Lesen zwischen Sprachen und Kulturen

Multikulturalität und Multilingualität sind in unserer Gesellschaft längst Alltag: Mehrsprachigkeit und die Verortung in mehreren Kulturen bieten unschätzbare Voraussetzungen dafür, sich in einer immer vielfältigeren Welt zurechtzufinden.

AutorIn: 
Silke Rabus


In einer von Globalisierung geprägten Gesellschaft ist sprachliche und kulturelle Diversität inzwischen Normalität. Mehr als 20 Prozent aller österreichischen SchülerInnen im Pflichtschulbereich sprechen eine andere Erstsprache als Deutsch. Anerkannte Minderheitensprachen fallen ebenso darunter wie beispielsweise Bosnisch, Serbisch und Kroatisch oder Türkisch. Dazu kommen Fremdsprachen wie Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch oder Russisch. Schon längst ist damit die mehrsprachige und multikulturelle Schule Realität. Das Potenzial der Sprachenvielfalt gilt es in einer zukunftsorientierten europäischen Sprach- und Bildungspolitik zu nutzen und zu fördern: Sprachkompetenz erweist sich in einer zunehmend vernetzten Welt nämlich auch als Schlüssel für den schulischen wie beruflichen Erfolg. Wer in mehreren Sprachen sprechen, lesen und schreiben kann, tut sich leichter, den wachsenden Anforderungen zu genügen. Und wer in verschiedenen Kulturen zu Hause ist, kann sich besser in einer multikulturellen Gesellschaft orientieren.

 

Leseförderung ist Sprachförderung

Dass sich eine hohe Sprachkompetenz in der Muttersprache positiv auf den Erwerb der Zweitsprache auswirkt, ist längst bekannt. Leseförderung bei zwei- oder mehrsprachigen Kindern setzt daher schon im frühesten Kinderalter an und meint zunächst die Förderung von Sprache, später dann die Verbesserung der Lese- und Schreibfähigkeiten. Für alle jene, die in mehreren Sprachen und Kulturen zuhause sind, eröffnen sich Welten: Es geht nicht nur darum, sich in einer vielsprachigen Gesellschaft souverän bewegen zu können, sondern auch, die Vielfalt von Literaturen und Kulturen schätzen lernen zu können. Lesen ist auch Genuss: Wer Bücher in ihrer Originalsprache lesen kann, wird von diesem besonderen Leseerlebnis mit Sicherheit profitieren. Und wer Märchen oder Sagen aus anderen Ländern kennt, wird seinen Horizont erweitern.

 

Bibliotheken sind vielsprachig

Öffentliche Bibliotheken haben sich als multikulturelle und multilinguale Leseorte etabliert. Vor allem größere Stadt- und Gemeindebibliotheken offerieren ein breites Angebot für ihre vielsprachigen LeserInnen. Diese reichen von fremd- und mehrsprachigen Beständen und Sprachlernmaterialien über Sprachlernkurse und fremdsprachige Bibliothekseinführungen bis hin zu interkulturellen Schreibwerkstätten. Aber auch Aktionen wie der Europäische Tag der Sprachen, der jedes Jahr am 26. September vom Österreichischen Sprachenkompetenzzentrum gefeiert wird, machen auf das Potenzial einer mehrsprachigen Gesellschaft aufmerksam. Mehr als 80 Schulen, aber zum Beispiel auch die Büchereien Wien beteiligen sich und feiern gemeinsam die sprachliche und kulturelle Vielfalt Europas.

 

 

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