Um die Ecke denken

Bibliotheken können auch unkonventionelle Wege einschlagen, um LeserInnen zu gewinnen. Mit KooperationspartnerInnen außerhalb des Kultursektors erschließen sich viele Möglichkeiten, um eine Bibliothek ins Gespräch zu bringen.

AutorIn: 
Victoria Tatzreiter


Bücher sind flexibel. Man kann sie fast überall hinbringen und lesen. Diesen Umstand sollten Bibliotheken nutzen, um ihre Bücher und ihr Angebot auch außerhalb ihrer Räumlichkeiten zu präsentieren und auf diese Weise Menschen zu einem Bibliotheksbesuch zu motivieren. Kooperationen mit PartnerInnen speziell außerhalb des Kultursektors scheinen auf den ersten Blick vielleicht ungewöhnlich, können aber durchaus erfolgversprechend sein.

 

Kooperationen im Gesundheitsbereich

Partnerschaften mit Institutionen im Gesundheitsbereich sprechen vor allem jene Menschen an, welche (vorübergehend) nicht in der Lage sind, eine Bibliothek zu besuchen. Eine Zusammenarbeit mit Krankenanstalten oder Seniorenheimen, die keine eigene Bibliothek haben, bietet die Möglichkeit, PatientInnen oder SeniorInnen mit Büchern zu versorgen. Ein mobiler Ausleihservice kann gewährleisten, dass alle LeserInnen Zugang zum Buchangebot haben.

 

Buchausstellungen in Ambulanzen oder Besuchszimmern sprechen neben PatientInnen beispielsweise auch Menschen an, die sich nicht in stationärer Behandlung befinden.

 

Angelehnt an die Aktion „Bookstart“ in Großbritannien, bei der Eltern beim Gesundheitscheck ihres Kindes altersgerechte Bücher geschenkt bekommen, ist es auch für österreichische Bibliotheken eine Option, gemeinsam mit Arztpraxen oder Hebammenzentren ähnliche Initiativen zu starten. In Wien wurde in Zusammenarbeit mit den Büchereien Wien ein vergleichbares Projekt ins Leben gerufen. Die MitarbeiterInnen der Magistratsabteilung 11 überreichen kostenlose Wickelrucksäcke an Eltern von Neugeborenen. Diese enthalten neben Babykleidung, Pflegeprodukten und Nahrung eine Karte mit Kirangolini-Terminen, die Broschüre „Buchstart“ und eine Leselatte.

 

Kooperationen im Vereinsbereich

Bibliotheken haben zahlreiche Optionen, um Partnerschaften mit Vereinen einzugehen. So können zum Beispiel gemeinsam mit dem Alpenverein oder den Pfadfindern Lese- und Literaturwanderungen organisiert oder für einen Vortrag des Sportvereins Bücher zur Verfügung gestellt werden. Potentielle Partner für eine Zusammenarbeit sind Gesangs-, Musik- oder Sportvereine, Gruppen im kirchlichen Bereich oder Seniorentreffs. Die Bibliothek kann den Vereinen auch anbieten, Veranstaltungen in ihren eigenen Räumlichkeiten abzuhalten, zum Beispiel Vorträge, Workshops oder wöchentliche Treffen.

 

Kooperationen im Rahmen von Veranstaltungen

Veranstaltungen bieten immer einen guten Rahmen, um sich als Bibliothek zu präsentieren und den BesucherInnen das Medienangebot näher zu bringen. Je nachdem, um welche Veranstaltung es sich handelt, können die Präsentation und die Bücher darauf abgestimmt werden. Vorschläge für solche Veranstaltungen sind zum Beispiel Weihnachtsmärkte, Volksfeste, Sportveranstaltungen oder Geschäftseröffnungen.

 

Kooperationen mit Geschäften und Institutionen im Ort

Speziell in kleineren Gemeinden oder Städten können Partnerschaften mit lokalen Geschäften und Institutionen eingegangen werden. Ein Büchertisch im Kaffeehaus, ein speziell gestaltetes Schaufenster oder Flyer in Geschäften bringen Menschen das ganze Jahr über mit Büchern und der Bibliothek in Kontakt. Darüber hinaus ist es denkbar, zu speziellen Anlässen oder saisonabhängig zu kooperieren. So kann es zum Beispiel im Frühling eine Bücherkiste im Park geben, welche im Sommer ins Schwimmbad verlegt wird. Auch Hotels oder Pensionen sind gut geeignet, um speziell TouristInnen mit dem Angebot der Bibliothek vertraut zu machen und um diese zu motivieren, vielleicht während ihres Urlaubes ein Buch auszuleihen.

 

 

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