Ferdinand Schmalz gewinnt den mit 25.000 Euro dotierten Bachmannpreis 2017, der am 9. Juli in Klagenfurt vergeben wurde. Er setzte sich in einer Stichwahl gegen John Wray durch. Schmalz trat mit seinem Text „mein lieblingstier heißt winter“ an.

 

Die große Anzahl existierender Literaturpreise zeigt sich besonders im Herbst – die Buchpreise erleben ihre Hochsaison: Der Österreichische, Deutsche und Schweizer Buchpreis werden sogar innerhalb weniger Wochen verliehen. Die Berichterstattung beginnt allerdings nicht erst bei der Preisverleihung, sondern schon viele Wochen zuvor: Zuerst wird eine Longlist publiziert, danach die Shortlist und erst dann wird die Gewinnerin oder der Gewinner gekürt. Die Literaturpreise und das Machwerk dahinter sind dabei nicht unumstritten. Oft als Marketinginstrument verschrien, gab und gibt es alljährlich Diskussionen über die Notwendigkeit solcher Ehrungen oder fehlende literarische Qualität der ausgezeichneten Werke. Dazu werden von Autorenseite immer wieder Stimmen laut, dass die langfristige Berichterstattung über nominierte Werke dazu führt, dass jenen Neuerscheinungen, die nicht nominiert wurden, kaum noch Platz in der Literaturkritik eingeräumt wird.

 

Buchpreise und Bibliotheken

Egal, wie man zu diesen Auszeichnungen steht: Jene Werke, die es auf die Nominierungs- oder Gewinnerlisten geschafft haben, werden nicht nur besprochen, sondern erfreuen sich meistens über deutlich steigende Verkaufszahlen. Gerade für Bibliotheken lohnt sich also der Blick auf diese Listen, denn wenn man es schafft, den Überblick zu behalten, findet man Qualität, spannende neue Schriftstellerinnen und außergewöhnliche Bücher.

 

Ausgezeichnet!

Zur Orientierung lohnt es sich, die wichtigsten Buchpreise in Österreich zu kennen – es folgt ein kurzer Überblick über die Preislandschaft Österreichs. Die etabliertesten Preise werden vom Bundeskanzleramt vergeben: Den Großen Österreichischen Staatspreis vergibt die Republik Österreich an eine Künstlerin oder einen Künstler aus dem Bereich Architektur, Bildende Kunst, Literatur oder Musik für besonders hervorragende Leistungen. 2016 wurde der Staatspreis an den Schriftsteller Gerhard Roth für sein „unvergleichliches Werk der Gegenwartsliteratur“ vergeben. Der Österreichische Kunstpreis wird für das Gesamtwerk einer Autorin oder eines Autors verliehen. 2016 war Sabine Gruber, die auch für den Österreichischen Buchpreis nominiert war, die Preisträgerin. Im Gegensatz dazu richtet sich der „outstanding artist award“, der in verschiedenen Kunstsparten vergeben wird, an Künstlerinnen und Künstler der jüngeren und mittleren Generation. Im Bereich Literatur wurde in diesem Jahr Angelika Reitzer und in der Kategorie Kinder- und Jugendliteratur Elisabeth Steinkellner ausgezeichnet. Den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis erhalten jährlich vier GewinnerInnen, er würdigt das künstlerische Schaffen von österreichischen SchriftstellerInnen, Illustratorinnen und Illustratoren sowie ÜbersetzerInnen. Das Bundeskanzleramt vergibt auch einen Preis für „Die schönsten Bücher Österreichs“. Die gestalterische und herstellerische Qualität von Büchern, die in Österreich entweder verlegt oder gedruckt und gestaltet wurden, wird ausgezeichnet.

 

Von der Gemeinde Wien wird gemeinsam mit dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels der Leo-Perutz-Preis verliehen. Er zeichnet jährlich die beste Neuerscheinung des Genres Kriminalroman aus, die einen expliziten Bezug zu Wien hat. 2016 war das Andreas Grubers „Racheherbst“ (Goldmann, 2015).

 

Nachwuchsförderung

Während viele Preise Personen oder Werke auszeichnen, die ohnehin schon ein hohes öffentliches Ansehen genießen, gibt es auch jene Preise, die sich für die Nachwuchsförderung einsetzen. Die Büchereien Wien vergeben gemeinsam mit den Casinos Austria den Literaturpreis Alpha, der sich der Förderung junger Autorinnen und Autorinnen verschrieben hat. Der Ingeborg-Bachmann-Preis – seit 2000 unter dem Namen „Tage der deutschsprachigen Literatur“ – gilt als einer der bedeutendsten Preise im deutschsprachigen Raum und wird an „jüngere“ Autorinnen und Autoren für ihre noch nicht publizierten Texte verliehen.

Im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur setzt sich der DIXI Kinderliteraturpreis für die Nachwuchsförderung ein. In den Kategorien Text, Kinderlyrik und Illustration werden KünstlerInnen gefördert, die noch keine eigenständige Buchpublikation haben. Der Gewinn ist nicht mit einem Preisgeld verbunden, sondern mit Wissen, Information und Beratung. Die PreisträgerInnen bekommen bekannte österreichischen Kinder- und JugendbuchkünstlerInnen in Form eines Tutoriums zur Seite gestellt.

 

In der Ausgabe der Büchereiperspektiven 4/16 werden verschiedene Buchpreise näher beleuchtet, Gewinnerinnen präsentiert und neue Autorinnen vorgestellt. Es werden kriminelle Energien ausgelotet, die österreichische Comicszene betrachtet und weitere Aspekte und Tendenzen aktueller österreichischer Literatur entdeckt. Außerdem werden Ideen gesammelt, wie man denn eigentlich Erwachsene zum Lesen animieren kann. Denn wenn man all die spannenden Bücher gefunden hat, sollen diese natürlich auch von Leserinnen und Lesern entdeckt werden!

In Österreich wird jährlich einen Vielzahl an Literaturpreisen vergeben, die Anlass genug sind, um einen Blick auf die österreichische Literaturlandschaft und die verschiedenen Buchpreise zu werfen.

AutorIn: 
Katharina Portugal
Thema des Monats Teaser: 

In Österreich wird jährlich einen Vielzahl an Literaturpreisen vergeben, die Anlass genug sind, um einen Blick auf die österreichische Literaturlandschaft und die verschiedenen Buchpreise zu werfen.

*Düdüm*. Mail notification. Nein, oder? Jetzt geht das wieder los. Bitte – wir haben März. Die StreberInnen vom Ullstein-Verlag sind wieder einmal die ersten: „Programmvorschauen Herbst“. Der Preis für das dickste PDF der Mailbox geht an Ullstein, wenig später durch Rowohlt vom Thron gestoßen. „Dü-Dü-Düdüm“. 10. April. Im Ordner „Literatur“ 27 ungelesene E-Mails. Ende April, Michi hat zu schleppen, „heute ist es viel für dich“, sagt sie; jeden Tag mehr der braunen, dicken Pappkartonkuverts.

Simon Hadler, geboren 1976 in Wien, studierte Kommunikations-, Politikwissenschaft und Kulturanthropologie mit Schwerpunkt Migration in Wien und Lissabon. Seit 1999 ist er Redakteur bei ORF.at, seit 2009 leitender Kulturredakteur. Für seine Reportagen zu sozialen und gesellschaftspolitischen Themen wurde er mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erschien bei Hanser das E-Book „Die Angst vor dem Ansturm. Faktencheck Asyl“. Am 10. September erscheint im Deuticke Verlag „Wirklich wahr! Die Welt zwischen Fakt und Fake“.

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