Heinz Janisch, geboren 1960 in Güssing im Burgenland. Studium der Germanistik und Publizistik in Wien. Lebt und arbeitet als Journalist und Autor in Wien und im Burgenland. Seit 1982 Mitarbeiter beim Österreichischen Rundfunk. Verantwortlicher Redakteur der Hörfunkreihe „Menschenbilder“. Zahlreiche Veröffentlichungen als Autor, darunter viele Kinderbücher, die in mehr als 25 Sprachen übersetzt wurden.
Weitere Informationen: www.heinz-janisch.com

 

Ich gestehe:
Ich bin 56 Jahre alt, und ich lese Bilderbücher.

Ich liebe Bilderbücher. Ich verschenke auch gern Bilderbücher.
Besonders gern an Kinder, weil sie Weltmeister im Schauen, Entdecken und Lesen von Bildern sind.
Oft schenke ich Bilderbücher auch Erwachsenen. Vor allem Erwachsenen, die keine Kinder haben. Das hat einen guten Grund.
Erwachsene, die keine Kinder haben, kommen nie in jenen fernen Bereich der Buchhandlung, der „Kinderabteilung“ heißt.

 

NEWSLETTER 07/2016

Nach zweimonatiger Pause startet der Newsletter "Wir lesen!" wieder monatlich durch mit Neuigkeiten, Hintergrundberichten, Videos und Fortbildungsangeboten rund ums Lesen. Vorgestellt werden außerdem die neuen Artikel auf der Plattform sowie praxisnahe Ideen für die Literaturvermittlung.

 

Kunst, Kultur & Literaturvermittlung

Eine passende Vermittlung fördert die aktive Auseinandersetzung mit Kunst, Kultur und Literatur in unterschiedlichsten Formen, ermöglichet direkte Begegnungen mit Kunstschaffenden/AutorInnen und das Kennenlernen von Orten der Literatur. Persönliche Erfahrungen und Eigeninteresse, subjektive Emotionen und selbsttätiges Tun sind wesentliche Bestandteile literarischen Lernens und dabei kann Literaturvermittlung und der direkte Kontakt mit AutorInnen eine große Bereicherung sein. Wie findet man also Ideen für partizipative Projekte und Aktivitäten?

 

Das Ressourcenzentrum KulturKontakt Austria hat eine Plattform zur Kunst- und Kulturvermittlung geschaffen und bietet damit einen schnellen Überblick über die Angebote von Kulturschaffenden (KünstlerInnen sowie Kunst- und KulturvermittlerInnen) für Schulen österreichweit und einen Ideenpool von Kulturvermittlungsaktivitäten an Schulen sowie eine Präsentationsplattform für Kulturschaffende, die mit Kindern und Jugendlichen im schulischen Umfeld arbeiten.

Der gemeinnützige Verein entwickelt und implementiert seine Programme im Auftrag und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Frauen (BMBF) und des Bundeskanzleramtes (BKA).

 

KulturKontakt Austria bietet:

  • Beratung von LehrerInnen, KünstlerInnen, KulturvermittlerInnen zur Zusammenarbeit zwischen Kunst, Kultur und Schule
  • Vermittlung von Kontakten zu KünstlerInnen und Kunst- und Kultureinrichtungen
  • Information über Kunst- und Kulturprojekte in Schulen sowie Angebote von KünstlerInnen
  • Zusammenarbeit mit nationalen und europäischen Netzwerken und Kooperationspartnern
  • anteilige finanzielle Unterstützung von kulturvermittelnden Schulprojekten
     

Die Projektdatenbank

KulturKontakt Austria bietet mit der Projektdatenbank eine Sammlung kreativer, künstlerischer und kultureller Schulprojekte in allen Kunstsparten, für alle Schularten und Schulstufen,  Projektbeispiele aus den Programmen der Kulturvermittlung und Ideen für Projekte mit unterschiedlichen Themenstellungen.

Um LehrerInnen aller Schularten aus ganz Österreich Impulse für ihren Unterricht zu geben und sie zu motivieren, Literaturvermittlungsprojekte durchzuführen, wurde im März 2016 im Auftrag des BMBF die Projektdatenbank um weitere 50 Experienced-Practice Projekte aus der Sparte Literatur ergänzt. Es finden sich darin Literaturprojekte aus allen Programmen von KKA mit unterschiedlichen Arbeitsansätzen, Methoden und Themenstellungen. Interessierte LehrerInnen können sich mit Hilfe der Suchfelder: „Schulart“, „Bundesland“ oder „Themen“ etc. einen umfassenden Überblick  über Literaturvermittlungsangebote verschaffen.

 

Leitfaden „Literaturvermittlungsprojekte an Schulen“

Ein weiteres Serviceangebot bietet der von KKA ausgearbeitete Leitfaden „Literaturvermittlungsprojekte mit Schulen“ (siehe pdf rechts). Damit verbunden ist die Förderung von „Lesekompetenz“ (Schriftsprachkompetenz bzw. Literacy) in allen Schularten, in allen Altersstufen und in allen Unterrichtsgegenständen. Der Leitfaden richtet sich daher an alle LehrerInnen, die Interesse haben, Literaturvermittlungsprojekte mit ihren SchülerInnen durchzuführen. Weiters finden sich in dem Leitfaden eine Sammlung von Materialien und Links sowie Hinweise zur Beratung und Unterstützung zur erfolgreichen Umsetzung von Literaturvermittlungsprojekten mit Schulen.

Es finden sich darin Berichte von partizipativen Literaturvermittlungsprojekten aus Schulen in ganz Österreich aus allen Programmen von KKA mit unterschiedlichen Arbeitsansätzen, Methoden und Themenstellungen.

 

Hier finden Sie die Seite von KulturKontaktAustria zur Literaturvermittlung mit Schulen.

Hier kommen Sie direkt zu den 50 Experienced-Practice-Projekten aus der Sparte Literatur.

Hier finden Sie den Leitfaden zu Literaturvermittlungsprojekten an Schulen.

 

Literaturvermittlung möchte junge (Nicht-)LeserInnen motivieren, Spaß und Interesse an der Welt der Buchstaben und der Literatur zu entwickeln und ihnen neue Zugänge eröffnen. Partizipative Projekte und Aktivitäten stärken dabei die Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen und fördern ihre aktive Auseinandersetzung mit Literatur.

AutorIn: 
Marion Hubmer

Einzelne Gedanken formen sich manchmal zu einer Geschichte. Manche Geschichten werden aufgeschrieben oder gezeichnet. Einige dieser zu Papier gebrachten Texte oder Bilder sind später Bücher. Aus Gedanken werden also Bücher, das klingt einfach. Aber: Was braucht es, damit Geschichten – oder auch Gedichte, Sachinformationen, usw. – in Form eines Buches greifbar werden? Wie kommt das, was jemand erzählen, erklären oder zeigen möchte, zwischen zwei Buchdeckeln?

 

Ideenfindung

Fast ganz zufällig wird im Jugendbuch „Wie ganz zufällig aus meinem Leben ein Buch wurde“ aus Erlebnissen, Erfahrungen und Überlegungen der 13-Jährigen Katinka ein Buch. Diese Titel gebende Behauptung funktioniert in Annet Huizings Jugendroman in mehrfacher Hinsicht: Die Ich-Erzählerin Katinka möchte gerne Schriftstellerin werden und bittet daher die Nachbarin und Autorin Linda um Hilfe. Während Linda dem Mädchen wertvolle Schreibtipps vermittelt und Texte kommentiert, erleben wir, wie sich rund um diese Szenen langsam ein Roman entwickelt. Denn Katinka erzählt autobiografisch. Dabei erfahren wir nicht nur die Ereignisse rund um die erzählte Gegenwart der beiden Frauen, sondern auch jene Texte, die Katinka Linda zu lesen gibt. Rückblenden kommen zum Einsatz, Zeit wird beschleunigt, Situationen werden bildhaft beschrieben und Einzelheiten hervorgehoben. „‘Verwende konkrete Details‘, sagte sie. ‚Damit erzählst du etwas über deine Figur.‘“ (1) „Show, don’t tell!“ – So lautet ein Schreibtipp Lindas, der mit acht weiteren Anregungen auch auf der ersten Seite des leeren, dem Roman beigelegten, Notizheftes zu lesen ist.
 

Eine ebenso deutliche Aufforderung zum Konkretisieren eigener Ideen haben Renate Habinger und Verena Ballhaus mit ihrem Sachbilderbuch „Kritzel & Klecks“ (2) entwickelt. Während Annet Huizing Schreibbeginne unterstützt, begleiten die beiden Illustratorinnen Zeichen- und Malprozesse, indem sie beispielsweise in Schritt-für-Schritt-Anleitungen verraten, wie die beiden Figuren des Buches entstanden sind. Ein- und Rückblicke rund um die Entstehung seiner bekanntesten Protagonisten ermöglicht auch Svend Nordqvist. Er veröffentlicht ein Skizzenblatt, auf welchem sich erstmals ein alter Mann mit Bart und Hut sowie ein Kater einfinden und gibt damit Einblicke in seine Art der Ideenfindung. (3)
 

„Die besten Einfälle habe ich immer im Park. Gerade sitze ich auf meiner Lieblingsbank und denke über meine neue Idee nach.“ (4), erzählt die fiktive Kinderbuchautorin Petra Fuchs in Daniel Napps Bilderbuch „Das schlaue Buch vom Büchermachen“. Petra berichtet dem Kinderbuchillustrator Julius Dachs von ihrer Idee, gemeinsam entwickeln sie die Geschichte weiter und präsentieren diese auf der Frankfurter Buchmesse einigen Verlagen. Daniel Napp gibt allen am Schreib-, Zeichen- und Herstellungsprozess Einbezogenen einprägsame Charaktere und veranschaulicht leicht nachvollziehbar die einzelnen Schritte von der Idee im Park bis hin zum Buch als Kindergeburtstagsgeschenk.

 

Herstellung

Wie auch bei Daniel Napp treten im Sachbuch „Das geheime Leben der Bücher“ Herstellerin, Verlegerin, Drucker und andere Beteiligte persönlich auf. Während im Bilderbuch die Aufgaben aller, mitsamt der einzelnen Stufen der Herstellung, anschaulich zusammengefasst werden, holen die MacherInnen des Sachbuches weiter aus. Hier erläutern die AkteurInnen konkrete Aufgaben und geben sachlich-informativ sowie assoziativ Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Während die Herstellerin notiert: „Ich habe immer beides im Blick: die Schönheit und die Kosten.“ (5), hat der Verlag keine Ausgaben und Mühen gescheut, nicht nur inhaltlich, sondern auch haptisch zu zeigen, wie viele Einzelheiten dieses Buch zu dem machen, das wir letztendlich in Händen halten. Die letzten Seiten werden beispielsweise auf gestrichenem Papier gedruckt, anhand dessen die farblichen Unterschiede zum Naturpapier auf den Seiten davor nachvollzogen werden können. Am Buchrücken sind mittels eines „Fensters“ in der Buchdecke, gebundene sowie geklebte Bögen sichtbar. Buchbinder- als auch Herstellerinnenfigur erläutern begeistert, wie es dazu kommen konnte.
 

Wie es überhaupt zu alle dem kommen konnte, berichtet John Agard, indem er ganz am Anfang der Buchgeschichte zu erzählen beginnt: „Lange vor dem Buch war der Atem.“ (6) – Um jene ersten Atemzüge zu dokumentieren, beginnen die Menschen Ereignisse mittels Zeichen festzuhalten. Die Zeichen werden konkretisiert, mit den Jahrtausenden standardisiert, die Materialien, auf denen sie niedergeschrieben werden, entwickeln sich parallel dazu. John Agard erzählt anschaulich-einfach aber niemals banal und steigert durch seine durchdachten Auseinandersetzungen den Wert des „Gegenstandes“ Buch in unseren Köpfen, während wir ein in Halbleinen gebundenes, von Neil Packer stimmungsvoll in schwarz-weiß illustriertes Buch in Händen halten. Der Protagonist eines längst populär gewordenen Bilderbuches zu genau diesem Thema würde dazu klar und deutlich ergänzen: „Das ist ein Buch!“. (7) Ein echtes Buch, mit richtigen Seiten zum Umblättern.

 

Anmerkungen

  • (1) Annet Huizing: Wie ganz zufällig aus meinem Leben ein Buch wurde. Aus dem Niederl. v. Birgit Erdmann. München: Mixtvision 2016. S. 41.
  • (2) Renate Habinger/Verena Ballhaus: Kritzl & Klecks. Eine Entdeckungsreise ins Land des Zeichnen & Malens. St. Pölten: Nilpferd in Residenz 2014.
  • (3) Sven Nordqvist: Eine Bilderreise. Aus dem Schwed. v. Maike Dörries. Hamburg: Oetinger 2015.
  • (4) Daniel Napp: Das schlaue Buch vom Büchermachen. Hildesheim: Gerstenberg 2016.
  • (5) Ron Heussen/Anne Mikus/Farid Rivas Michel: Das geheime Leben der Bücher vor dem Erscheinen. Mainz: Hermann Schmidt 2010. S. 72.
  • (6) John Agard/Neil Packer: Buch. Mein Name ist Buch und nun erzähle ich euch meine Geschichte. München: Knesebeck 2015. S. 8.
  • (7) Lane Smith: Das ist ein Buch! Aus dem Amerik. v. Michael Krüger. München: Hanser 2010.

 

Wie entsteht eigentlich ein Buch? Unterschiedliche Publikationen für Kinder und Jugendliche thematisieren Entstehungs- und Herstellungsprozesse. Von einigen dieser Kinder- und Jugendbücher erzählt der Artikel.

AutorIn: 
Andrea Kromoser

Angesichts der krisengebeutelten Gegenwart kommt zumindest der aktuelle Jugendbuchmarkt dem allgemeinem Sicherheitsbedürfnis entgegen: Übersteigt der Umfang 400 Seiten, hängen am Cover dunkle Wolken über einer verfremdeten Skyline und verbindet der Klappentext Worte wie „Welt“, „Schicksal“ oder „Endzeit“, dann darf man mit Sicherheit eine (vom Verlagsprogramm) sogenannte Dystopie erwarten; also ein düsteres Zukunftsszenario. Spätestens seit dem Erscheinen der populären Trilogie „Die Tribute von Panem“ von Suzanne Collins hat sich der Begriff der Dystopie zum verkaufsfördernden Etikett entwickelt, das verschiedenste düstere Zukunftsvisionen (vom Kometeneinschlag bis zum totalen Überwachungsstaat) zu benennen scheint. Bei genauerer Betrachtung sind allerdings verschiedene jugendliterarische Genreentwicklungen festzustellen. Subsummieren lassen sie sich die gegenwärtigen Tendenzen präziser unter dem Begriff „Future Fiction“. Der gemeinsame Nenner? Die Verortung in der Zukunft.

 

Apokalyptische Szenarien

Für die Ausgestaltungen zukünftiger alternativer Gesellschaften braucht es oft einen Anlass, einen Nullpunkt. Am einfachsten realisieren lässt sich dies mit einem in der (näheren) Zukunft angesiedelten Weltuntergang. In „Die Verratenen“ von Ursula Posznanski, dem ersten Teil einer Trilogie, nennt sich dieses apokalyptische Ereignis etwa die „Lange Nacht“. Nach dem Ausbruch eines ewigen Winters hat sich die Bevölkerung Europas in zwei Lager gespalten: In kuppelförmigen Sphären – konzipiert als Archen – lebt eine scheinbar utopische Gesellschaft. Außerhalb der Sphären herrscht eine Schneewüste, in der die übrig gebliebenen Menschen, genannt Prims – nach „primitiv“ – unter harten Bedingungen überleben müssen; teilweise in den Überresten des alten Wiens. Dass Rias Kultur in punkto Zivilisiertheit diesen scheinbaren Primitiven aber nicht überlegen ist, ist einem weiteren zentralen Motiv der Future Fiction verschuldet: Die erzählte mögliche Zukunft ist in den seltensten Fällen gut, also utopisch, sondern vielmehr von Missständen geprägt, die sich vielleicht erst auf den zweiten Blick zeigen.

 

Dystopie

Der Untergang der Gesellschaft (unserer Gesellschaft?) wird oft in der Retrospektive verhandelt; die Bemühungen und der Zusammenschluss der Überlebenden danach, zeigen, dass solche Texte das post-apokalyptische Szenario oft weiterdenken: Die Welt muss neu geordnet werden, Strukturen neu begründet werden. Aus der Tabula-rasa des Weltuntergangs kann eine neue, möglicherweise dystopische Gesellschaft entstehen.

Die entsprechende Entwicklung ist in vielen Texten gleich: Aus einem apokalyptischen Szenario heraus entwickelt sich eine neue Gesellschaft, die durch Elemente der Science Fiction geprägt und negativ dargestellt ist. Zentral ist dabei oft auch die politische Dimension. Dabei greift die Literatur nicht nur auf die jüngste Geschichte der Diktaturen zurück, sondern auch auf die Machtstrukturen lange überwundener Zeiten. Das Land Panem aus der gleichnamigen Trilogie etwa geht zurück auf „Panem et Circenses“, also „Brot und Spiele“ und verweist auf das Propaganda-Ereignis, das das Kapitol jährlich ausruft: In einer Arena müssen Jugendliche aller Distrikte mit archaischen Waffen gegeneinander kämpfen, bis nur noch einer oder eine am Leben ist.
 

Diese Infragestellung von Menschlichkeit liegt auch dem deutschsprachigen Roman „dark canopy“ von Jennifer Benkau zugrunde. Die Jugendliche Joy muss „nach der Übernahme“ gegen die Machthaber ihrer Welt kämpfen: Die sogenannten Percents, für den Krieg gezüchtete Menschen mit veränderter DNA, haben die letzten verbliebenen Menschen unterjocht und halten ein Gewaltregime aufrecht, in der „dark canopy“ den Himmel auch tagsüber verdunkelt. „Ich weiß nicht, womit die Menschen im dritten Weltkrieg kämpfen. Aber im vierten werden es Keulen und Steine sein.“ Dieses Albert Einstein zugeschrieben Zitat ist dem Text vorangestellt und verweist auf die beschriebene Verbindung von Postapokalypse und Dystopie: Sowohl „Die Tribute von Panem“ als auch „dark canopy“ gehen von einer durch Kriege zerstörten Welt aus, auf deren Trümmern sich ein neues grausames Regime entwickelt hat.

 

Utopie

In jugendliterarischer Future Fiction geht es jedoch nicht um die bloße Etablierung und Beschreibung einer dunklen Zukunft. Denn indirekt erzählt sie fast immer von der Hoffnung auf eine bessere Welt. Getragen von den jugendlichen Figuren – einer neuen Generation: Die Missstände ihrer Welt werden ihnen bewusst, sie wehren sich dagegen zunächst auf individueller Ebene und lösen damit schließlich weitreichende Folgen aus, die das gesamte System zum Einsturz bringen. Wenn man so möchte erzählt Future Fiction also auch von Zivilcourage in einer Welt, die gegenwärtige Probleme zuspitzt. Trotz der pessimistischen Ausgangslage ist den gegenwärtig so erfolgreichen Texten die Widerstandsbewegung immer eingeschrieben. Sie setzen das Motiv Hoffnung denkbaren zukünftigen Abgründen entgegen.
 

Jede Dystopie ist in Bezug gesetzt zu der Zeit, in der sie entstanden ist. Einerseits kann sie als Resultat dieser Zeit verstanden werden, andererseits liegt es an den zeitgenössischen Leser_innen, sie zu bewerten. Im Kontext politischer oder ethischer Bildung kann also so manch trivial erscheinende Text fruchtbar gemacht werden. Der Verfremdungseffekt „Zukunft“ und spannende Plots können helfen, gesamtgesellschaftliche Themenstellungen wie Regierungsformen, Gesellschaftspolitik, Nachhaltigkeit oder Sozialethik zu diskutieren. Themenstellungen, deren Radikalisierung – wie sie die Future Fiction betreibt um Missstände aufzuzeigen – hoffentlich noch lange nicht von der Gegenwart eingeholt werden.

 

Literatur

Im Gegensatz zu anderen jugendliterarischen Trends scheinen "Zukunftsromane" noch lange nicht an Popularität zu verlieren. Motive, Themen und Plots sogenannter Future Fiction schildern Problemstellungen der Gegenwart und erzählen sie in eine mögliche Zukunft fort.

AutorIn: 
Christina Ulm

Klaus Zeyringer, geboren 1953 in Graz, habilitierte sich dort 1993 und war Universitätsprofessor für Germanistik in Frankreich. Er ist als Literaturkritiker u.a. für den »Standard« tätig sowie Jurymitglied der ORF-Bestenliste, moderiert in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Zuletzt erschien von ihm im S. Fischer Verlag ›Fußball. Eine Kulturgeschichte‹ (2014).

Frühjahr und Herbst sind Jahreszeiten, die spurlos an mir vorüberziehen. Denn das sind die Jahreszeiten der Verlage – und die haben sich mit ihren Neuerscheinungen dem Kreislauf der Natur angepasst. So wie der Frühling in drei Phasen kommt, stellt es sich auch mit der Buchproduktion dar. Der Vorfrühling, wenn sich draußen Krokusse und Haselnuss durch den letzten Schnee kämpfen, trudeln die ersten Verlagsankündigungen, meist kommentarlos und als schlichte Word-Dokumente per Mail bei mir ein.

Logo OhrenschmausDer Literaturpreis Ohrenschmaus wurde heuer bereits zum 10. Mal ausgeschrieben. Bis zum 28. August können Texte eingereicht werden. Der Literaturpreis versteht sich als Förderpreis, der Texte von Menschen mit Lernbehinderungen prämiert und ihnen den Zugang zur Literatur ermöglicht.

 

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