationen, „Adventures“, Rollenspiele, Sportspiele, Rennspiele, Tanzspiele …

 

So gilt es für Bibliotheken, beim Ankauf „Ego-Shooter“ bewusst auszulassen und Titel aus den anderen Genres anzubieten. Wobei erwähnt werden muss, dass auch in Rollenspielen bzw. Strategiespielen die Spannung durch Erobern und Kämpfen erzeugt wird – aber eben in anderer Form als bei „Ego-Shootern“. Gewalt, Aggression und Eroberung werden jedoch auch in Büchern nicht ausgespart, da diese Themen zur Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen dazugehören.

 

Speziell der Computerspielmarkt ist in den letzten Jahren allerdings einem für Bibliotheken nicht sehr vorteilhaften Wandel unterworfen. Zum einen wird bei vielen erscheinenden Spielen – meist Fortsetzungen etablierter Reihen mit hohem Bekanntheitsgrad – von den meisten Herstellern ein Onlinezugang vorausgesetzt. D.h. der Spieler/die Spielerin muss während des Spielens zwingend mit dem Server des Publishers verbunden sein und zuvor einen eigenen Account anlegen. Durch diese Maßnahme versucht die Spieleindustrie, die zum existenzgefährdenden Problem gewordene Zahl der Raubkopien und dem damit verbundenen Einnahmenentgang Einhalt zu gebieten. Da pro Kopie allerdings zumeist nur eine einmalige Aktivierung möglich ist, wird der Verleih dieser Titel in Bibliotheken obsolet. Zudem werden viele gerade auch für Bibliotheken interessante Spiele mit innovativen Konzepten – oft von sogenannten „Independent-Entwicklern“ – gar nicht mehr auf Datenträgern vertrieben, sondern nur noch als Downloads angeboten. „Steam“ z. B. ist eine der marktführenden Internet-Vertriebsplattformen, welche von der ursprünglich nur als Spielentwickler tätigen Firma Valve Corporation entwickelt und betrieben wird. Das System ermöglicht sowohl die Online-Verteilung, Wartung (Patchen) und Überwachung (DRM) der Spiele als auch die Kommunikation der SpielerInnen untereinander. Sie verzeichnet laut Herstellerangaben über 50 Millionen aktive Benutzerkonten.

 

Freiräume schaffen

Entscheidende Gründe für die Beliebtheit von Computer- und Konsolenspielen bei Kindern und Jugendlichen sind das Schaffen von persönlichen Freiräumen und das „Abtauchen“. Kein anderes Medium beschäftigt und fordert gleichzeitig auf so unterschiedlichen Ebenen. Die Augen erfassen das Bild, die Ohren hören Sprache und Musik, die Hände werden motorisch, das Gehirn durch das Entwickeln von Strategien und Taktiken gefordert. „Computerspiele schaffen eine Sphäre von klarer, verbindlicher Logik, in der man sich vor der widersprüchlichen, problembeladenen Außenwelt erholen kann. Kinder können sich hier ihren persönlichen Freiraum schaffen, der sie zeitweise (!) von den sozialen Zwängen entbindet“, schreibt Manfred Schiefer in seinem Artikel „Wie sieht´s aus mit CD-ROMs und Internet?“ (2) Das soll natürlich nicht heißen, dass Probleme und Schwierigkeiten durch den Konsum von Computerspielen nur unterdrückt werden sollen. Aber kennen wir diese Strategie nicht auch von uns selbst? Oder wer kann behaupten, dass er nicht schon einmal vor der realen Welt – wohin auch immer – geflüchtet ist …

 

Da Software, Computerspiele und Konsolenspiele teuer sind, sollten Bibliotheken ihren Auftrag, Medien für jede und jeden, gleich welcher sozialen bzw. wirtschaftlichen Herkunft anzubieten, nachkommen. Ideal wäre natürlich auch die Möglichkeit der Nutzung in der Bibliothek selbst. Oder, wie Thomas Feibel meint: „Auch ein Grund, warum die Politik die Bibliotheken stärken sollte. Denn die kann jeder benutzen. Selbst wenn er kein Geld hat.“ (3)

 

Computerspiele und Konsolenspiele unterliegen dem freien Markt. Große Preisunterschiede machen das Vergleichen verschiedener Angebote notwendig.

 

Anmerkungen:

(1) Thomas Feibel: Was macht der Computer mit dem Kind? Kinder im Medienzeitalter begleiten fördern und schützen. Rheinfelden: Velber im OZ Verlag 2002, S. 15.

(2) Manfred Schiefer: Wie sieht’s aus mit CD-ROM und Internet? Neue Medien für Kinder und Jugendliche. In: Gerald Leitner/Silke Rabus (Hrsg.): Kinder- und Jugendliteratur. Wien: BVÖ 1999). (BVÖ-Materialien Bd.6), S.144.

(3) Thomas Feibel. A.a.O., S. 68.

Computer- und Konsolenspiele sind salonfähig geworden. Mit einem entsprechenden Angebot können Bibliotheken vor allem Teenager erreichen.

AutorIn: 
Christian Rüscher

Die Bandbreite bei Bilderbuch-Apps ist groß und reicht von reduzierten Anwendungen, in denen der vorgelesene Text im Zentrum steht, bis hin zu Apps, die eine Vielzahl von Interaktionen ermöglichen. Mira Lobes Bilderbuchklassiker im Verlag Jungbrunnen „Das kleine Ich bin ich“ bleibt beispielsweise als App nahe am Original der 1970er-Jahre, besticht aber durch die angebotene Mehrsprachigkeit. Etwas aufwendiger kommt bei Oetinger die „Pippi-Langstrumpf“-App daher: Man kann die Bilder an den Wänden bemalen oder mit einem Fingertippen klingende Blumen aus dem Gras wachsen lassen. Bei Carlsen ist eine multimediale und interaktive „Aschenputtel“-Adaption erschienen, die nicht nur durch ihre Illustrationen überzeugt, sondern auch eine Vielzahl an Features anbietet: Hier darf man sogar bei der Ballmusik zwischen Disko und Walzer wählen!

 

Trend zum Spielerischen

Wohin der Trend geht, steht dabei außer Zweifel: „Gamification“ heißt das Stichwort und meint, dass Apps immer mehr zum intuitiv erkundbaren Spiel werden – aufwendige Programmierung und höhere Herstellungskosten inklusive. „Auf der Grundlage von Inhalten und Figuren aus dem Buchbereich entsteht ein ganz eigenes Medium, das von vornherein als App konzipiert ist und dem Buch an die Seite gestellt werden kann“, erklärt Carlsen-Pressesprecherin Katrin Hogrebe und verweist auf die Pixi-Explorer-App, mit der man – auf Grundlage der Sachbuchreihe Pixi Wissen – durch das Weltall reisen kann. „Wir bemerken, dass die Nachfrage nach Titeln mit vielen Animationen und Zusatzelementen besonders groß ist“, sagt auch Beate Semmler, die als Plattformmanagerin bei Tigerbooks, einem Online-Laden für animierte, interaktive Kinderbücher, arbeitet. Und Martina Lenhardt glaubt, dass in Zukunft noch mehr Interaktivität eingefordert werden wird. Die Pressesprecherin der Medienproduktionsfirma zuuka, weltweite Agentur für mobile Kinder-Apps und interaktive E-Books, geht davon aus, „dass sich neue Erzählstrategien für die digitalen Medien ausbilden, die sich von der Buchvorlage mehr und mehr emanzipieren.“

Lernthemen werden vermutlich ebenfalls an Bedeutung gewinnen. Lenhardt: „Es gibt ja bereits einige Pilotprojekte an Schulen, die testen, wie sich Tablets zum Lernen nutzen lassen. Das setzt natürlich voraus, dass die Inhalte entsprechend aufbereitet werden.“ Das Leseportal onilo.de geht ein Stück weit in diese Richtung, hier werden zwar keine Apps, aber mit den sogenannten Boardstories doch digitalisierte und teilanimierte Kinderbücher für Schule und Bibliotheken angeboten. Auch im Carlsen Verlag sind rund um die Kinderbuch-Figur Conni schon einige Edutainment-Apps entstanden.

 

Große Herausforderungen

Viele Herausforderungen, denen sich Hersteller von Kinderbuch-Apps derzeit stellen müssen, sind der rasanten technischen Entwicklung geschuldet. „Die beständige Weiterentwicklung der Geräte, das Aufkommen neuer Formate, Software-Versionen und Displays macht das Arbeiten nicht einfacher“, erklärt Martina Lenhardt für die Firma zuuka, die auch für angenehm zurückgenommene Eigenproduktionen wie Mikas Abenteuer“ verantwortlich ist. Welche Geräte in Zukunft eine größere Rolle spielen werden, ist im Moment kaum abzuschätzen. „Derzeit dominieren sicher noch iPad, iPhone und iPod touch den Markt – zumindest wenn man die Zahlungsbereitschaft der Nutzer betrachtet“, analysiert Beate Semmler von Tigerbooks die Situation: „Der Google Play Store und Android gewinnen aber ganz klar an Bedeutung.“ Der App-Store, in dem die meisten Angebote zu finden sind, wird durch die wachsende Zahl der Angebote allerdings zunehmend unübersichtlich. „Zukünftig wird es immer wichtiger werden, dass Eltern hochwertige Apps für ihre Kinder schnell finden können und sie sich auf die Qualität der Inhalte verlassen können. Der digitale Kinder- und Jugendbuchladen Tigerbooks bietet diese Möglichkeit bereits“, meinen daher Bianka Reinhardt und Andreas von Lepel, die in der Verlagsgruppe Oetinger die Abteilung Digitaler Content leiten und mit ihren Titeln bei Tigerbooks vertreten sind.

 

Markt für Kinderbuch-Apps wächst

Sehr wahrscheinlich ist, dass der Markt für Kinderbuch-Apps weiterwachsen wird – wenn auch nicht ganz so schnell wie zunächst erwartet. „Der Markt wird sich vergrößern und stärken und sicher auch weiter differenzieren. Neue Vertriebsplattformen werden dafür sorgen, dass sich Genres besser ausbilden können, dass das Suchen einfacher wird und das Angebot somit insgesamt übersichtlicher“, so Martina Lenhardt. „Durch günstigere Preise neuer Geräte wie etwa des Kindle Fire wird für Buch-Apps und interaktive E-Books ein Massenmarkt erschlossen, den es bis dato hierzulande noch nicht gibt.“ Katrin Hogrebe, Pressesprecherin bei Carlsen, ist ebenfalls davon überzeugt, dass die Entwicklung fortschreiten wird. „2010 sind wir mit den Pixi-Apps gestartet und gehörten zu den ersten auf diesem Gebiet. Was wir damals gemacht haben, kann mittlerweile bereits als E-Book hergestellt werden.“ Oetinger wiederum setzt im Jahr 2013 auf große Marken und bringt Apps zu den Bestsellern „Der kleine Eisbar“, „Der Regenbogenfisch“ und „Die kleine Hexe Lisbet“ auf den Markt, denn der „Bedarf an digitalen Inhalten für Kinder wird wachse“, sind Bianka Reinhardt und Andreas von Lepel uberzeugt. Zum 50. Geburtstag des „Räuber Hotzenplotz“ startete auch Thienemann eine App mit vielen Spielen, weitere Anwendungen sind in Planung.

„Der Markt fur Tablets und Smartphones wächst zunehmend, in Zukunft werden Verlage digitale Inhalte für mobile Endgeräte anbieten müssen“, erklärt Elke Kuhn, Leiterin der Abteilung Digitales Publizieren. Sie warnt allerdings vor überbordender Technikeuphorie: „Ob es immer erforderlich ist, die technische Innovation bei jeder neuen App auf die Spitze zu treiben, wird sich zeigen. Eine ‚Vorlese’-App mit einer Geschichte zum Einschlafen muss keine hochanimierte Spiele-App sein.“

 

Apps helfen beim Vorlesen

Erstmals widmete sich auch die aktuelle Vorlesestudie der ZEIT, der Deutschen Bahn und der Stiftung Lesen dem rasant wachsenden Markt der Bilder- und Kinderbuch-Apps. Unter dem Titel „Digitale Angebote – neue Anreize für das Vorlesen?“ untersuchte sie den Einfluss digitaler Medien wie Tablets, Smartphones oder E-Reader auf das Vorleseverhalten in Familien. Die zentralen Ergebnisse: Elektronische Medien werden als Ergänzung, aber nicht als Ersatz für klassische Bilderbücher betrachtet. Sie haben das Potenzial, bildungsferne Schichten mit Vorleseangeboten zu erreichen. Und Väter, die bisher deutlich seltener vorlesen als Mütter, können über die neuen Angebote motiviert werden. Auch Kinderbuch-Apps tragen damit wesentlich zur Leseförderung bei. In den Öffentlichen Bibliotheken sind Apps derzeit allerdings noch eine Ausnahmeerscheinung. Und solange die rechtliche Situation hinsichtlich des Verleihs der Apps noch nicht hinreichend geklärt ist, wird dies wohl auch noch eine Weile so bleiben. Angesichts des stetig wachsenden Angebots von Kinderbuch-Apps empfiehlt es sich für die Bibliotheken dennoch, die Entwicklung in diesem Marktsegment weiterhin aufmerksam zu beobachten.

 

Man kann sich Bilderbücher vorlesen lassen oder die eigene Stimme einsprechen, es ertönen Geräusche und Lieder, man kann malen oder ein Puzzle zusammenfügen. Bilderbuch-Apps erscheinen in immer neuen Variationen und bieten spannende Interaktionsmöglichkeiten – und der Markt wächst weiter.

AutorIn: 
Silke Rabus

Doch die letzten Nachrichten, die in Bezug auf E-Books bzw. E-Book-Reader durch die Medien gingen, sprachen davon, dass der Verkauf von E-Book-Readern möglicherweise bereits seinen Peak erreicht hat. 2012 sind die Verkäufe von E-Book-Readern markant zurückgegangen und werden es wohl auch weiter tun. Eine Studie der Marktforscher von IHS iSuppli gab bekannt, dass 2012 weltweit „nur“ 14,9 Mio. E-Book-Reader über die Ladentische gewandert sind – 2011, das verkaufsstärkste Jahr bisher, waren es noch 23,2 Mio. Stück. Damit gingen die Verkäufe um satte 36 Prozent zurück. Die Marktforscher erwarten für 2016 sogar einen Rückgang von zwei Dritteln gegenüber 2011. (1)

 

E-Books und Apps

Das bedeutet allerdings nicht, dass E-Books wieder uninteressanter geworden sind bzw. werden. Denn im Gegensatz zu den E-Book-Readern, die – bis dato zumindest – nur für das Lesen ausgerichtet sind, steigt der Verkauf von Tablets rasant an. Diese können schließlich in vielfacher Art genutzt werden. 2012 wurden ca. 120 Mio. Tablets diverser Hersteller verkauft. Einige Kinder- und Jugendbuchverlage produzieren daher nicht nur E-Books, sondern auch Apps, die eine interaktive Auseinandersetzung mit den Büchern erlauben. Ob Kinder ihren „Lesestoff“ als gedrucktes Buch, als E-Book und/oder via App konsumieren, hängt mit Sicherheit stark von den Eltern ab. Wenn diese offen für E-Books sind, werden auch ihre Kinder keine Berührungsängste haben. Sie haben allerdings eine erhöhte Verantwortung für den Lesestoffkonsum ihrer Kinder: Sie müssen herausfinden, welche Apps sich eignen. Bisher waren es wir Bibliothekare und Bibliothekarinnen, die die Eltern beraten haben, welche Bücher für ihren Nachwuchs empfehlenswert sind. Doch in Bezug auf Apps gibt es große Wissenslücken in unserer Berufsgruppe. Schulungen zu diesem Thema fehlen bisher in unserem Fortbildungsangebot. Eine verstärkte Auseinandersetzung mit digitalen Angeboten ist einmal mehr Voraussetzung, um eine unserer ureigenen Aufgaben kompetent erfüllen zu können. Schließlich hat die aktuelle Studie „Digitale Angebote – neue Anreize für das Vorlesen?“, durchgeführt von der ZEIT, der Deutschen Bahn und der Stiftung Lesen, gezeigt, dass Kinderbuch-Apps wesentlich zur Leseforderung beitragen können. Doch trotz dieser Entwicklungen muss sich das klassische bzw. herkömmliche Bilderbuch (noch) nicht fürchten. Es wird nicht ersetzt, sondern mit E-Book-Ausgaben und Apps ergänzt.

 

E-Medien in Öffentlichen Bibliotheken

Zahlreiche Öffentliche Bibliotheken stellen E-Medien als Ergänzung ihrer haptischen Bestände zur Verfügung. Im deutschsprachigen Raum wird dies mithilfe zweier unterschiedlicher Anbieter bewerkstelligt: DiViBib GmbH oder Ciando GmbH. Beide Firmen bieten ihren Kundenbibliotheken neben E-Book-Lizenzen für erwachsenes Publikum auch Kinder- und Jugend-E-Book-Lizenzen zum Ankauf an. (2)

 

Schließlich steigt die Nachfrage: Die Büchereien Wien bieten seit Herbst 2010 über den Anbieter DiViBib E-Medien an. Zwar ist der Anteil der Downloads aus der Kategorie Kinder- und Jugendliteratur im Vergleich zu den E-Books für Erwachsene gering, doch die Entlehnungen wachsen kontinuierlich. Wurde ein Kinder-E-Book 2011 durchschnittlich 4,3-mal heruntergeladen, geschah dies 2012 bereits 6,1-mal. Eine Steigerung von etwa 42 Prozent spricht für sich. Ein (sogar geringfügig höherer) Zuwachs der Downloads kann auch beim Jugendbuch verzeichnet werden. Es werden allerdings wohl auch viele Erwachsene E-Books für Jugendliche konsumieren – der Konsum von E-Books für Kinder wird sich bei Erwachsenen hingegen eher gering halten. Sowohl im Kinder- als auch im Jugendbuchbereich werden am liebsten fantastische E-Books heruntergeladen. Von den Kinder-E-Books wurde Welshs „Das Vamperl“ am häufigsten entlehnt (46-mal) – bei den E-Books für Jugendliche rangiert Blazons „Ascheherz“ mit 71 Downloads an erster Stelle. Sachbücher werden als E-Book noch relativ selten entlehnt. Am ehesten finden hier noch jene, die für die Schule benötigt werden können (z. B. Lektürehilfen), Anklang.

 

Dass elektronische Bücher von Kindern und Jugendlichen (in Deutschland) im Vergleich zu Erwachsenen noch wenig gelesen werden, zeigt auch die aktuelle JIM-Studie: Innerhalb der Mediennutzung sind Internet, Fernsehen und Handy die wichtigsten Medienarten bei den 12- bis 19-Jahrigen. 41 Prozent der Befragten lesen aber auch täglich oder mehrmals die Woche. E-Books werden bisher noch kaum konsumiert. Nur 3 Prozent der Mädchen und 2 Prozent der Buben gaben an, regelmäßig E-Books zu lesen. Nach einem größeren Zeitraum befragt, sind es aber immerhin 13 Prozent, die zumindest selten elektronische Bücher lesen.

 

Eine Studie aus den USA zeigt ein anderes Bild. 2011 untersuchte das Joan Ganz Cooney Center das Leseverhalten von Kindern zwischen drei und sechs Jahren aus 24 Familien anhand einer kleinen „QuickStudy“. Die Kinder bevorzugten eindeutig das Lesen elektronischer Bücher. Die USA (und Asien) spielen aber, was digitale Entwicklungen betrifft, eine absolute Vorreiterrolle. Hierzulande dauert die Durchdringung des Marktes zwar noch (und auch die „Annahme“ durch die Leserinnen und Leser unabhängig vom Alter), aber Bibliotheken müssen sich trotzdem für die Zukunft wappnen.

 

Möglichkeiten, E-Books auch in der „haptischen“ Bibliothek sichtbar zu machen, gibt es zahlreiche: Man kann z. B. Plastikaufsteller an Theken positionieren, Platzhalter direkt in den Regalen aufstellen oder auf den gedruckten Büchern Aufkleber anbringen, die darauf hinweisen, dass das Buch auch als E-Book zum Download angeboten wird.

 

Anmerkungen:

(1) Ob allerdings die Verkäufe des E-Book-Readers Kindle Paperwhite – eines der meistverkauften Geräte in diesem Segment – in die Studie mit einberechnet wurden, ist unklar.

(2) DiViBib bietet zusätzlich auch E-Audios und E-Papers sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche an.

Lesestoff für Kinder und Jugendliche bereitzustellen, zählt zu den wichtigsten Aufgaben Öffentlicher Bibliotheken. Der Buchmarkt für diese Zielgruppe boomt nach wie vor. Um auch in Zukunft die Bedürfnisse der jüngsten LeserInnen decken zu können, sind die Verlage gefordert, zusätzlich zu haptischen Büchern digitale Versionen zu produzieren.

AutorIn: 
Katharina Marie Bergmayr
Thema des Monats Teaser: 

Längst schon wird Kinder- und Jugendliteratur auch in digitaler Form angeboten. Das Spektrum reicht von Apps über E-Books bis hin zu Enhanced Books und erweitert sich permanent. Das gedruckte Buch erfreut sich aber nach wie vor großer Beliebtheit.

Kinderzeitschriften markieren den Beginn der Kinderliteraturgeschichte. Bereits um 1770 erschienen die ersten periodisch verlegten Publikationen, die sich ausdrücklich an Kinder wandten: „Leipziger Wochenblatt für Kinder“, „Kinderfreund“, „Wochenblatt zum Besten der Kinder“.

 

Im Gegensatz zu diesen sind die heutigen Kinder- und Jugendzeitschriften kaum Gegenstand der Forschung und bleiben in vielen Gesamtdarstellungen unerwähnt. Trotz der Vielfalt an audiovisuellen Medien – die den Zeitschriften durchaus zu schaffen macht, wie aus den Auflagezahlen ersichtlich wird – haben sie ihren fixen Platz in der Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen.

 

Was sind Zeitschriften?

Zeitschriften sind definiert durch ihr periodisches Erscheinen, den aktuellen Inhalt sowie die spezielle Art der Darstellung in der Zusammenwirkung von Bild und Text. Kinderzeitschriften richten sich an ein Publikum im Vor- und Volksschulalter. Jugendzeitschriften werden ungefähr ab dem 12. Lebensjahr gelesen – wobei diese Lesergruppe ihre Interessen auch in Publikationen, die dem Erwachsenenbereich zugeordnet werden, vertreten findet (z. B. „Cinema“, „Musikexpress“). Es gibt Kioskzeitschriften, die in Trafiken, im Buch- und Lebensmittelhandel, an Tankstellen usw. verkauft werden, während Abonnementzeitschriften direkt von den Verlagen vertrieben werden (zumeist Schülerzeitschriften). Zeitschriften von Verbänden und Vereinen werden oft über eine Mitgliedschaft, aber auch über Spenden erworben. Dazu zählen beispielsweise Buchklubzeitschriften oder das Pandamagazin des WWF sowie Werbezeitschriften, die in Apotheken oder Arztpraxen aufliegen („Medizini“ usw.).

 

Eine eigene Gattung bilden periodisch erscheinende Comiczeitschriften wie „Micky Maus“. Da sie kaum einen redaktionellen Teil aufweisen, kann man sie nicht zu den Zeitschriften zählen. Sie stellen jedoch einen unverzichtbaren Bestand in jeder Kinderbücherei dar und werden darum hier mitbehandelt. Relativ neu am Markt sind Kinderausgaben von Tages- oder Wochenzeitungen, die einen Mix aus aktuellen Nachrichten und Reportagen, für die Zielgruppe aufbereitet, sowie Spiele, Rätsel, Medientipps und Preisausschreiben bieten, z. B. „ZEIT Leo – Das Magazin für Kinder“.

 

Online-Zeitschriften und E-Papers

Online-Zeitschriften oder E-Zines sind Zeitschriften im Internet. Zumeist handelt es sich um interaktive Ergänzungen zu Printmedien, z. B. „Geolino online“ oder „Kiku“, die Online-Kinderseite der Tageszeitung „Kurier“. Selbstständige Online-Zeitschriften für Kinder sind selten. Unter E-Papers versteht man virtuelle Ausgaben von Printmedien in Volltextversion, die als PDF-Datei heruntergeladen werden können. E-Papers für Kinder und Jugendliche sind z. B. „Mein Spiegel“ (Kinderversion des „Spiegel“) oder „Die kunterbunte Kinderzeitung“. Sowohl Online-Zeitschriften als auch E-Papers bedingen einen Internetzugang und im Idealfall ein mobiles Endgerät wie Smartphone oder E-Book-Reader. Dadurch ist das Lesen unabhängig vom PC möglich.

Zeitschriften sind ein fixer Bestandteil von Kinder- und Jugendbibliotheken. Ergänzt werden diese durch periodische erscheinenden Comichefte, Kinderausgaben von Tages- oder Wochenzeitungen oder aber, vor allem seit einigen Jahren, Online-Zeitschriften und E-Papers. 

AutorIn: 
Viktoria Zwicker

Konkrete Richtzahlen zum Umfang der Zeitschriftenbestände in einer Öffentlichen Bibliothek gibt es nicht. Konrad Umlauf nennt etwa 20 Prozent des Ankaufsbudgets; auf den Kinder- und Jugendbereich umgelegt wären dies 6 bis 7 Prozent.

 

Die Investition in einen relevanten Kinder- und Jugendzeitschriftenbestand lohnt sich auf jeden Fall, werden Zeitschriften doch auf vielfältige Art genutzt. Man liest sie vielfach vor Ort und sie sind ein Anreiz für Kinder und Jugendliche, die ansonsten für das Bücherlesen eher weniger übrig haben. Seriöse Titel wie „Geolino“, „National Geographic World“ und diverse andere Schülermagazine bieten zudem eine Fülle von Sachinformation. Da es keine Registerbände gibt, obliegt es den BibliothekarInnen, die wichtigsten Themen eines Heftes recherchierbar zu machen, z. B. indem man sie in der Annotation anführt.

 

Präsenzbibliothek oder Zeitschriften zum Ausleihen?

Die Hauptbücherei in Wien hat sich entschlossen, ihren Kinder- und Jugendzeitschriftenbestand ausleihbar zu machen. Gerade bei den Kinderzeitschriften mit ihren Spiel- und Bastelanleitungen sollten die LeserInnen die Möglichkeit haben, sie mit nach Hause zu nehmen. Ob der nicht unbeträchtliche Arbeitsaufwand leistbar ist, wird jede Bücherei individuell entscheiden müssen. Bei Zeitschriften, die man über längere Zeit im Bestand behalten kann, weil sie nicht veralten (z. B. Comiczeitschriften), lohnt es, sie zu folieren. Alle anderen sollte man am Rücken verstärken, indem man sie zusätzlich mit der Heftmaschine zusammenklammert und darüber einen breiten Folienstreifen über dem ganzen Rücken anbringt. Die vielen Zeitschriften beigelegten Gimmicks oder Poster lassen sich gut für diverse Gewinnspiele verwenden.

 

Wöchentlich erscheinende Zeitschriften mit Schwerpunkt auf Tagesaktualität (z. B. „Bravo“, „Bravo Sport“) sollten halbjährlich ausgeschieden werden, monatlich erscheinende jährlich, sofern sie ein Jahr Ausleihbetrieb überstehen. Die Präsentation in der Nähe von Sitzgelegenheiten ist optimal, da Zeitschriften gerne gleich in der Bücherei gelesen werden.

 

Wie informiert man sich über Kinderzeitschriften?

Aktuelle Informationen (Erscheinungsart, Preis, Inhalt) über Kinder- und Jugendzeitschriften findet man auf den Homepages der Verlage, die bedeutendsten sind Egmont Ehapa Verlag GmbH (Comics), Panini Verlag GmbH, Gruner + Jahr AG & Co KG, Family Media GmbH usw. Wichtige Hinweise für den Bestandsaufbau liefert auch das Institut für angewandte Kindermedienforschung. Und falls man sich die Zeitschriften im Original anschauen möchte, bieten große Bahnhofsbuchhandlungen hierfür eine hervorragende Gelegenheit, sie sind meistens sehr gut sortiert.

 

Einen Grundbestand an Kinder- und Jugendzeitschriften sollten sich nach Möglichkeit auch kleinere Bibliotheken leisten. Dieser könnte eine Vorschulzeitschrift, eine Comiczeitschrift, eine Computerzeitschrift, eine Naturzeitschrift und eine englischsprachige Zeitschrift umfassen.

 

Kiosk- und Abonnementzeitschriften

Für Büchereien sind Kiosk- und Abonnementzeitschriften relevant, die man nach Inhalt bzw. Zielgruppe unterscheiden kann. Darunter fallen:

  • Vorschulzeitschriften (Z.JD, Z.JS): z. B. „Philipp“, „Bussi Bär“, „Benjamin Blümchen“, „Bibi Blocksberg“, „Gecko“
  • Comiczeitschriften (Z.JD.C): z. B. „Micky Maus“, „Simpsons“
  • Stars, Stories, Lifestyle (Z.JV): z. B. „Bravo“
  • Mädchenzeitschriften (Z.JV): z. B. „Bravo Girl“, „Mädchen“
  • Natur- und Umweltzeitschriften (Z.JN.V bzw. Z.JV): z. B. „Tiere, Freunde fürs Leben“, „Geolino“, „National Geographic World“, „Tu was“, „Löwenzahn“, „Tierfreund“
  • Pferdezeitschriften (Z.JN.TS): z. B. „Lissy“, „Wendy“
  • Sportzeitschriften (Z.JS.S): z. B. „Bravo Sport“
  • Englischsprachige Zeitschriften (Z.JF.E): z. B. „Spot on“, „O!Kay!“
  • Schülermagazine (Z.JV): z. B. „Treff“, „Stafette“, „X-Mag“
  • Kinderausgaben von Tageszeitungen (Z.JV.O) z. B. „ZEIT Leo – Das Magazin für Kinder“, „Kleine Kinderzeitung“, „Die Presse“ – Kinderzeitung

Kinder- und Jugendzeitschriften lassen sich auf vielfältige Art nutzen und sprechen vor allem auch „WenigleserInnen“ an. Ein relevanter Bestand sollte daher eine Selbstverständlichkeit in jeder Öffentlichen Bibliothek darstellen.

AutorIn: 
Viktoria Zwicker

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