So erschließt sich Wissen!

Ob Sachbilderbücher, Pop-ups, Experimentierbücher, Lexika, Sachbuchreihen oder Monografien: Kindern werden sowohl spannende und als auch herausfordernde Zugänge zum Sachwissen geboten.

AutorIn: 
Christina Repolust


So vielfältige Wissensgebiete es gibt, so unterschiedlich sind auch die Sachbücher, die für Kinder und Jugendliche publiziert werden. Dazu zählen Sachbilderbücher und Experimentierbücher ebenso wie Lexika, Reihen oder hochwertige Monografien.

 

Experimentier- und Sachbilderbücher

Hauptinformationsträger bei Sachbilderbüchern ist das Bild, die Fotografie beziehungsweise die Zeichnung, die häufig an Comics angelehnt ist. Kindliche ProtagonistInnen führen die LeserInnen durch das Thema, sie stellen jene Fragen, die auch die BetrachterInnen bewegen. Aber auch Pop-ups sind beliebte Varianten, die Neugierde anzustacheln, die Kinder suchen, klappen und biegen zu lassen. So fordert der Band „Wir entdecken die Steinzeit“ in der Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ die LeserInnen zum Mittun und Selbstentdecken heraus. Kurze Sätze, kompakte Informationen und leitende Fragen wie „Wer hat das erste Werkzeug erfunden“ oder „Wer waren die ersten Jäger“ strukturieren das Wissensgebiet. Allgemein ist die Illustration der Sach(bilder)bücher vielfältig: Fotos, Modellzeichnungen, Karten, Tabellen, Gemälde und Skizzen lockern den Text nicht nur auf, sondern bieten Interpretationen und unterstreichen Hauptaussagen des Textes. Das erzählerische Element inklusive Spannungs- und Handlungsbogen ist für Vor- und Volksschulkinder noch sehr stark, „die Sachinformation“ wird in eine Geschichte eingebettet, die Eigenaktivität der Zielgruppe mittels einer Geschichte rund um die Sachinformation aktiviert. Die Chemiedidaktikerin Gisela Luck verweist hier auf die Bedeutung der Vermittlung, schließlich sei bereits Vor- und Volksschulkindern die nachhaltige Aneignung der Buchinhalte möglich, „wenn die Bücher gemeinsam betrachtet und die Texte von den Eltern oder anderen Vertrauenspersonen vorgelesen werden.“ (1)

Kritisch merkt Luck hier die mangelnden bzw. fehlerhaften Altersangaben bei Experimentierbüchern an, häufig würden Sicherheitsmaßnahmen, die sowohl im Zusammenhang mit Kindern als auch im Umgang mit Chemikalien gelten, von AutorInnen von Sachbüchern ignoriert: „Zunächst müssen die in den Experimentierbüchern dargestellten Experimente absolut ungefährlich sein, sicher gelingen.“(2)

 

Lexika

Kinder nutzen das Lexikon weniger in seiner Funktion als Nachschlagewerk, schlagen nicht zielgerichtet Begriffe nach, sondern schmökern darin. „Mein erstes Lexikon A–Z“ (Mannheim, Duden 2006) will Kindern im Kindergartenalter einen verlässlichen Grundwortschatz vermitteln, jeder der rund 1000 Begriffe ist mit einem Foto, einer Zeichnung illustriert. So ist auch „Meyers großes Kinderlexikon“ (1981) im Untertitel als „ein Buch zum Nachschlagen, Anschauen, Lesen und Vorlesen“ beschrieben. Auch hier knüpft man an die Alltagserfahrungen der Kinder an, die Kinder sollen ihre Lebenswelten und ihren Alltag wiederfinden, Wortspiele und Rätsel regen an, sich über das Erfahrene/Gelernte zu freuen. Die Strategie der Informationsvermittlung setzt stets bei den Lebenswelten der Zielgruppe an, häufig ist extreme Nahe zum Sachbilderbuch in dieser Gattung erkennbar.

 

Sachbuchreihen

1961 brachte der Tessloff Verlag mit „Unsere Erde“ den ersten Band der mittlerweile zum Klassiker mutierten Reihe „Was ist was“ heraus. Heute wird mit aufgelockertem Layout, herausgehobenen Informationen und gut strukturierten Kapiteln Wissen in Wort und Bild vermittelt. Im Gegensatz zu der „Sehen – Staunen – Wissen“-Serie im Gerstenberg Verlag inszeniert „Was ist was“ seine Themen weniger. Gerstenberg setzt auf stark vom Bild bzw. vom Foto abhängigen Inszenierungen: Die Bilder sind am Wort, die Texte begleiten sie und stellen den Zusammenhang her. Detailbilder veranschaulichen die Informationen, Landschaftsfotos und Porträts setzen wiederum die Details in einen größeren, globalen Zusammenhang. Mit „Sehen – Staunen – Wissen – die Junior-Bibliothek“ rücken Sachthemen mittels häufig formatfüllenden Fotos an die BetrachterInnen heran: Fragen strukturieren die Kapitel, das Sehen wird großzügig bedient, das Staunen erhofft. Der Wissenserwerb dieser Sachbuchserien für ErstleserInnen ist noch nicht erforscht, wie überhaupt die Rezeption von Sachbüchern im Gegensatz zur erzählenden Literatur wenig erforscht ist.

 

Monografien

Katrin und Frank Hecker zeigen in ihrem Buch „Mit Binokular und Lupe – Der Natur auf der Spur“ (Haupt Verlag, Bern 2012), dass Kindergartenkinder alles, wirklich alles unter die Lupe nehmen wollen und auch können. Ein ernsthaftes Buch, das auch erklärt, wie ein Kind richtig durch die Lupe schaut, um schließlich fleischfressende Pflanzen, Brennnesseln etc. zu betrachten. Ein Beispiel dafür, dass der Verzicht auf das, was häufig als kindgerechtes Design empfunden wird (Comic-Elemente), kein Verlust ist, dass Kindern sehr wohl hochwertige Illustrationen, im konkreten Fall Makrofotografien, „zugemutet“ werden können und sollen.

 

Anmerkungen

(1) Gisela Luck: Leichte Experimente für Eltern und Kinder. Freiburg: Herder 2000, S. 139.

(2) Gisela Luck: A.a.O., S. 140f.

 

 

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