Im Frühjahr bringt der Büchereiverband Österreichs mit der Leseakademie Workshops und Vorträge zu aktuellen Themen der Literaturvermittlung und Leseanimation in alle Bundesländer. Die Kursreihe unterstützt die Arbeit der Bibliothekarinnen und Bibliothekare mit dem jährlich wechselnden Angebot und kompetenten Referierenden. Sie bietet Raum für Erfahrungsaustausch und bringt Inspiration und Anregung in die Bibliothek!

 

2017 finden folgende Veranstaltungen statt:

 

XXS–XS: Bilder ohne Worte

Menschen interessieren sich für Menschen. Nicht ohne Grund boomen daher Biografien, Autobiografien oder Tagebücher in öffentlichen Bibliotheken: Reihe für Reihe füllen sie die Regale und werden beständig ausgeliehen. Lebensschicksale berühren einfach. Vor allem die Erinnerungen von Prominenten erweisen sich dabei als besonders zugkräftig. Sie ermöglichen den fesselnden Blick hinter die Kulissen des öffentlichen Lebens und liefern bewegende Einblicke in private Erlebnisse.

 

Buchpräsentationen

Bekannte SportlerInnen, PolitikerInnen oder SchauspielerInnen zu treffen, birgt noch einen zusätzlichen Reiz. Viele Menschen sind begeistert, wenn berühmte Personen aus ihrem Leben erzählen. Mit Buchpräsentationen, Lesungen und Diskussionsrunden machen öffentliche Bibliotheken solche Begegnungen immer wieder möglich.

 

ZeitzeugInnen im Gespräch

Von den Höhe- und Tiefpunkten eines anderen Lebens zu erfahren, geht dabei nahe. Oft genug verändert sich auch die eigene Sichtweise. In besonderem Maße erlebt man das bei Menschen, die von ihren Erfahrungen im historischen Kontext berichten. Wie war das „damals“ wirklich – im Nationalsozialismus oder in den Aufbaujahren? In Diskussionsrunden oder bei Erinnerungsveranstaltungen lassen ZeitzeugInnen nicht nur die Vergangenheit wieder aufleben, sondern warnen auch vor schwerwiegenden Fehlern. Damit sich eine Katastrophe, wie beispielsweise die des Zweiten Weltkrieges, nicht mehr wiederholt, muss man davon erzählen. Geschichte darf nicht vergessen werden. Geschichten unterstützen dabei.

 

Living Library

Die sogenannte „Living Library“ ist ebenfalls ein interessantes Veranstaltungskonzept rund um das biografische Erzählen. Öffentliche Bibliotheken präsentieren sich hier mit einer ganz besonderen Serviceleistung: LeserInnen leihen sich nicht Medien, sondern ­– vor Ort und für eine kurze Zeit ­– Menschen aus, die aus ihrem Leben erzählen. Diese „lebenden Bücher“ gehören oft Minderheiten an, mit denen man im Alltag kaum Kontakt hat. So kommt man mit Flüchtlingen ebenso ins Gespräch wie mit Behinderten oder anderen Randgruppen. Doch auch die Lebensgeschichten eines Imkers, einer Geigenbauerin oder eines Naturwissenschaftlers bieten sich als spannende „Lektüren“ an. Eines ist jedenfalls klar: Nach einer solche Begegnung haben Vorurteile ein schweres Spiel.

 

Erzählcafés

„Erzähl mir aus deinem Leben!“ Unter diesem Motto stehen wiederum Erzählcafés, in denen sich Menschen über ihre Erinnerungen austauschen. Gezielte Fragen liefern den Stoff für Geschichten: Wie wurde früher gewaschen oder gekocht? Welche Spiele spielte man als Kind? Waren geschichtliche Ereignisse für das eigene Erleben prägend? Auch Fotos, Werbeplakate oder technische Geräte – wie alte Schreibmaschinen und Telefone – schaffen die Verbindung zu längst vergangenen Zeiten und offenbaren Ressourcen für die Zukunft. Dass das gemeinsame Erinnern Vergnügen bereitet, zeigt sich dabei immer wieder. Zugleich ergeben sich spannende Begegnungen, mitunter auch zwischen den Generationen. Regelmäßige Erzählcafés in der Bibliothek bereichern damit nicht nur die TeilnehmerInnen, sondern setzen auch Anker im steten Fluss der Zeit.

 

Schreibseminare und Ausstellungen

Sich Biografien – eigenen wie fremden ­­– schreibend zu nähern, ist ebenfalls eine intensive Erfahrung. Immer wieder liefern AutorInnen oder BiografInnen in Workshops spielerische Ideen, wie man seine eigene Geschichte oder die seiner Vorfahren niederschreibt. Wie sammelt man Erinnerungen? Wie findet man den roten Faden im Leben? Und wie recherchiert man historische Ereignisse? Fragen wie diese lassen sich besonders leicht in Bibliotheken beantworten. Ihr reiches Medienangebot machen sie nicht nur zu ausgezeichneten Lesestätten, sondern auch zu idealen Schreiborten. Biografien können aber auch wunderbar in Bildern präsentiert werden. Eine Fotoausstellung mit Porträts interessanter Persönlichkeiten aus dem Dorf gibt beispielsweise nicht nur anregende Einblicke in das Leben anderer Menschen, sondern kann auch zu eigener Kreativität inspirieren.

Biografien sind interessant – egal, ob es sich um erfundene oder tatsächlich erlebte Lebensgeschichten handelt. Und welche Orte eignen sich mehr dazu, diesen Geschichten lesend, erzählend oder schreibend auf die Spur zu kommen, als Bibliotheken?

 

Links:

Biografien liegen im Trend. Öffentliche Bibliotheken bieten spannenden Lesestoff und schaffen zugleich faszinierende Zugänge zu „ganz normalen“ Lebensgeschichten – in Erzählcafés,  bei Zeitzeugengesprächen oder über die Begegnung mit „lebenden Büchern“.

AutorIn: 
Silke Rabus

Illustrator und Kinderbuchautor Wolf Erlbruch erhält als erster Deutscher den diesjährigen Astrid Lindgren Memorial Award (ALMA).

 

Wolf Erlbruch, 1948 im Wuppertal geboren, hat für seine Arbeit schon zahlreiche Preise erhalten, unter anderem den Hans Christian Andersen Preis (2006) und den Gutenbergpreis der Stadt Leipzig für sein Gesamtwerk (2003). Zu seinen Werken zählen „Der Adler, der nicht fliegen wollte“, die Schöpfungsgeschichte „Am Anfang“ und die Geschichte „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“.

 

Die aktuelle Ausgabe der Büchereiperspektiven widmet sich dem Thema „Lesen als Chance. Internationale Leseförderungsprojekte“ und stellt Initiativen aus aller Welt vor – von mobilen Büchereien in Nicaragua und Frankreich über Projekte in Südafrika, bis zu Aktionen in Deutschland und Palästina.

 

Der Alpha Literaturpreis, um junge österreichische Literatur zu fördern, wird seit 2010 von den Büchereien Wien in Kooperation mit den Casinos Austria verliehen. Bis zum 28. April können Autorinnen und Autoren ihre Werke einreichen.

 

Sebastian Fasthuber, Jg. 1977, lebt und arbeitet in Wels und Wien, ist Literatur- und Musikkritiker und schreibt auch über kulinarische Themen. 1999 erschien sein erster Text im „Falter“ (über Rainald Goetz). Er studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Germanistik und promovierte 2002 mit einer Arbeit über die Rezeption von Thomas Pynchon. Moderation zahlreicher Lesungen und Buchpräsentationen. Jahrelange DJ-Tätigkeit, die ihn von Underground-Lokalen bis zu Hochzeitsgesellschaften führte.

NEWSLETTER 04/2017

Der Newsletter „Wir lesen!“ erscheint monatlich und enthält News, Hintergrundberichte, Videos und Fortbildungsangebote rund ums Lesen. Nachzulesen sind außerdem praxisnahe Ideen für die Literaturvermittlung.

 

Bereits 2013 ist die damalige „Vollzugsdirektion des Bundesministeriums für Justiz (BMJ)“ in Wahrnehmung ihrer Gesamtverantwortung für die Einrichtungen des Strafvollzugs in Österreich an uns mit dem Wunsch nach Unterstützung bei einer systematischen Aufwertung und teilweisen Neuausrichtung der Anstaltsbibliotheken in den 27 Justizanstalten Österreichs herangetreten.

 

Ab dem Jahr 2014 wurde dann mit der Umsetzung einer Reihe von gemeinsam geplanten Projekten begonnen, deren wichtigste sind:

  • Durchführung von Bestandsrevisionen in allen Anstaltsbibliotheken
  • Maßnahmenpaket zur Aufwertung des deutschsprachigen Medienangebotes
  • Maßnahmenpaket zur Erhöhung von Sicherheitsaspekten beim fremdsprachigen Medienangebot
  • Moderne Bibliotheksverwaltungsprogramme für alle Anstaltsbibliotheken
  • Testphase: E-Book-Reader in Anstaltsbibliotheken

 

Durchführung von Bestandsrevisionen in allen Anstaltsbibliotheken

Bereits 2014 haben wir in allen 27 Anstaltsbibliotheken umfangreiche Bestandsrevisionen durchgeführt, mit dem Ziel vor allem veraltete oder nicht angemessene Titel aus den deutschsprachigen Beständen zur Ausscheidung vorzuschlagen. Insgesamt wurden von uns mehr als 180.000 Bücher durchforstet und dabei mehr als 30.000 Titel nach zuvor gemeinsam festgelegten Kriterien ausgemustert.

 

Maßnahmenpaket zur Attraktivierung des deutschsprachigen Medienangebotes

Gleichzeitig war geplant, den meist als schmerzhaft empfundenen Abgang durch gezielte Neuzugänge in besonders stark nachgefragten Bestandsbereichen zu ersetzen. Durch die kontinuierliche Zuteilung von Buchpaketen aus den Bereichen Bestseller Belletristik und Sachbuch/Ratgeberliteratur konnte damit eine gewisse Bestandsauffrischung erreicht werden. Als Basisinformation für Medienankaufsentscheidungen durch die Verantwortlichen der jeweiligen Einrichtung stellen wir diesen mittlerweile auch zwei Mal jährlich einen speziellen Newsletter mit Medienempfehlungen zur Verfügung.

 

Maßnahmenpaket zur Erhöhung von Sicherheitsaspekten beim fremdsprachigen Medienangebot

Fremdsprachige Medienangebote haben in den Anstaltsbibliotheken einen hohen Stellenwert. Gleichzeitig stellt ihr Aufbau und ihre Pflege die Verantwortlichen, wenn diese  auf sich allein gestellt sind, vor fast unlösbare Probleme. Mittlerweile konnten vor allem bei fremdsprachigen Druckwerken, die nicht in lateinischer Schrift abgefasst sind, die oftmals durch Schenkung entstandenen Altbestände durch die Bereitstellung „qualitätsgesicherter“ Buchpakete abgelöst werden.

 

Moderne Bibliotheksverwaltungsprogramme für alle Anstaltsbibliotheken

2016 wurde auch mit der Ablöse der Vielzahl an vorhandenen, aber in vielen Fällen leider auch veralteten oder auf nicht mehr wartbaren Eigenentwicklungen basierender IT-Lösungen zur Verwaltung der Medienbestände und der Abwicklung der Entlehnvorgänge begonnen. Dazu konnte jede sich Anstaltsbücherei für eines von zwei angebotenen Bibliotheksverwaltungsprogrammen frei entscheiden:

WinLib, eine Eigenentwicklung der Justizanstalt Wien Simmering und Littera, ein bewährtes Programm gerade auch für kleinere Einrichtungen.

 

Testphase: E-Book-Reader in Anstaltsbibliotheken

2016 wurden im Rahmen eines Pilotprojekts auch erste Erfahrungen mit dem Verleih von thematisch bespielten e-Book-Readern durch die Anstaltsbüchereien gesammelt. Dazu wurden drei ausgewählten Justizanstalten jeweils vier e-Book-Reader für die Dauer von sechs Monaten für den Verleih an Insassen zur Verfügung gestellt. Die Lesegeräte sind den Sicherheitsnotwendigkeiten entsprechend (z.B. kein WLAN-Zugang damit möglich), ausgewählt und mit jeweils ca. 50 Buchtiteln aus den Bereichen Literatur, Krimi, Sachbuch, Fremdsprachen bespielt worden. Die Testphase hat sehr positive Ergebnisse erbracht, sodass man davon ausgehen kann, dass der Bereich der E-Medien in Zukunft wahrscheinlich eine größere Bedeutung in den Anstaltsbibliotheken haben wird.

 

Die vielfältigen und teils ungewohnten Anforderungen an das Büchereiservice des ÖGB waren in den letzten Jahren manchmal eine ziemliche Herausforderung für uns. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb werden wir auch weiterhin in der Kooperation mit der heutigen „Generaldirektion für den Strafvollzug“ im BMJ all unsere Kraft gerne dafür einsetzen, dass das Lesen hinter Gittern attraktiv bleibt und damit einen Beitrag zu einem modernen und humanen Strafvollzug leistet.

 

Die Verpflichtung zur Einrichtung und Führung von Bibliotheken in den Justizanstalten ist im Österreichischen Strafvollzugsgesetz festgeschrieben. Lesen hinter Gittern soll damit allen Insassinnen und Insassen ermöglicht werden. Das Büchereiservice des ÖGB ist Dienstleister für Bibliotheken in Österreichs Justizanstalten.

AutorIn: 
Gerald Wödl

Der Büchereiverband Österreichs unterstützt den Hauptverband des Österreichischen Buchhandels anlässlich des Welttags des Buches 2017. Der HVB bietet ein Materialienpaket für Bibliotheken an. 

 

Unter dem Titel „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ hat in diesem Jahr Brigitte Sinhuber-Harenberg die Anthologie zum Welttag des Buches am 23. April zusammengestellt.

 

Das Anthologie-Paket zum Welttag des Buches enthält:

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