Mit einem Koffer voll Hoffnung auf der Flucht

Bücher wie "Akim rennt" können nicht erklären, warum es Krieg gibt, aber sie können versuchen, klarzumachen, warum Menschen alles zurücklassen und woanders Frieden suchen. Bücher können dabei helfen, das Thema "Flucht" anzusprechen, zu bearbeiten.

AutorIn: 
Christina Repolust


"Flucht" beschränkt sich nicht nur auf Erwachsene. In zunehmendem Maß sind Kinder und Jugendliche gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. In Österreich treffen sie auf Kinder ohne Fluchterfahrung und unweigerlich kommen Fragen nach dem "Warum?" auf: "Warum mussten die Kinder flüchten?", "Warum gibt es Krieg?", "Warum ist dieses Kind jetzt hier?" Die untenstehende Liste ist eine kleine Auswahl zu diesen Themenkreisen.

 

Bilderbücher

  • Dann rufen alle Hoppelpopp. Mira Lobe (Text); Angelika Kaufmann (Ill.). Wien: G&G 2013.

Nur gemeinsam sind wir stark: Fünf Kaninchen leben zufrieden vor sich hin, bis Hoppelpopp auftaucht und nach dem Tüchtigsten, dem Mutigsten fragt. Aus Gemeinschaft entsteht Konkurrenz, Wettkampf und Misstrauen. Rechtzeitig erkennen Kanikl, Könikl, Kinikl, Kaunikl und Kunikl den Wert ihrer Gemeinschaft und verjagen Hoppelpopp, natürlich gemeinsam. – Ab 4 Jahren.

 

  • Der rote Mantel. Die Geschichte vom heiligen Martin. Heinz Janisch (Text); Birgitta Heiskel (Ill.). Innsbruck: Tyrolia 2015.                                    

Diese Neuinterpretation der Legende des heiligen Martin führt zu Amir, einem Jungen, der mit seinem Vater in eine fremde Stadt gekommen ist. Ein Lastwagen hat die beiden mitgenommen, eine fremde Frau bringt Suppe, Amir hüllt sich in eine rote Decke. Von dort führt das reduziert illustrierte Bilderbuch zum Heiligen Martin und zum Geschichtenerzählen. – Ab 5 Jahren.

 

  • Akim rennt. Claude K. Dubois. Aus dem Franz. von Tobias Scheffel. Frankfurt a. M.: Moritz Verlag 2013.           

Dieses Bilderbuch, 2014 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet, erzählt mit seinen Illustrationen, sehr sparsam und prägnant im Textteil, von Akim, seinem Alltag und seiner Flucht. „In Akims Dorf scheint der Krieg weit weg“ – dann ist er da, überrascht Akim mit seinen Freunden beim friedlichen Spiel. – Ab 6 Jahren.

 

  • Komm, sagte die Katze. Mira Lobe (Text); Angelika Kaufmann (Ill.). Wien: G&G 2011.

Es ist die Katze, die durch diese detailreich illustrierte Geschichte führt: Wer auf den Baumstamm will, nicht ertrinken will, muss sich an das Friedensgebot halten. Das Huhn muss sich in diesem Unwetter nicht vor dem Fuchs und vor dem Hund fürchten, alle helfen zusammen, man sieht die Not und anerkennt sie. Ein Lehrbuch der Solidarität und des Miteinander. – Ab 4 Jahren.

 

  • Warum? Nikolai Popov. Bargteheide: classic-minedition 2015.

Wie aus einem Zwist Krieg wird: Die ersten Doppelseiten zeigen eine Blume und einen Frosch, der sich über sie freut. Da ist aber auch die Maus, die ihm die Blume neidet. Da sind die anderen Frösche, die ihrem Freund, dem gerade die Blume weggenommen wird, zu Hilfe eilen. Ja, da sind auch die Mäuse, später kommt der aus einem Schuh gebaute Panzer ins Bild, die Verwüstung ist nicht mehr zu stoppen. Das ruhige Grün der Landschaftsidylle mit Blume verändert sich ins trostlose Braun der Zerstörung: Der Text ist reduziert, zwei Sätze dokumentieren die Vorgänge. Die prägende Frage „Warum?“ ist die Konstante dieses Bilderbuchs.  – Ab 5 Jahren.

 

Kinderromane

 

  • Im Meer schwimmen Krokodile: die wahre Geschichte von Enaiatollah Akbari. Fabio Geda. Aus dem Ital. von Christiane Burkhardt. München: Knaus 2011.

Ein 10-jähriger Bauernbub aus der afghanischen Provinz flieht, beflügelt von der Hoffnung auf ein besseres Leben, Richtung Westen. Seine Mutter hat ihm diesen Lebenswillen mit auf den Weg gegeben und einen Kompass für ein gerechtes Leben. – Ab 10 Jahren.

 

  • Das Monophon. Elisabeth Zöller (Text); Verena Ballhaus (Ill.). München: Hanser 2013.

Schwarze Wärter kommen in die Stadt, wo bereits ein seltsamer Apparat, das Monophon, aufgestellt ist. Die Stimmung ändert sich, Mathilda beobachtet die Stadt vom Baumhaus aus und beschließt, der Gewalt mit Widerstand zu begegnen. Denn die Schärfe der Stimme aus dem Monophon ist eine Bedrohung und kein Spiel. Ein differenzierter Roman. – Ab 10 Jahren.

 

All Age

 

  • Auf der Flucht. Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeers. Karim El- Gawhary, Mathilde Schwabeneder. Wien: Kremayr & Scheriau 2015.

Menschen fliehen, werden traumatisiert, leiden: Sie fliehen vor Terror und Krieg, sie rennen ums Überleben, viele mit kleinen Kindern auf dem Arm. Geschichten von Flucht und Überleben, das letzte Kapitel ist dem Ankommen und möglicher Integration, einem menschenwürdigen Leben, gewidmet.

 

  • Mit einem Koffer voll Hoffnung: Österreich als neues Zuhause - 15 Lebensgeschichten. Andrea Heigl. St. Pölten [u.a.]: Residenz Verlag 2013.

Wie kümmern sich Menschen umeinander? Da unterstützt eine Tiroler Bibliothekarin eine tibetische Familie, die vor der chinesischen Staatsmacht ins Tiroler Dorf geflüchtet ist. Da erzählt eine andere Frau von ihrer Flucht und ihrem Koffer, den sie noch immer besitzt. 15 Geschichten, für Jugendliche und Erwachsene.

 

  • Das Schicksal der Sterne. Daniel Höra. München: bloomoon 2015.

Adib, der junge Flüchtling aus Afghanistan, und Karl, ein alter Mann, der aus seiner Heimat Schlesien vertrieben wurde, lernen einander in Berlin kennen. Zwei Fluchtgeschichten und Biografien kreuzen sich und Freundschaft entsteht im Erzählen von Verfolgung, Verlust und Angst.

 

  •  Krieg: Stell dir vor, er wäre hier. Janne Teller (Text); Helle Vibeke Jensen (Ill.). Aus dem Dän. von Sigrid C. Engeler. München: Deutscher Taschenbuchverlag 2013.

Krieg, diesmal in Europa. Alle, die können, fliehen in den Nahen Osten. So auch eine deutsche Familie, der Sohn ist 14.  Man kommt in ein ägyptisches Flüchtlingslager, der Bub ist der Neue, der aus Deutschland, mit der fremden Sprache und Religion, der nicht in die Schule darf, da er noch keine Aufenthaltsbewilligung hat. 

 

  • Über tausend Hügel wandere ich mit dir. Hanna Jansen. Wuppertal: Peter Hammer Verlag 2015.

Jeannes behütete Kindheit in Ruanda endet kurz vor ihrem achten Geburtstag: Sie und ihre Familie sind Angehörige der Tutsi, ihre Eltern, ihr Bruder und ihre Schwester sind unter den Ermordeten des Genozids (1994) in Ruanda. Hanna Jansen ist Jeannes deutsche Adoptivmutter, ihr vertraut das Mädchen den Terror und die Qualen an, die sie damals erleben musste.

 

Anmerkungen:

Weitere Buchtipps zum Thema "Flucht" finden Sie in der rechten Spalte unter "Links" bzw. "Downloads".

 

 

 

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