Die Bibliothek als urbaner Akteur

Kooperationen gehören für öffentliche Bibliotheken zum Alltagsgeschäft. Diese sind seit jeher ein Bestandteil umfassender bibliothekarischer Arbeit und eine Bereicherung für alle Beteiligten.

AutorIn: 
Magdalena Zelger, Michael Sator und Antje Lehn


Sei es die enge Zusammenarbeit mit den Schulen und elementarpädagogischen Einrichtungen, der Austausch mit anderen kulturellen Institutionen wie Museen oder Literaturhäusern oder die Zusammenarbeit mit Freizeitvereinen und Betreuungseinrichtungen.

 

Die Bibliothek kooperiert

Vernetztes Arbeiten eröffnet jeder öffentlichen Bibliothek Chancen auf verschiedenen Ebenen: das Veranstaltungsprogramm der Bibliothek wird breiter, die Auswahl wird reicher. Dies kommt besonders im Feld der interkulturellen Bibliotheksarbeit zu tragen: Bibliotheksveranstaltungen ermöglichen es, sich als Plattform für unterschiedliche kulturelle und soziale Initiativen darzustellen und zur Reflexion und zum Austausch anzuregen. Hier ist es fruchtbringend, sich im Vorfeld  mit Vereinen und NGOs, mit den entsprechenden Kulturinstituten, Kulturvereinen und Botschaften abzusprechen, um in Kontakt mit den jeweiligen Communities zu treten. So kann sichergestellt werden, dass das Angebot die Zielgruppe auch wirklich erreicht. In solcherart Zusammenarbeit zeigt sich ein weiterer Vorteil von institutionell übergreifenden Kooperationen: ein Austausch von KundInnen der verschiedenen Einrichtungen wird möglich, neue KundInnengruppen werden erschlossen – das gilt für beide Seiten. Die öffentliche Bibliothek kann sich selbst und die eigenen Angebote präsentieren und BesucherInnen werden zur regelmäßigen Mediennutzung angeregt.

Darüber hinaus ist Vernetzung auch der eigenen Professionalität zuträglich. Im Austausch mit ExpertInnen anderer Kultur- und Bildungseinrichtungen können BibliothekarInnen ihr Fachwissen erweitern und aktualisieren, können neue Aspekte einfließen und sich inspirieren lassen. Zusätzlich ist ein gemeinsamer Auftritt und eine gemeinsame Bewerbung der KooperationspartnerInnen möglich. Dadurch kann die Wahrnehmung von Seiten der Öffentlichkeit und auf politischer Ebene gesteigert werden.

Vernetzung und Austausch sind gerade heute in Zeiten verknappter Ressourcen ein Kernelement in der Umsetzung bibliothekarischer Arbeit um zielgruppenspezifische Angebote weiter entwickeln und attraktive Projekte starten zu können.

Bei einem Projekt des Gymnasium Henriettenplatz konnte die Büchereizweigstelle Schwendermarkt von den Büchereien Wien folgendermaßen als Kooperationspartner unterstützen:

 

Projektidee: Weltkarte der Schulumgebung

Wie nehmen wir unsere Stadt wahr? Welche Wege gehen wir eigentlich in der Stadt? Teilen wir unsere persönlichen Wegmarken mit anderen? Was orientiert uns innerlich? Eine abstrakte Landkarte oder ein Wechselspiel an Erinnerungen und Attraktionen? Fragen wie diese stellten sich im September SchülerInnen des Gymnasium Henriettenplatz (BRgORg 15) gemeinsam mit Antje Lehn vom Projekt „Akademie geht in die Schule“ in der Büchereizweigstelle am Schwendermarkt. Das längerfristige Gestaltungsziel des Projekts im Rahmen der Fächer Deutsch und Bildnerische Erziehung war es, eine „Weltkarte der Schulumgebung“ zu erstellen, welche das Viertel aus Perspektive der SchülerInnen darstellen sollte.

Eine Station dieser Reise durch das Stadtviertel war die Büchereizweigstelle, die sich nach verschiedenen Projekten zur Grätzelaufwertung, u.a. des namensgebenden Schwendermarktes, gerne wieder als urbaner Akteur empfahl. Neben den SchülerInnen des BRgORg 15 luden wir auch Historikerinnen vom Bezirksmuseum  Rudolfsheim-Fünfhaus ein, um gemeinsame Schnittpunkte der Stadtaneignung herauszuarbeiten. Wir entwickelten ein Setting, in dem Menschen Erlebnisse aus ihrer persönlichen Erinnerung erzählen, die an bestimmte Orte im Bezirk geknüpft sind. Diese sollten mit historischen Begebenheiten ergänzt werden. Rundherum waren historische Fotos und Stadtpläne angeordnet, in der Mitte eine handgezeichnete Karte zur Orientierung. Zur Vertiefung oder zum Nachschlagen diente ein zur Verfügung gestellter Handapparat mit Büchern zur Regionalgeschichte.

Sämtliche Erinnerungsorte sollten schließlich schriftlich und/oder zeichnerisch umgesetzt in die Umgebungskarte mit eingearbeitet werden. Zusätzlich stellte das Bezirksmuseum historische Fotografien und Pläne zur Verfügung, die danach mit Anmerkungen und Anekdoten überlagert in einer Installation des „Eintagsmuseums“ am Henriettenplatz ausgestellt wurden. Diese Dokumente konnten wiederum Passantinnen und Passanten anregen, über das heutige Stadtbild zu reflektieren oder ihre persönlichen Erinnerungen aus dem Stadtviertel in die Karte einzubringen.

 

TeilnehmerInnen:

Eva Eichmair, Caro Estrada-Steiger sowie SchülerInnen der 6b und 6d (BRgORg 15 Henriettenplatz)
Antje Lehn, Johanna Reiner, Frank Hagen, Johannes Hoffmann, Günay Özali (Atlas Team)
Michael Sator , Christian Schneider, Sonja Lötsch (Bücherei Schwendermarkt)
Eva Müller und Waltraud Zuleger (Bezirksmuseum)

 

Hier geht es zur Veranstaltung im Rahmen des Internationalen Festival für urbane Erkundungen 2015 

Hier geht es zum Beitrag der Akademie der bildenden Künste.

Hier geht es zum Bericht des Brgorg15.

Hier geht es zur Bücherei Zweigstelle Schwendermarkt. 

 

 

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