Robert Prosser, geboren 1983 in Alpbach/Tirol, lebt dort und in Wien. Aufenthalte in Asien, in der arabischen Welt und in England. Österreichischer Kurator von „Babelsprech“ zur Förderung junger deutschsprachiger Dichtung. Veröffentlichte zuletzt den Roman „Geister und Tattoos“ (Klever, 2013), sowie als Mitherausgeber „Lyrik von Jetzt 3“ (Wallstein, 2015). Im September 2017 erscheint bei Ullstein fünf der Roman „Phantome“. Unter anderen mit dem Land-Niederösterreich-Literaturpreis und dem Publikumspreis Wartholz 2016 ausgezeichnet.

Katharina Pree: Hat das Buch wirklich ausgedient bei Jugendlichen?

Sissi Kaiser: Das wichtigste Medium ist nach wie vor das Fernsehen, allerdings erobert das Internet immer häufiger die Kinderzimmer – auch über Tablet und Smartphone. Die liebste Aktivität im Netz ist ganz klar YouTube. Smartphones und Handys sind weiterhin auf dem Vormarsch. Zu den Verlierern werden immer wieder vor allem Bücher gezählt. Im Jahr 2016 zählen mit 38 Prozent zwei von fünf deutschen Jugendlichen zu den regelmäßigen Leserinnen und Lesern gedruckter Bücher. Das legt die These nahe, dass Bücher in der Phase des Erwachsenwerdens einen besonderen Stellenwert innehaben, dass sie auch in Zukunft nicht aus dem Mediennutzungsrepertoire der Jugendlichen verschwinden werden.

 

Katharina Pree: Kannst du uns ein paar Zahlen über die Handynutzung von Kinder und Jugendlichen nennen?

Sissi Kaiser: Schon fast jedes vierte Kind im Alter zwischen sechs und zehn Jahren besitzt ein eigenes Mobiltelefon, bei den Drei- bis Fünfjährigen sind es 14 Prozent . Mit 97 Prozent besitzt praktisch jede/r Zwölf- bis 19-Jährige ein eigenes Mobiltelefon. Im Hinblick auf die tägliche Nutzung steht das Handy mit 92 Prozent klar an erster Stelle bei Jugendlichen, dicht gefolgt vom Internet (unabhängig vom Verbreitungsweg) mit 87 Prozent und Musik hören (82 Prozent).

 

Katharina Pree: Du bist Filmemacherin und machst mit Mädchen und Buben Videoprojekte. Was motiviert dich zu dieser Art von Arbeit?

Sissi Kaiser: Es macht mir einen riesen Spaß! Kinder und Jugendliche haben spannende, manchmal ganz neue Sichtweisen und einfache Lösungsmöglichkeiten. In meiner Arbeit geht es mir um das „Fragen-Stellen-Dürfen“, Bilder und Ausschnitte einer Realität, die uns medial gezeigt werden, zu prüfen und mit den eigenen Erfahrungen abzugleichen, zu hinterfragen. Filme selber zu produzieren ist ein Garant, etwas bewusst wahrzunehmen, eröffnet neue Sichtweisen, Vertrautes einmal mit anderen Augen zu betrachten, lässt spielerisch Rollen einnehmen, trainiert die eigene Kompetenz und viele der sogenannte „Soft-Skills“, fördert soziale und kulturelle Sensibilisierung, beleuchtet neben der kognitiven auch die emotionale Seite, erhöht zielgerichtetes Arbeiten und das mit hohem Selbststeuerungsanteil und dem durch alle Altersgruppen gehende Erfolgserlebnis, etwas geschafft zu haben.

 

Katharina Pree: Du bist Erfinderin der sogenannten FAME-Workshops. Was kann man sich darunter vorstellen?

Sissi Kaiser: „FAME * Filmen Als Methode” fördert die Bildlesekompetenz und Nutzung der Alltagssprache Video und entlarvt Medienprodukte und Manipulationen in Film und Fernsehen, Prozesse und eingesetzte Mittel der Bedeutungsbilder werden durchschaut, genau hinschauen gefördert. Das Buch wird von allen Altersgruppen als Symbol des Wissens gesehen, Kino als kollektiver Erfahrungsraum erlebt. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie umfangreich die Erstellung ist und erhöht den Respekt vor der Arbeit von „Geschichtenerzählerinnen und -erzählern“.

 

Katharina Pree: Kann deiner Meinung nach die Nutzung neuer Medien die Lesekompetenz von Jugendlichen fördern?

Sissi Kaiser: Medien stellen heute unverzichtbare Arbeits- und Denkwerkzeuge für das Lehren und Lernen dar. Unter diesem Gesichtspunkt bedeutet kompetente Mediennutzung eine Erweiterung der Alphabetisierung und verschmilzt mit den klassischen Techniken Lesen, Schreiben und Rechnen. Schreiben und Lesen werden heute intensiv mit dem Handy praktiziert und geübt, wenn auch nicht gerade im Stil eines Schulaufsatzes oder einer schulischen Lektüre. Jedoch lassen sich viele wichtige Aspekte mit dem Handy verbinden, zum Beispiel Handy-Gedichte schreiben oder Handyromane produzieren. Wer selber entwerfen kann, kann besser nachvollziehen, wie Botschaften, Bilder und Geschichten aufgebaut sind, und Erfahrungen in die weitere Mediennutzung integrieren.

 

Katharina Pree: Was verbindet das Buch mit dem Film?

Sissi Kaiser: Beide erzählen eine Geschichte. Sowohl der Film als auch das Buch nutzt das Medium Sprache. Beim Lesen entstehen die Bilder in der Fantasie der Lesenden. Im Film wird das geschrieben Wort erweitert um Bildsprache, Tonsprache, Komposition. Das alles passiert nicht willkürlich, sondern wohl überlegt. Die Entscheidung, mit welchen Bildern man die Geschichte erzählt, setzt voraus, sie gelesen zu haben und gut zu kennen – man muss sich intensiv mit dem Text vertraut machen. 

Das Medium Film ist bei Jugendlichen sehr beliebt und das Smartphone aus ihrer alltäglichen Mediennutzung nicht wegzudenken. Wie der Self-Made-Trend rund um Videos die Lesekompetenz fördern kann, erklärt Filmemacherin, multimediale Kunsttherapeutin und Autorin Sissi Kaiser im Interview.

AutorIn: 
Katharina Pree

Zum 17. Mal wird dieses Jahr der DIXI Kinderliteraturpreis zur Förderung junger Talente in der Kinder- und Jugendliteratur ausgeschrieben. Der Preis wird seit 2001 vom Institut für Jugendliteratur und der Firma Instantina vergeben und ist einer der wichtigsten Preise zur Förderung junger Talente in der Kinder- und Jugendliteratur.

 

Das bekannte Literaturfestival im nördlichen Waldviertel findet nach zehn Ausgaben im Spätherbst heuer bereits im Frühling statt. Am 17. und 18. März freut sich Heidenreichstein über einen besonderen Ehrengast. Swetlana Alexijewitsch, die 2015 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, wird mit ihren Werken im Zentrum des Festivals stehen.

 

NEWSLETTER 03/2017

Der Newsletter "Wir lesen!" erscheint monatlich und enthält News, Hintergrundberichte, Videos und Fortbildungsangebote rund ums Lesen. Nachzulesen sind außerdem praxisnahe Ideen für die Literaturvermittlung.

 

Die Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse stehen fest. Der Preis wird in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung vergeben.

 

Die Jury wählte aus 365 Titeln aus 106 Verlage 15 FinalistInnen aus. Der Leipziger Buchpreis ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert. Die PreisträgerInnen werden am 23. März zu Beginn der Leipziger Buchmesse gekürt.

 

Shared Reading ist neues Konzept aus Liverpool, bei dem gemeinsam in Gruppen von bis zu 12 Personen laut gelesen wird. Ein ausgebildeter Facilitator (Moderator) leitet die Gruppe und wählt die Texte aus. Das können Gedichte, Kurzgeschichten aber auch Romane sein. Die Treffen sind informell und benötigen keine Vorbereitung.

 

Die Rauriser Literaturpreise 2017 wurden vergeben. Der mit 8.000.- Euro dotierte vom Land Salzburg vergebene Hauptpreis geht an Senthuran Varatharajah für seinen Roman „Vor der Zunahme der Zeichen“. Mercedes Spannagel erhält für ihren Text „Wie es klingt, wenn es quietscht“ zum Thema „Unter die Haut“ den Förderpreis, der vom Land Salzburg und der Marktgemeinde Rauris gestiftet wird und mit 4.000.- Euro dotiert ist.

 

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