Deutsche Zeichnerinnen und Zeichner haben das Projekt "Bildkorrektur - Bilder gegen Bürgerängste" ins Leben gerufen. Die Gruppe illustriert die Ängste deutscher BürgerInnen gegenüber Flüchtlingen und setzt sich für Aufklärung und mehr Wissen ein.

 

Das Projekt will mit Hilfe der Kunst unbegründete Ängste und Vorurteile aus dem Weg schaffen. Die rot-blauen Bildstrecken sind durch Fakten ergänzt. Die ersten Bilder zu den Top15-Ängste sind bereits online, weitere sollen laufend folgen. Teilen und Verbreiten ist ausdrücklich erwünscht.

Interkulturelle Kompetenz wird eine der wichtigsten Kompetenzen der Zukunft sein – eine Zukunft, die bereits begonnen hat. Bibliotheken und BibliothekarInnen können und sollen Wesentliches dazu beitragen und müssen ihre Rolle in puncto interkultureller Kompetenz als öffentliche, frei zugängliche Einrichtung wahrnehmen und ausbauen, um ihrem Auftrag als Bildungszentrum, Kulturzentrum, sozial-integratives Zentrum und Informationszentrum (gemäß dem BVÖ Leitbild) auf zeitgemäßer Ebene gerecht zu werden.

 

Bibliothek ist immer dort, wo Menschen sind. Darum gibt es auch zwischen Bibliotheken und Flüchtlingsheimen in Österreich rege Kontakte – so auch in Zirl in Tirol. Im Rahmen der Projektarbeit für den ehrenamtlichen Ausbildungskurs des BVÖ wurde erstmals aktiv eine Einladung zur Bibliotheksbesichtigung (bei Kaffee und Kuchen) für die HeimbewohnerInnen ausgesprochen, was 2015 wiederholt und sehr positiv angenommen wurde.

 

Bedarfsanalyse und Bestandsaufbau

Zu den Eckdaten: In der Flüchtlingsunterkunft Zirl leben zurzeit (2015) ca. 100 Personen aus 20 verschiedene Nationalitäten, Kulturen und noch mehr Sprachen. Als Hauptsprachen haben sich Arabisch, Dari-Farsi (Persisch) und an dritter Stelle Russisch herausgestellt. Es zeigte sich also, dass die türkische Literatur kaum genutzt wurde und hier reduziert werden konnte. Um dem ermittelten Bedarf zu entsprechen, wurde nun der Bibliotheksbestand sukzessive aufgestockt. Literatur in Dari ist vergleichsweise schwierig zu beschaffen. Arabisch kristallisierte sich als weiter verbreitete, gemeinsame Sprach bzw. Schrift heraus, welche in allen nordafrikanischen Ländern als auch im Vorderer Orient verstanden wird. So begann die Bibliothek Zirl mit dem Aufbau von arabischer Literatur für Erwachsene (FS.UA) und Kinder (JD und JD.F)[1]. Wichtig ist hierbei auch die Einbeziehung der Flüchtlingsunterkunft in beratender Funktion. Nach Abschluss der Neuankäufe ist es natürlich sinnvoll, dass eine Liste der neuen Medien auch an die Flüchtlinge ergeht.

 

Systematisieren nach ÖSÖB

Die in Österreichs öffentlichen Bibliotheken dominierende Systematik ist die „Österreichische Systematik für Öffentliche Bibliotheken“ (ÖSÖB), die seit 2004 in einer völlig überarbeiteten Form vorliegt. 2012 ist die korrigierte 2. Aufl. der ÖSÖB in 2 Bänden erschienen: Die Systematik ist ein wichtiges Mittel für die attraktive Bestandspräsentation und die gezielte thematische Bestandserschließung. Sie trägt dazu bei, den Benutzern von Bibliotheken den Zugang zu Information, Bildung und Kultur zu erleichtern.[2]

 

Grundlegendes zu Fremdsprachen und Systematik

In der praktischen Anwendung gibt es beim Systematisieren zwei Möglichkeiten: Entweder streng nach ÖSÖB vorzugehen oder  (als kleinere Bibliotheken mit geringem Fremdsprachenbestand), die Systematik zu kürzen und einfach zu halten. Zum Beispiel: FS.E (Englisch), FS.I (Italienisch), FS.F (Französisch), FS.S (Spanisch), FS.K (Kroatisch), FS.R (Russisch), FS.T (weitere europäische Sprachen, wie: Ungarisch…), FS.U (Außereuropäische Sprachen, wie Arabisch, Türkisch…). Der Vorteil einer straffen Systematik ist: Sie ist Buchrücken-freundlich und leicht lesbar. Das ist durchaus vertretbar und wird auch in der Praxis gemacht.

 

Allerdings bei einer Erweiterung durch zusätzliche Sprachen kommt es auf dieser Basis früher oder später zu Kollisionen. Zum Beispiel: Wenn für Polnisch die Systematik FS.P verwendet wird und Portugiesisch hinzu kommt (FS.P? Dasselbe wäre bei: FS.R für Russisch, wenn z.B. Rumänisch hinzu käme), wird klar, dass bei einer Erweiterung des fremdsprachlichen Literaturangebotes eine ÖSÖB-konforme Systematisierung, nämlich die hierarchische Herangehensweise unter Berücksichtigung der übergeordneten Sprachfamilie (romanisch, slawisch, skandinavisch etc.) im F-Bereich Sinn macht und zwingend wird, mit Ausnahme der englischen Literatur:

 

  • FS.E Englische Schriften
  • FS.G Schriften in alten Sprachen der klassischen Antike[3]
  • FS.K Schriften in skandinavischen Sprachen
  • FS.R Schriften in romanischen Sprachen
  • FS.S Schriften in slawischen Sprachen
  • FS.T Schriften in weiteren europäischen Sprachen
  • FS.U Schriften in außereuropäischen Sprachen

 

Nur so lässt sich das Problem nachhaltig lösen: Polnisch ist korrekterweise FS.SP und Portugiesisch FS.RP. Folglich: Italienisch FS.RI, Französisch FS.RF, Spanisch FS.RS, im Gegensatz dazu Russisch FS.SR, Serbisch FS.SS, Kroatisch FS.SK, Arabisch  FS.UA, Persisch FS.UP. Türkisch FS.UT usw. Afrikanische Sprachen (z.B. Somali): FS.UF. Ungarisch gehört zur Gruppe: Weitere europäische Sprachen (FS.T) etc. Die skandinavischen Sprachen sind hier nicht näher behandelt. Sie spielen in österreichischen Büchereien allgemein bedarfsmäßig eine eher geringe Rolle. Es spricht dennoch nichts dagegen, diese Sprachen unter FS.K zu subsummieren und anzubieten. Gegebenenfalls wird es notwendig, noch nicht vorhandene Systematiken im Bibliotheksverwaltungssystem (Littera etc.) neu anzulegen.

 

Untergliederungsmöglichkeiten und weitere fremdsprachenrelevante Systematiken

Als benutzungsfreundliche Untergliederung nach ÖSÖB sei abschließend die Möglichkeit der Unterscheidung in „Mehrsprachige Ausgabe“ und „Lesetexte zum Spracherwerb“ angeführt. Beispiel: Englisch (FS.EZ und FS.EE). Die Zielgruppe sind hier hauptsächlich Schulen und SchülerInnen (insbesondere wenn die Bibliothek gleichzeitig Schulbibliothek ist).

 

Deutsch als Fremdsprache betrifft den Sachbuchbereich Pädagogik:

  • PK.D: Deutsch lernen (z.B. Wörterbücher u.a. die bei Flüchtlingen beliebten Bildwörterbücher)
  • PK.DF: Deutsch als Fremdsprache-Lesetexte (z.B. Sprachkurs Deutsch für Araber)
  • TD.PK: Sprachkurse als Medienkombination (z.B. Sprachkurs Englisch TD.PK.E)
  • TD.FS: Hörbuch, fremdsprachig (z.B. englisch TD.FS.E)

 

Die Bibliothek von heute und morgen muss sich der Bedeutung und Möglichkeiten als öffentliche Einrichtung bewusst sein und im Umgang mit Migration und Multikulturalität einen Auftrag sehen. Bibliotheken können und sollen in dieser globalen Entwicklung voranschreiten und ihren Blick auf die Zukunft richten – und die ist mit Sicherheit multikulturell. Auch in der kleinen Tiroler Gemeinde Zirl. [4]

 

Dieser Beitrag nimmt Bezug auf ein Projekt, das im Rahmen eines Ausbildungskurses des BVÖ zur nebenberuflichen und ehrenamtlichen Bibliothekarin realisiert und 2015 im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang (OÖ) unter dem Titel „Interkulturelle Bibliothek Zirl“ vorgestellt wurde. Als Hauptziel wurde im Zuge des Projekts ein Erstbestand an arabischer Literatur aufgebaut und in weiterer Folge die gesamte Systematik im Bereich FS (Fremdsprachige Literatur) analysiert und überarbeitet.

 

Anmerkungen

[1] Kaufquellen der Bibliothek Zirl: Buchhandlung Tyrolia, Innsbruck, EKZ, Reutlingen/D. Anfängliche Bedenken, es könnte ohne Sprach- und Schriftkenntnisse ein Problem werden, arabisch-sprachige Literatur zu erwerben und zu erschließen, waren unbegründet, da es dafür eben die Fachverlage wie EKZ gibt, die die Auswahl erleichtern.

[3] Nicht relevant für öffentliche Büchereien, bestenfalls AHS-Schulbüchereien.

[4] Christine Federspiel-Heger: Interkulturelle Bibliothek Zirl, S. 12 (2015)

In Zeiten wachsender Migrationsbewegungen nach Europa sind alle Öffentlichen Bibliotheken mehr denn je gefordert, entsprechend konstruktiv auf das Phänomen Zuwanderung und Vielsprachigkeit zu reagieren. Die Bibliothek Zirl gibt Tipps zum mehrsprachigen Bestandsaufbau.

AutorIn: 
Christine Federspiel-Heger
Thema des Monats Teaser: 

In Zeiten wachsender Migrationsbewegungen nach Europa sind alle Öffentlichen Bibliotheken mehr denn je gefordert, entsprechend konstruktiv auf das Phänomen Zuwanderung und Vielsprachigkeit zu reagieren. Die Bibliothek Zirl gibt Tipps zum mehrsprachigen Bestandsaufbau.

Seien wir ehrlich, wir alle haben das gemacht: Mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen, wie die "Unendliche Geschichte" weitergeht. Im Kino geweint, weil die Titanic untergeht, und nach Filmende brauchten wir noch einen Moment, um zu realisieren, nicht wir sitzen in einem kleinen Rettungsboot auf dem Eismeer. Und dann gibt es diese Augenblicke, in denen man in der U-Bahn alle Blicke auf sich zieht, weil man sich etwas zu laut darüber freut, endlich das verflixte Super Mario Level geknackt zu haben.

 

All das sind Momente, in denen wir uns derart in einer Geschichte verlieren, dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. Dieser Effekt heißt Immersion, und insbesondere Game Developer, aber auch FilmemacherInnen und AutorInnen versuchen ihn absichtsvoll bei ihren RezipientInnen auszulösen. In den letzten Jahren wurde das Konzept der Immersion herangezogen, um die Begeisterung für eine Art des Geschichtenerzählens zu erklären, die unter dem Label "Transmedia Storytelling" bekannt wurde.

 

Henry Jenkins, einer der führenden Theoretiker auf diesem Gebiet, definierte Transmedia Storytelling als die Kunst, eine Geschichte über mehrere Medien hinweg zu verteilen.

 

Die Besonderheit am Transmedia Storytelling ist dabei, dass jedes eingesetzte Medium – ob Film, Buch, soziales Netzwerk, Webseite, Comic, Webvideo – gemäß seiner individuellen Eigenschaften genutzt wird und einen anderen Teil der Geschichte abbildet.

 

Die Elemente einer transmedialen Erzählung ergeben so ein größeres Ganzes als die Summe ihrer Teile: eine medienüberschreitende Storywelt, die dazu einlädt, darin einzutauchen. RezipientInnen können dabei oft sowohl mit den Inhalten als auch untereinander interagieren. Beispielsweise wenn fiktionale Figuren über Social Media in Kontakt zu ihnen treten, oder sie sich mit anderen über das Erlebte austauschen, vielleicht sogar versuchen, den Fortgang der Story zu beeinflussen. So entsteht eine Plattform für die Kreativität vieler, die beim Erkunden der fiktionalen Welt selbst zu ProduzentInnen werden können (1).

 

Transmedia oder Crossmedia?

Der Begriff Crossmedia - manchmal mit Transmedia gleichgesetzt - bedeutet dagegen das Verteilen ein- und desselben Inhalts auf mehrere Kanäle. Gute Beispiele für die Unterschiede von cross- und transmedial sind die Verwertungen von "Harry Potter" und "Matrix": Bevor die Filmrechte an der Harry-Potter-Reihe an Warner Bros. verkauft wurden, waren bereits einige der Romane erschienen. Die dazugehörigen Filme splitteten einige der Bände auf, doch prinzipiell waren die Inhalte von Film und Buch identisch: Es handelte sich um Adaptionen, also um Crossmedia.

 

Innerhalb des Matrix-Universums dagegen hatte das Publikum mit den neun Animationsfilmen „Animatrix“, dem Computerspiel „Enter the Matrix“ oder Comicveröffentlichungen, die diversen Nebenstorys folgten, die Möglichkeit, zwischen den Filmen tiefer in die Welt und Geschichte einzutauchen. Die unterschiedlichen Medien ergänzten sich inhaltlich.

 

Harry Potter-Autorin J.K.Rowling schlug 2011/2012 mit der Eröffnung ihrer interaktiven Webplattform „Pottermore“ einen transmedialen Weg ein. Hier können Fans alle Bücher tatsächlich erleben. Sie lernen Zaubersprüche, treten einem der Hogwarts-Häuser bei und duellieren sich untereinander. Aber ist das noch Lesen?

 

Transmediales Lesen

Lassen sich über mehrere Medien hinweg erzählte Geschichten überhaupt lesen? Oder revolutioniert Transmedia Storytelling sogar das Erzählen und Rezipieren von Stoffen?

 

Ja und nein. Denn ob wir es wollen oder nicht: Wir sind in unserem Verständnis von Erzählungen und ihrer medialen Darbietung trotz aller Experimente noch an Linearität gebunden. Bei erfolgreichen transmedialen Hollywood-Produktionen hat sich ein System (2) entwickelt, das bekannte Stoffe zu Storywelten ausbaut. Dramaturgisch wird hier seriell gearbeitet. Viele dieser Geschichtswelten basieren auf Comicstoffen, für die dieselben Helden immer wieder belebt wurden und z.T. inkonsistente Entwicklungen nahmen. Mittlerweile gibt es dafür Story Bibles und Brand Manager, die die Konsistenz der Welt wahren.

 

Eine der bekanntesten Storywelten ist aktuell das Marvel Cinematic Universum (MCU). Wer „Captain America“-Comics liest, wird vermutlich auch die „Avengers“-Kinofilme und eventuell sogar die Fernsehserien „Agents of S.H.I.E.L.D.“ oder „Marvel’s Agent Carter“ ansehen. In jedem Teil des Universums rücken andere Figuren dieser Welt in den Fokus und ergänzen das Universum somit inhaltlich. Innovativ ist hier nicht das Storytelling an sich. Die jeweiligen Ableger wie Iron Man oder Agent Carter sind dramaturgisch traditionell aufgebaut und manchmal besser, manchmal schlechter erzählt. Die Herausforderung für die Macher der Storywelten ist die heutzutage mögliche simultane und wiederholbare Rezeption aller Storyteile, da die meisten digital verfügbar sind.

 

Für RezipientInnen bedeutet transmediales Lesen momentan, die einzelnen auf verschiedenen Medien dargebotenen Erzählstränge einer Storywelt zu einem großen Ganzen verweben zu können und wie auf einem Touchscreen zwischen Medien und ihren Inhalten zu "swipen"(3). Wer sein Tablet oder Smartphone zur Erkundung einer Story nutzt, wird schnell in ein Storyuniversum gezogen, das ihn auffordert, einfach zwischen parallel offenen Apps und Browserseiten zu wechseln, um verschiedene Teile der Geschichte zu erleben. Nahezu intuitiv. Das erwarten RezipientInnen auch von ihren Storywelten. Das Marvel Cinematic Universum besteht zwar fast ausschließlich aus Filmen oder TV-Serien. Die komfortabelste Art, sie komplett zu verwalten - mit einem Fingerwischen - ist aber digital.

 

Und das Web braucht immer noch Texte …

 

Literatur:

Anmerkungen:
 

(1) Auf der Buchmesse 2011 schlug die Gruppe um das Transmedia Manifest daher den Begriff "Experiencer" als Ersatz für Rezipient vor.

(2) Federführend ist hier Jeff Gomez mit seiner Firma Starlight Runner zu nennen.

(3) “Swipen” bedeutet, mit dem Finger auf einem Bildschirm den sichtbaren Ausschnitt zu verschieben.

 

Geschichten werden in Medien zunehmend transmedial entwickelt und erzählt: Zur Fernsehserie gibt es Facebook-Seiten der Hauptcharaktere, die Handlung von Kinofilmen wird in Computerspielen erweitert oder Menschen können Sendungen mitgestalten. Aber lassen sich diese Geschichten dann überhaupt noch lesen?

AutorIn: 
Dorothea Martin
Beschreibung: 

Mit dieser Veranstaltung sollen vor allem Frauen angesprochen werden, um bei einem Lesetreff in entspannter Atmosphäre Bücher und Medien zu besprechen. Dabei können die Frauen ihre Lieblingstexte vorstellen, die Bibliothek wird als Ort des Austauschs sichtbar gemacht. Ziel ist es, neue Leserinnen bzw. Benutzerinnen zu gewinnen, die den Weg nicht selbst in die Bibliothek finden. Durch regelmäßige Treffen soll eine Vernetzung zwischen den Frauen in der Gemeinde stattfinden.

 

Ablauf:

  • Begrüßung
  • Vorstellungsrunde
  • Büchervorstellung: Inhalt erzählen, kurze Stücke vorlesen, etc.
  • Ev. Bibliotheksführung
  • Gemütliches Beisammensitzen bei Tee und Kuchen
Bibliothek: 
Bibliothek Götzis
Anzahl der TeilnehmerInnen: 
4 bis 10
Zeitdauer: 
Ca. 2 Stunden
Material und Rahmenbedingungen: 

Suchen Sie vor der Veranstaltung Bücher bzw. Medien in der jeweiligen Sprache heraus, die Sie vorstellen bzw. besprechen möchten. Kopieren Sie die Klappentexte und stellen Sie so Handzettel zusammen, die die Gäste dann auch mitnehmen können. Bereiten Sie Kleinigkeiten vor, um eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen, wie etwa Kaffee und Kuchen.

Vorbereitung: 

Sprechen Sie nicht deutschsprachige Frauen in der Bibliothek direkt an und laden Sie sie ein, an einem Lesetreff teilzunehmen. Bewährt haben sich auch telefonische Einladungen (mit Erinnerungsanruf kurz vor der Veranstaltung), da schriftliche Einladungen per Mail oder Post oftmals übersehen werden. Um interessierte Personen außerhalb der Bibliothek zu erreichen, können Sie die Veranstaltung etwa auf Ihrer Homepage bewerben oder Handzettel in Lerncafés, Vereinen für MigrantInnen oder Nachhilfeinstituten auflegen. Tipp: Bewerben Sie den Lesetreff auch gezielt z. B. in Moscheen und türkischen Geschäften und sprechen Sie Personen vor Ort an!

Franzobel wurde 1967 in Vöcklabruck geboren und studierte von 1986 bis 1994 in Wien Germanistik und Geschichte. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter 1995 den Ingeborg-Bachmann-Preis, 2002 den Arthur-Schnitzler-Preis und den Nestroy-Theaterpreis. Bücher (Auswahl): "Die Krautflut" (Suhrkamp 1995), "Lusthaus oder Die Schule der Gemeinheit" (Zsolnay 2002), "Das Fest der Steine oder Die Wunderkammer der Exzentrik" (Zsolnay 2005), "Der Schwalbenkönig oder die kleine Kunst der Fußball-Exerzitien" (Ritter 2006), "Österreich ist schön.

Anna Kim wurde 1977 in Daejeon, Südkorea, geboren. 1979 Umzug der Familie nach Deutschland wegen Gastprofessur des Vaters. Studium der Philosophie und Theaterwissenschaft an der Universität Wien. Bücher: “Anatomie einer Nacht” (Roman, Suhrkamp Verlag 2012), “Invasionen des Privaten” (Essay, Literaturverlag Droschl 2011), “Die gefrorene Zeit” (Roman, Literaturverlag Droschl 2008), “Die Bilderspur” (Erzählung, Literaturverlag Droschl 2004), “Figure du souvenir/Die Form der Erinnerung” (Editions les bilingues MEET 2011), "Der sichtbare Feind" (Essay, Residenz Verlag 2015).

Bevor etwa vor 200 Jahren Louis Braille die Blindenschrift erfand, waren blinde Menschen auf das Vorlesen angewiesen. Die tastbare 6-Punkte-Schrift, mit deren Hilfe sich bis zu 64 unterschiedliche Zeichen (Punktkombinationen) darstellen lassen, erlaubt auch blinden Menschen selbstständiges Lesen. Mit dieser tastbaren Schrift sind nicht nur Texte darstellbar, sondern auch Spezialschriften für Mathematik, Chemie, Physik oder Musiknoten, Kurzschrift und Stenografie, ja bis hin zur eigenen Strickschrift möglich.

 

Das Angebot an Literatur in Braille-Schrift (auch Punktschrift oder Blindenschrift genannt) wuchs im Laufe der Jahre ständig an, konnte aber nie auch nur annähernd mit dem normalen Buchmarkt mithalten. Das 20. Jahrhundert brachte gleich zwei revolutionäre Neuerungen für blinde Literaturinteressierte: In der 1. Hälfte das Buch auf Tonträger, in der 2. das digitale Buch.

 

Hören statt lesen

Zuerst waren es große Tonbänder, auf die in den Hörbüchereien Bücher aufgesprochen wurden, später dann Compact-Cassetten, danach CDs und inzwischen gibt es auch Hörbücher auf Datenträger. Während der kommerzielle Hörbuchmarkt meist gekürzte Audio-Bearbeitungen veröffentlicht, setzen die Hörbüchereien für blinde Menschen ausschließlich auf Gesamtwerke. Dabei fand beim Wechsel von der kassette zur CD auch eine Umstellung auf ein navigierbares Format statt. Während man einen analogen Tonträger nur von vorne bis hinten anhören und bestenfalls nach Gefühl vor und zurück spulen kann, bietet das DAISY-Format(1) auf CD oder Datenträger die Möglichkeit der gezielten Navigation, ähnlich wie beim visuellen Lesen: Es gibt ein Inhaltsverzeichnis, eine Einteilung in Kapiteln und Unterkapiteln, Absätze und auch Seitenzahlen.

 

Die im deutschsprachigen Raum produzierten Hör- und Punktschrift-Bücher sind im Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen e.V. (MediBuS) aufgelistet und einsehbar. Um ein Werk bestellen zu können, bedarf es der Mitgliedschaft in einer der Bibliotheken, die ebenfalls auf der Webseite der Mediengemeinschaft gelistet sind.

 

Computer, Smartphone & Co

Das E-Book, das in verschiedenen Formaten mehr und mehr den Buchmarkt erobert, steht mit gewissen Einschränkungen auch blinden LeserInnen zur Verfügung. Nutzbar sind derzeit alle nicht mit digitalem Schutz versehenen Bücher, da diese in ein beliebiges Textformat konvertiert und auf einem Ausgabegerät eigener Wahl gelesen werden können. Dabei muss es sich freilich um Text handeln. 

 

Sind Bücher mit einem Kopierschutz versehen, sind die Lesenden meist an bestimmte Endgeräte gebunden. In diesem Fall hängt die Nutzbarkeit von der Zugänglichkeit des jeweiligen Geräts bzw. des erforderlichen Programms ab. Wird bei der Herstellung nicht auf Barrierefreiheit geachtet, bleiben blinde Lesende außen vor.

 

E-Books, die von öffentlichen Bibliotheken angeboten werden, stehen nach bisherigem Wissensstand blinden Lesenden aufgrund Einschränkungen in der Bedienbarkeit bzw. der übermittelten Formaten ebenfalls nicht zur Verfügung.

 

Smartphones oder Tablets unter Android oder von Apple verfügen übrigens über eine Sprachausgabe, die einerseits die Bedienung der gesamten Oberfläche und bei entsprechender Gestaltung der verwendeten App auch das Lesen von Büchern ermöglicht.

 

Die digitale Lesewelt

Seit etwa 30 Jahren können blinde Menschen mit Hilfe eines Screen Readers auch an einem ganz normalen Computer arbeiten. Der Inhalt des Bildschirms wird dabei, wenn es sich um Text handelt, entweder durch synthetische Sprache und/oder ein Braille-Display dargestellt. Bei letzterem handelt es sich um ein Ausgabegerät ähnlich einem Drucker, an das die Zeichen weitergeleitet und in erhabener Punktschrift ausgegeben werden.

 

Zu Beginn der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts war noch keine Rede von E-Books. Erworbene Bücher konnten aber bereits damals mittels Scanner und OCR (Optical Character Recognition = optische Zeichenerkennung) erfasst und in lesbaren Text umgewandelt werden. Je nach Qualität des Scanners und der verwendeten Software war das Ergebnis mit mehr oder weniger Fehlern behaftet und umfangreiche Korrekturarbeiten erforderlich, um ein komfortables Lesen oder gar eine Produktion in Braille-Schrift zu ermöglichen.

 

Das E-Book macht diese mühsame und zeitraubende Arbeit des Scannens und Korrigierens heute überflüssig. Auch das Lesen selbst ist nicht mehr an den Computer gebunden. Texte können, falls nicht mit Kopierschutz versehen, auf ein beliebiges Endgerät übertragen und darum auch unterwegs etwa auf einem Organizer mittels synthetischer Sprache gehört oder auf Braille-Display mit den Fingern gelesen werden. Letztlich bietet das Smartphone alles, was man zum Lesen braucht: Vom Kauf über den Download bis zum Lesevergnügen.

 

Ein strukturiert aufbereitetes elektronisches Buch ist die beste Voraussetzung für inklusives Lesen: Sie kann für sehbehinderte Menschen die Basis für einen Ausdruck auf weißem Papier mit schwarzer beliebig großer Schrift sein, genauso aber von einer synthetischen Sprache vorgelesen, auf einem Braille-Display mit den Fingern ertastet oder nach entsprechender Aufbereitung/Formatierung auf Papier in Braille-Schrift ausgedruckt werden.

 

Anmerkungen:

(1) DAISY steht für Digital Accessible Information System

Neben dem klassischen Buch auf Papier mit tastbarer Braille-Schrift und den DAISY-Hörbüchern bietet auch der kommerzielle Hörbuchmarkt und vor allem das E-Book blinden Menschen eine große Vielfalt an Literatur.

AutorIn: 
Eva Papst
Thema des Monats Teaser: 

Neben dem klassischen Buch auf Papier mit tastbarer Braille-Schrift und den DAISY-Hörbüchern bietet auch der kommerzielle Hörbuchmarkt und vor allem das E-Book blinden Menschen eine große Vielfalt an Literatur.

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