E-Medien für Kinder und Jugendliche

Lesestoff für Kinder und Jugendliche bereitzustellen, zählt zu den wichtigsten Aufgaben Öffentlicher Bibliotheken. Der Buchmarkt für diese Zielgruppe boomt nach wie vor. Um auch in Zukunft die Bedürfnisse der jüngsten LeserInnen decken zu können, sind die Verlage gefordert, zusätzlich zu haptischen Büchern digitale Versionen zu produzieren.

AutorIn: 
Katharina Marie Bergmayr


Doch die letzten Nachrichten, die in Bezug auf E-Books bzw. E-Book-Reader durch die Medien gingen, sprachen davon, dass der Verkauf von E-Book-Readern möglicherweise bereits seinen Peak erreicht hat. 2012 sind die Verkäufe von E-Book-Readern markant zurückgegangen und werden es wohl auch weiter tun. Eine Studie der Marktforscher von IHS iSuppli gab bekannt, dass 2012 weltweit „nur“ 14,9 Mio. E-Book-Reader über die Ladentische gewandert sind – 2011, das verkaufsstärkste Jahr bisher, waren es noch 23,2 Mio. Stück. Damit gingen die Verkäufe um satte 36 Prozent zurück. Die Marktforscher erwarten für 2016 sogar einen Rückgang von zwei Dritteln gegenüber 2011. (1)

 

E-Books und Apps

Das bedeutet allerdings nicht, dass E-Books wieder uninteressanter geworden sind bzw. werden. Denn im Gegensatz zu den E-Book-Readern, die – bis dato zumindest – nur für das Lesen ausgerichtet sind, steigt der Verkauf von Tablets rasant an. Diese können schließlich in vielfacher Art genutzt werden. 2012 wurden ca. 120 Mio. Tablets diverser Hersteller verkauft. Einige Kinder- und Jugendbuchverlage produzieren daher nicht nur E-Books, sondern auch Apps, die eine interaktive Auseinandersetzung mit den Büchern erlauben. Ob Kinder ihren „Lesestoff“ als gedrucktes Buch, als E-Book und/oder via App konsumieren, hängt mit Sicherheit stark von den Eltern ab. Wenn diese offen für E-Books sind, werden auch ihre Kinder keine Berührungsängste haben. Sie haben allerdings eine erhöhte Verantwortung für den Lesestoffkonsum ihrer Kinder: Sie müssen herausfinden, welche Apps sich eignen. Bisher waren es wir Bibliothekare und Bibliothekarinnen, die die Eltern beraten haben, welche Bücher für ihren Nachwuchs empfehlenswert sind. Doch in Bezug auf Apps gibt es große Wissenslücken in unserer Berufsgruppe. Schulungen zu diesem Thema fehlen bisher in unserem Fortbildungsangebot. Eine verstärkte Auseinandersetzung mit digitalen Angeboten ist einmal mehr Voraussetzung, um eine unserer ureigenen Aufgaben kompetent erfüllen zu können. Schließlich hat die aktuelle Studie „Digitale Angebote – neue Anreize für das Vorlesen?“, durchgeführt von der ZEIT, der Deutschen Bahn und der Stiftung Lesen, gezeigt, dass Kinderbuch-Apps wesentlich zur Leseforderung beitragen können. Doch trotz dieser Entwicklungen muss sich das klassische bzw. herkömmliche Bilderbuch (noch) nicht fürchten. Es wird nicht ersetzt, sondern mit E-Book-Ausgaben und Apps ergänzt.

 

E-Medien in Öffentlichen Bibliotheken

Zahlreiche Öffentliche Bibliotheken stellen E-Medien als Ergänzung ihrer haptischen Bestände zur Verfügung. Im deutschsprachigen Raum wird dies mithilfe zweier unterschiedlicher Anbieter bewerkstelligt: DiViBib GmbH oder Ciando GmbH. Beide Firmen bieten ihren Kundenbibliotheken neben E-Book-Lizenzen für erwachsenes Publikum auch Kinder- und Jugend-E-Book-Lizenzen zum Ankauf an. (2)

 

Schließlich steigt die Nachfrage: Die Büchereien Wien bieten seit Herbst 2010 über den Anbieter DiViBib E-Medien an. Zwar ist der Anteil der Downloads aus der Kategorie Kinder- und Jugendliteratur im Vergleich zu den E-Books für Erwachsene gering, doch die Entlehnungen wachsen kontinuierlich. Wurde ein Kinder-E-Book 2011 durchschnittlich 4,3-mal heruntergeladen, geschah dies 2012 bereits 6,1-mal. Eine Steigerung von etwa 42 Prozent spricht für sich. Ein (sogar geringfügig höherer) Zuwachs der Downloads kann auch beim Jugendbuch verzeichnet werden. Es werden allerdings wohl auch viele Erwachsene E-Books für Jugendliche konsumieren – der Konsum von E-Books für Kinder wird sich bei Erwachsenen hingegen eher gering halten. Sowohl im Kinder- als auch im Jugendbuchbereich werden am liebsten fantastische E-Books heruntergeladen. Von den Kinder-E-Books wurde Welshs „Das Vamperl“ am häufigsten entlehnt (46-mal) – bei den E-Books für Jugendliche rangiert Blazons „Ascheherz“ mit 71 Downloads an erster Stelle. Sachbücher werden als E-Book noch relativ selten entlehnt. Am ehesten finden hier noch jene, die für die Schule benötigt werden können (z. B. Lektürehilfen), Anklang.

 

Dass elektronische Bücher von Kindern und Jugendlichen (in Deutschland) im Vergleich zu Erwachsenen noch wenig gelesen werden, zeigt auch die aktuelle JIM-Studie: Innerhalb der Mediennutzung sind Internet, Fernsehen und Handy die wichtigsten Medienarten bei den 12- bis 19-Jahrigen. 41 Prozent der Befragten lesen aber auch täglich oder mehrmals die Woche. E-Books werden bisher noch kaum konsumiert. Nur 3 Prozent der Mädchen und 2 Prozent der Buben gaben an, regelmäßig E-Books zu lesen. Nach einem größeren Zeitraum befragt, sind es aber immerhin 13 Prozent, die zumindest selten elektronische Bücher lesen.

 

Eine Studie aus den USA zeigt ein anderes Bild. 2011 untersuchte das Joan Ganz Cooney Center das Leseverhalten von Kindern zwischen drei und sechs Jahren aus 24 Familien anhand einer kleinen „QuickStudy“. Die Kinder bevorzugten eindeutig das Lesen elektronischer Bücher. Die USA (und Asien) spielen aber, was digitale Entwicklungen betrifft, eine absolute Vorreiterrolle. Hierzulande dauert die Durchdringung des Marktes zwar noch (und auch die „Annahme“ durch die Leserinnen und Leser unabhängig vom Alter), aber Bibliotheken müssen sich trotzdem für die Zukunft wappnen.

 

Möglichkeiten, E-Books auch in der „haptischen“ Bibliothek sichtbar zu machen, gibt es zahlreiche: Man kann z. B. Plastikaufsteller an Theken positionieren, Platzhalter direkt in den Regalen aufstellen oder auf den gedruckten Büchern Aufkleber anbringen, die darauf hinweisen, dass das Buch auch als E-Book zum Download angeboten wird.

 

Anmerkungen:

(1) Ob allerdings die Verkäufe des E-Book-Readers Kindle Paperwhite – eines der meistverkauften Geräte in diesem Segment – in die Studie mit einberechnet wurden, ist unklar.

(2) DiViBib bietet zusätzlich auch E-Audios und E-Papers sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche an.

 

 

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