Ein Blick auf die öffentlichen Bibliotheken von Österreich
Zehn Tage in Österreich. Auf Einladung des Büchereiverbandes Österreichs reiste ich im September 2017 nach Österreich, um mich dort mit dem Bibliothekswesen zu beschäftigen. Ich war zu verschiedenen Bibliotheksbesichtigungen eingeladen. Im Rahmenprogramm der Bibliotheksreise habe ich die öffentlichen Bibliotheken in Wien und in Salzburg besucht und auch am 33. Österreichischen Bibliothekartag in Linz teilgenommen.
Die Bücherei: die Welt des Lesens und der Unterhaltung!
Die Bibliothek in Österreich ist heute der Markt der Möglichkeiten, der gesellschaftliche Treffpunkt, Ort der öffentlichen Kommunikation und gleichzeitig modernes funktionales Medienzentrum. Die Bibliothek ist nicht nur Bücher-, Lese- und Ausleihort, sie ist auch außerschulischer Bildungsort und zugleich Treffpunkt. Die Büchereien in Österreich sind heute Bildungs-, Kultur-, Lern- und Kommunikationszentren. Interessante Lesungen und Diskussionen locken viele Menschen in die Büchereien, es gibt verschiedene Veranstaltungen in Deutsch und vielen anderen Sprachen (Lesungen, Workshops, Ausstellungen) für Kinder und Erwachsene, zum Beispiel zweisprachige Lesungen und andere Veranstaltungen.
Die öffentlichen Bibliotheken in Österreich sind gut mit Medien und Mobiliar ausgestattet. Und es gibt genug Platz für jeden. Es ist doch sehr wichtig, dass Bibliotheken hohe Aufenthaltsqualitäten durch Kommunikationsräume, zum Beispiel für lesende RentnerInnen oder spielende Kinder, bieten. Ein unglaublich großes Angebot von Medien in den Regalen! Es geht nicht nur um Bücher, sondern um viel mehr: CDs, DVDs, Konsolenspiele, CD-ROMs und Zeitschriften. Meiner Meinung nach lockt dieses große Angebot von Medien das Publikum in die Büchereien. Man taucht in ein Meer von Literatur ein, das ist toll! Dieses physische Empfinden von Büchern umgeben zu sein, das ist etwas, was in die Bibliothek lockt und sie unnachahmlich macht.
„Lebensbegleitendes Lernen“ – eine wichtige Funktion der Büchereien in Österreich. Und hier geht es nicht nur um Lernen im engeren Sinn, sondern auch um Unterhaltung und Freizeitbeschäftigung. In der Hauptbücherei am Gürtel (Wien) ist gerade das Lernen in allen Abteilungen Schwerpunkt. Dort gibt es zum Beispiel verschiedene betreute Kurse und Schulungen (von Computerkursen bis zu Konversationsgruppen sowie „Deutsch um fünf“). Die LeserInnen nutzen die Ressourcen der Bücherei auf CD und CD-ROM. Man kann dort sogar Klavierspielen lernen. Zu diesem Zweck gibt es ein E-Piano, für das man sich an der Infotheke anmeldet und auf dem dann täglich zwei Stunden üben kann. Viele SchülerInnen und auch Erwachsene nutzen die Räumlichkeiten der Bibliothek auch zum Lernen, ohne dabei auf ihre Bestände zu zurückzugreifen!
In Wien besuchte ich auch die Kinderbücherei der Weltsprachen, die anlässlich des Europäischen Tags der Sprachen im September 2015 eröffnet wurde. Das Angebot umfasst Bücher in über 40 Sprachen. Die Bücherei hat auch Kinderbücher auf Ukrainisch, braucht aber mehr. Nach dem Gespräch mit der Leiterin Mag.a Majda Kovacevic haben wir die Hoffnung, dass meine Jaroslaw der Weiße Nationalbibliothek der Ukraine in Zukunft einen neuen Partner im Buchaustausch gewinnt.
In Wien habe ich auch das Bibliothekspädagogische Zentrum besucht. Es leistet große Hilfe für Pädagoginnen und Pädagogen, muss ich sagen! Unter anderem gibt es zahlreiche Themenboxen zu unterschiedlichen Themenbereiche für Kindergärten, Schulen und Jugendeinrichtungen. Eine sehr tolle Idee, finde ich.
Gut und wichtig finde ich auch, dass man mit der Büchereikarte alle Zweigstellen nutzen kann. Entlehnte Medien können in jeder Zweigstelle zurückgeben werden. In den Büchereien stehen Selbstverbuchungsgeräte zur Entlehnung der Medien zur Verfügung. So große Vielfalt von Medien und attraktiven Veranstaltungen, hochkompetente Beratung, fachliche Kompetenz der Bibliothekarinnen und Bibliothekare und auch Aufenthaltsqualität – es kann, meiner Meinung nach, als Erfolgsrezept der österreichischen Büchereien gesehen werden. Ich war auch sehr beeindruckt davon, welche hohe Unterstützung die Bibliotheken vom Staat bekommen! Ich finde, das löst viele Probleme in der Bibliotheksarbeit.
Ich bedanke mich sehr bei dem Team des Büchereiverbandes für den interessanten Studienaufenthalt, der für mich sehr nützlich und interessant war.
Nataliia Kot, Leiterin der Fremdsprachenabteilung der Jaroslaw der Weiße Nationalbibliothek der Ukraine