Max Höfler bloggt: Gott genießen

Max Höfler geht als Grazer, Dichter und Jelinek-Gläubiger zu einem Jelinek-Symposium. Dort lernt er überraschenderweise zu genießen.

WochenEnde! Saufen! GottesDienst! Ich gehe zum GottesDienst. Zum GottesDienst wo heute Elfriede Jelinek gehuldigt wird. Ich glaube an Jelinek und an ihrer Bücher und weiß, dass sie in mir lebt. Ich habe sie noch nie gesehen, bin mir aber sicher, dass sie eindeutig existiert. Weiters würde ich mich sehr freuen, wenn sie mir einmal erscheinen würde, da ich sehr viele sehr ungeklärte Fragen habe. Es gibt Menschen, die bereits eine JelinekErscheinung hatten. Die reden dann auf Bühnen und legen Zeugnis ab. Ein Jünger behauptet sogar, dass er sie beherrschen könnte: Er schriebe nur einen kurzen ElektroBrief und schwuppdiwupp läge auch schon eine originale JelinekSchrift in seinem PostKasterl. Für ihn würde sie einfach alles schreiben. Das glaube ich aber nicht. Er ist ein scheußliches Stück Mann und benimmt sich, wie scheußliche ScheißMänner sich nun mal benehmen: Es schwanzelt gehörig. Der FischGeruch ist bis in die letzte BetBank zu riechen. Keiner entkommt seinem HerrenSamen. Ich hoffe, dass seine AufFälligkeiten vom MessWeinSaufen herrühren und er sonst ein halbwegs normales MännerArschLoch ist und dabei nicht all zu viel Unrecht anrichtet. Jelinek würde sehr schimpfen. Ein anderer Jünger ist sehr brav. Er tut alles was richtig und schön ist. Das ist sein Problem. Jelinek habe nur geantwortet: „Schön, aber ohne LeidenSchaft.“ Das macht ihn stolz. Zumindest habe sie geschrieben, dass sein MachWerk schön sei. Das genüge schon. Das könne nicht jeder von sich behaupten. Alle sind sich einig, dass man das Wort Jelineks genießt. Ich denke dabei an einen romantischen StrandSpazierGang mit dir und VollMond. Einen romantischen StrandSpazierGang, bei dem wir dann eine gute Flasche RotWein genießen und unsere LieblingsPassagen des letzten HandkeBuchs aufmerksam diskutieren. Keusch heben wir uns für die HochZeitsNacht auf und verabschieden uns mit einem züchtigen HandSchlag. Die Nacht genießen wir sittsam in getrennten HotelZimmerBetten. In getrennten HotelZimmerBettem, in denen wir zum Einschlafen noch ein bisschen genüsslich in den NeuErScheinungen unserer Kollegen schmökern. In unseren Träumen liegen wir hingegen verwegen zusammen in BadeAnzug und BadeHose in einer SchaumBadeWanne, genießen Sekt und lesen uns Gedichte vor. Bei einem sehr aufregenden Vers berühre ich versehentlich dein Knie. Das EntSetzen ist groß. Ich wache auf. Uff, nichts passiert. Ich genieße den Rest der Nacht, der ganz normal ist. Und so weiter. Klar, dann muss noch das mit der Armut angesprochen werden. Die deutsche GroßTheoLogin verstünde Sarkasmus auf AnHieb und glaube nicht daran, dass es die Dinge in der JelinekWelt noch gäbe. Der Knecht wäre tot, Armut gestern, also alles schön jetzt. Als Hostie bekomme ich FrankFurter mit Semmel und Senf. Ich bin sehr glücklich.

Gastblogger/in

(c) Garfield Trummer

 

Max Höfler, geboren 1978 in der Oststeiermark, lebt als Autor, Künstler und Literaturbeauftragter des Forums Stadtpark in Graz. Er studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte und promovierte mit einer Dissertation über eine Post-Wittgenstein‘sche Ästhetik. Max Höfler verfasst experimentelle Prosatexte und publiziert regelmäßig in Literaturzeitschriften. Für seine literarischen Arbeiten bekam Max Höfler unter anderem den Peter-Rosegger-Literaturpreis des Landes Steiermark, Literaturstipendium der Stadt Graz und die Autorenprämie des BMUKK für sein Debüt "Texas als Texttitel" zuerkannt. Zuletzt: „wies is is – ein mondo cane machwerk“ Ritter Verlag, 2014

Demnächst: „ARBEIT FREIZEIT GEWALT. Commedia.“ Ritter Verlag 2018

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